Der ukrainische Zirkusartist Oleksandr Mak sieht mitgenommen aus. Gerade hat er mit seiner Großmutter telefoniert. Sie lebt im Osten der Ukraine, mitten im Kriegsgebiet. "Es ist wie in einem schlechten Film. Sie legt sich in die Wanne, damit sie einen Schutz vor Bombardement oder Einschlägen hat", erzählt der 25-Jährige.

Zirkusname wird zu einem Problem - auch in Neuwied
Mak ist selbst in der Ukraine aufgewachsen. Seit vielen Jahren arbeitet er als Artist im Moskauer Zirkus, der gerade in Neuwied die Zelte aufgeschlagen hat und dort am Donnerstag mit den Vorstellungen beginnt. Seit über 30 Jahren trägt der Zirkus schon seinen Namen. Der sei jetzt aber zu einer großen Bürde geworden, fürchtet Zirkusdirektor Gino Frank. "Das ist natürlich jetzt Antiwerbung." Seit dem Krieg in der Ukraine würden die Besucher davor zurückschrecken. Er selbst habe Angst vor Anfeindungen und Ablehnung in Neuwied.
Denn auch in Neuwied war der Zirkus wegen des Namens zunächst nicht gerne gesehen, sagt Frank - so wie in anderen Städten auch. Die Stadt Neuwied habe Plakate des Moskauer Zirkus zeitweise wieder abgehängt, bestätigt ein Stadtsprecher. Zuvor habe es viele Nachfragen aus der Bevölkerung und Aufregung in den Sozialen Medien gegeben.
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Viele internationale Artistinnen und Artisten im Moskauer Zirkus
Nach einem Gespräch mit dem Moskauer Zirkus sei die Stadt aber wieder zurückgerudert, so Zirkusdirektor Frank. Er betont, dass der Zirkus nichts mit dem russischen Staat zu tun habe. Der Name sei vor vielen Jahren entstanden, weil schon damals ein großer Teil der Artistinnen und Artisten aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammte. Das Zirkus-Unternehmen selbst aber habe seinen Sitz in Deutschland.
Zirkusorchester kämpft im Krieg in der Ukraine
Rund 70 Menschen arbeiten derzeit für den Zirkus. Viele von ihnen kommen auch heute noch aus Russland und der Ukraine, etwa die Mitglieder des Orchesters. Sie hätten es aber nicht rechtzeitig aus Kiew nach Neuwied geschafft, erzählt der Direktor. Alle acht Musiker kämpften jetzt im Krieg in der Ukraine.
"Wir halten alle zusammen. Ich kann nicht den Russen die Schuld dafür geben."
Derzeit sei der Krieg im Moskauer Zirkus das dominierende Thema, sagt auch der ukrainische Artist Oleksander Mak. "Wir sprechen darüber und hoffen alle, dass das bald ein Ende findet." In der Manege gebe es aber keine Auseinandersetzungen mit seinen Kollegen und Kolleginnen: "Wir halten alle zusammen. Ich kann nicht den Russen die Schuld dafür geben", sagt der 25-Jährige. Nicht jeder russischsprachige Mensch unterstütze den Krieg. Er selbst warne vor Vorverurteilungen.
Der Moskauer Circus gastiert noch bis zum 13. März in Neuwied. Die folgenden Stationen der Tournee sind Trier (17. bis 20. März), Mayen (24. bis 27. März) und Betzdorf (31. März bis 3. April).
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