Nach rund 700 Jahren ist eine der Wissenschaft bisher unbekannte Klosterhandschrift über viele Umwege wieder nach Rheinland-Pfalz zurückgekehrt. "Der historische Wert ist kaum hoch genug einzuschätzen, der Kaufpreis beläuft sich auf eine hohe fünfstellige Summe", teilte das Landesbibliothekszentrum in Koblenz mit.
"Mosaikstein der Ordensgeschichte"
Die angekaufte Pergamenthandschrift mit dem Titel "Libellus antiquarum definitionum" habe die Regeln des Zisterzienserordens definiert. Übersetzt bedeute der Name "Buch der geltenden Beschlüsse", sagte der Abt der Zisterzienserabtei Marienstatt im Westerwald, Andreas Range, am Donnerstag bei der Präsentation im Landesbibliothekszentrum Koblenz. Er sprach von einem "Mosaikstein der Ordensgeschichte".

Handschrift gehörte wohl dem Abt des Klosters Himmerod
Das Landesbibliothekszentrum geht davon aus, dass das Büchlein eines Abtes mit 124 Blättern in einem braunen Ledereinband in der mittelalterlichen Schreibwerkstatt im ehemaligen Kloster Himmerod in der Eifel entstanden ist. Es handele sich wohl um das persönliche Exemplar des Abtes, wie der handschriftliche Eintrag "Abbas" auf dem ersten Blatt zeige.
Die Handschrift habe als eine Art Geschäftsordnung den Aufbau sowie die Regierung und Verwaltung des Ordens erläutert, sagte der Sammlungsleiter des Bibliothekszentrums, Armin Schlechter. Die Texte seien grundlegend für die Organisation aller Klöster des Zisterzienserordens und in jeder Einrichtung vorhanden gewesen. Der Abt habe die wohl in der klostereigenen Schreibwerkstatt entstandene Textsammlung als Handbuch auf seinen Reisen zu anderen Klöstern mit sich geführt. Auch sei es von Mönchsbrüdern immer wieder handschriftlich kopiert worden.
Die Handschrift sei bemerkenswert gut erhalten, das Buch außer Verschmutzungen und Wellen intakt, so Schlechter. Auch seien keine späteren Eingriffe festgestellt worden. Das sei für eine Handschrift dieses Alters außergewöhnlich.

Historische Schrift in Wiener Antiquariat erworben
Im 16. oder 17. Jahrhundert sei die Handschrift ins Kloster Arnsburg bei Lich in Hessen und nach dessen Aufhebung vor rund 200 Jahren in die nahe Hofbibliothek der Grafen von Solms-Laubach gelangt. Dann wanderte das gut erhaltene Buch den Angaben zufolge ins Schloss Brunnsee in der Steiermark in Österreich und landete wohl nach einer Versteigerung in englischem Privatbesitz.
Anschließend führte der Weg nach Angaben des Landesbibliothekszentrum wieder nach Österreich: Ein Wiener Antiquariat bot das Buch an. Bei der Recherche nach schriftlichen Kulturgütern aus dem heutigen Rheinland-Pfalz sei es von Experten des Bibliothekszentrums entdeckt und mit Zuschüssen zweier Stiftungen gekauft worden.
Die Handschrift soll nach einer Restaurierung im Tresor der Rheinischen Landesbibliothek in Koblenz aufbewahrt und bei Ausstellungen gezeigt werden. Zudem soll sie digital zugänglich sein.