Kleingeld in einer Hand mit einem Portemonnaie (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Friso Gentsch)

Neues System sorgt für Irritationen

Koblenzer Parkhaus: Spende statt Wechselgeld

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Bruno Nonninger

Im Parkhaus im Koblenzer Schängel-Center gibt es seit einiger Zeit kein Wechselgeld mehr bei Barzahlung. Das zu viel gezahlte Geld will der Betreiber spenden. Doch das Konzept kommt nicht so gut an wie erhofft.

Seit Anfang Mai sind mit dem neuen Parksystem auch die Schranken und Parkscheine weggefallen. Stattdessen wird beim Einfahren das Kennzeichen gescannt. Dieses muss man dann später am Kassenautomat eintippen, um zu bezahlen. Das geht an den neuen Automaten per App, mit Karte oder mit Münzgeld. Scheine nimmt der Automat nicht an. Die erste angefangene Stunde kostet aktuell 1,80 Euro. Jede weitere angefangene 2 Euro.

Parkautomat gibt kein Wechselgeld

Zahlt man mit Münzen, und hat diese nicht passend, erscheint im Display der Hinweis darauf, dass das zu viel gezahlte Geld gespendet wird. Doch viele Autofahrer finden das nicht in Ordnung, wie eine SWR-Umfrage unter Parkhausbesuchern ergeben hat. Die Autofahrer zeigten sich mehrheitlich von der neuen Regelung überrascht und teilweise auch überrumpelt.

Eine Befragte bezeichnete das neue Verfahren beispielsweise als "Zwangs-Spende", eine andere gar als "Diebstahl", ein weiterer als "Beschiss". Ein Befragter brachte zudem den "Wohltätigkeits-" und steuerentlastenden Effekt der Spende zur Sprache und meinte: "Normalerweise ist das meine Entscheidung, wo mein Geld hingeht." So, wie es jetzt laufe, könnten andere sich mit dem Geld der Parkkunden als Wohltäter darstellen.

Für manche Parkhausbesucher zählt jeder Cent

Ältere Menschen zeigten sich mitunter überfordert von den neuen Bezahlvorgängen. Eine Parkhausbesucherin kritisierte, dass für sie jeder Cent zähle - auf das Wechselgeld wolle sie nicht verzichten. Das Kleingeld in einem Laden zu wechseln, sei für sie, die nach eigenen Angaben nicht "gut zu Fuß ist", keine Option. Unter anderem mache sie sich Sorgen darüber, dass der Wechselvorgang zu lange dauern könnte. So würden eventuell noch höhere Kosten für das Parken entstehen.

Die Parkhaus-Verwaltung zeigte sich auf SWR-Anfrage verwundert über die negativen Reaktionen. Der Grundgedanke sei es gewesen, das zu viel gezahlte Geld nicht einfach einzubehalten, wie es in anderen Parkhäusern der Fall sei, die kein Wechselgeld mehr ausgäben. Stattdessen wolle man damit etwas Gutes in der Region tun.

Parkhausbetreiber versichert: Geld wird zu 100 Prozent gespendet

Als hundertprozentige Tochter der Sparkasse Koblenz habe man sich dabei für die Spenden-Plattform "heimatlieben" entschieden. Über dieses Angebot der Sparkasse Koblenz könnten so am Ende viele von dem einbehaltenen Wechselgeld profitieren. Die Beträge gebe die Parkhausgesellschaft zu 100 Prozent weiter, so der Betreiber.

Einfahrt zum Parkhaus im Schängel-Center Koblenz (Foto: SWR)
Die Einfahrt zum Parkhaus im Schängel-Center. Es gibt keine Schranken mehr, stattdessen wird das Kennzeichen gescannt und gespeichert.

Dass der "gute Gedanke" nun kritisiert werde, hätte der Geschäftsführer überhaupt nicht erwartet. Auch versicherte er dem SWR: Man wolle keinen Steuervorteil daraus ziehen. Die Gesellschaft werde deshalb für das Geld vom Empfänger später auch keine steuerentlastende Spendenquittung anfordern.

Betreiber will Konzept überdenken und nachbessern

Das System sei in der Erprobungsphase, so der Geschäftsführer der Parkhausgesellschaft. Die Reaktionen und Kritik der Kunden nehme er sehr ernst. Das gesamte Konzept werde deshalb nun nochmal auf den Prüfstand gestellt. Auch über eine andere Preisgestaltung wolle er nachdenken.

Zudem würden größere und besser lesbare Hinweise auf die Umstellung angebracht. Denn auch das hatten viele Nutzer in der SWR-Umfrage kritisiert. Tatsächlich sind die Nutzungsbedingungen bei der Einfahrt und auf den Automaten momentan kaum lesbar.

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