Ein offenbar psychisch kranker Co-Pilot sperrt den Piloten aus und leitet absichtlich den Sinkflug ein. Der erweitere Suizid von Andreas Lubitz ist zehn Jahre her. Könnte das nochmal passieren und was hat sich seitdem verändert?
- Könnte sich so ein Absturz wiederholen?
- Kein „Ärzte-Hopping“ mehr möglich
- Kontrollen auf Alkohol, Drogen und Medikamente
- Fragen nach psychischen Problemen
- Lufthansa: zusätzliche Tauglichkeitszeugnisse
- Zwei-Personen-Regel wieder zurückgenommen
Könnte sich so ein Absturz wiederholen?
Das sei sehr unwahrscheinlich zitiert das Online-Nachrichtenportal für Luftfahrtnachrichten aero.de Frank Blanken, den Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Wörtlich sagte Blanken laut aero.de: „Jedes System kann mit einer gewissen negativen Energie ausgehebelt werden. Ein zweiter Fall Lubitz ist so aber aus meiner Sicht sehr unwahrscheinlich. Es bleibt unser Ziel, zusammen mit allen Beteiligten das System so sicher wie nur möglich zu machen."
Nach dem Absturz der Maschine wurden verschiedene Vorschriften geändert - eine wurde jedoch wieder zurückgenommen. Das sind die veränderten Vorschriften:
Kein „Ärzte-Hopping“ mehr möglich
Pilotinnen und Piloten werden jedes Jahr auf ihre Flugtauglichkeit hin untersucht. Damit erkrankte Pilotinnen und Piloten sich nicht immer wieder von unterschiedlichen Ärzten neue Flugtauglichkeitszeugnisse ausstellen lassen können, gibt es inzwischen eine europaweite Datenbank. So können sich Fliegerärzte immer ein Gesamtbild von der Krankheitsgeschichte der Personen machen, die sich in ihrer Praxis vorstellen.
Andreas Lubitz soll in der Woche vor dem Absturz mehr als 40 Ärzte besucht haben, die jeweils nichts voneinander wussten.
Kontrollen auf Alkohol, Drogen und Medikamente
Seit 2016 wird die Crew auch ohne vorliegenden Verdacht unmittelbar vor einem Flug auf Alkohol, Drogen und Medikamente kontrolliert. Die Stichproben werden unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt. Das Luftfahrtbundesamt kontrolliert ebenso stichprobenartig, ob diese Kontrollen auch wirklich gemacht werden. Diese Vorschrift wurde 2020 dann auch europaweit eingeführt.
Eine Chronologie des Flugzeugunglücks Zehn Jahre Germanwings-Absturz: So lief die Katastrophe ab
Am 24. März vor zehn Jahren hat ein Co-Pilot aus dem Westerwald eine Germanwings-Maschine in den französischen Alpen zum Absturz gebracht - er wollte Selbstmord begehen. Alle 150 Insassen kamen ums Leben.
Fragen nach psychischen Problemen
Die psychische Gesundheit von Pilotinnen und Piloten wurde mehr in den Fokus gerückt. Bei den jährlichen flugmedizinischen Untersuchungen hat die europäische Luftsicherheitsagentur EASA nun auch zusätzliche Fragen zur psychischen Gesundheit eingefügt. Außerdem wurden die Hilfsangebote für Pilotinnen und Piloten erweitert und ausgebaut.
Lufthansa: zusätzliche Tauglichkeitszeugnisse
Die Lufthansa hat intern eine weitere Regel für ihre Pilotinnen und Piloten eingeführt. Wer drei Wochen lang arbeitsunfähig war, braucht vom Arzt ein neues Tauglichkeitszeugnis, um wieder in den Dienst zurückzukönnen.
Zwei-Personen-Regel wieder zurückgenommen
Zeitnah nach dem Absturz wurde von der EASA die Regel eingeführt, dass immer zwei Personen im Cockpit sein müssen, denn Andreas Lubitz hatte sich den Ermittlungen zufolge allein im Cockpit eingeschlossen. Anschließend wurde diese Regel ausgewertet und 2017 dann zurückgenommen. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft sagte, dass eine Zwei-Personen-Regelung keinen Sicherheitsgewinn bringe. Durch das häufigere Öffnen der Pilotenkanzel würde vielmehr die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Unbefugte hineinkommen.
WDR-Doku zum Germanwings-Absturz Interview mit Doku-Autorin: "Habe bei Gesprächen mitgeweint"
Am 24. März 2015 stürzte das Germanwings-Flugzeug 9525 in den französischen Alpen ab. Alle 150 Menschen kamen dabei ums Leben.
Zehn Jahre nach Germanwings-Absturz Ihr Mann versuchte, die Katastrophe zu verhindern – so geht es der Witwe des Piloten heute
Der Co-Pilot Andreas Lubitz hat die Germanwings-Maschine am 24. März 2015 absichtlich zum Absturz gebracht. Niemand überlebte. Wie geht man mit sowas um? Jetzt spricht die Witwe seines Kollegen. Der Flugkapitän wollte das Unglück noch verhindern. Hier gibts das ganze Interview!