Thomas Kipp und seine Begleiter haben etwa die Hälfte der geplanten Strecke hinter sich und wurden am Montagnachmittag in Kamp-Bornhofen in Empfang genommen. Am Dienstag legen sie eine Ruhepause ein - auf Einladung des Flösser- und Schiffer-Vereins Kamp-Bornhofen e.V.. Denn der Ort am Mittelrhein hat eine lange Flößertradition: Im Ortsteil Kamp gab es früher einen Liegeplatz für Holzflöße. Danach geht es weiter rheinabwärts.
Flößer aus dem Schwarzwald sind auf dem Rhein unterwegs
Die Idee zu dieser Fahrt wie vor hunderten Jahren hatte Thomas Kipp, der Floßmeister des Vereins Schiltacher Flößer e.V., der die jahrhundertealte Tradition pflegt. Thomas Kipp sagte dem SWR, er freue sich auf die Fahrt, die den Menschen in Erinnerung rufen solle, welche große wirtschaftliche Bedeutung die Rheinflößerei in früheren Jahrhunderten gehabt habe - und was für ein Knochenjob das gewesen sei.
Für Floßmeister Kipp ist das Floßfahren aber nicht nur Tradition, sondern auch eine ganz besondere Art der Fortbewegung auf dem Wasser: "Die Verbundenheit zwischen Mensch, Holz und Wasser, das ist eine Innigkeit, die einfach fasziniert." Anders als ein Boot könne ein Floß auch nicht kentern oder untergehen. "Selbst, wenn es mal einen Meter eintaucht, es kommt immer wieder hoch", sagt Kipp. "Das vermittelt ein unglaubliches Vertrauensverhältnis."
Bereits am Freitag sind die Männer in Steinmauern im Kreis Rastatt in Baden-Württemberg gestartet. Aus vierzehn Baumstämmen haben sie ein Floß gebaut. Damit sind sie noch bis zum 29. April in sieben Etappen auf dem Weg über den Mittelrhein bis nach Hitdorf, einem Stadtteil von Leverkusen in Nordrhein-Westfalen.
Rheinflößerei war einträglich, aber ein Knochenjob
Über Jahrhunderte war der Rhein der Weg, um große Mengen an Holzstämmen aus dem Schwarzwald über den Rhein bis in die Niederlande zu bringen - bevor es Güterzüge oder Lastwagen gab: Die Holzstämme wurden zu Flößen zusammengebunden. Die größten von ihnen, die sogenannten Holländerflöße, waren teilweise mehrere hundert Meter lang. Diese Rheinflöße wurden dann mit Muskelkraft gesteuert und auf dem Wasser an den Zielort gebracht, etwa den Sägewerken in Ufernähe.
Holzfloß auf dem Rhein - nur mit Aussenbordmotoren genehmigt
Das Ganze hat einen langen Vorlauf: Eigentlich war die Fahrt schon im vergangenen Sommer geplant, musste dann aber wegen eines Unfalls verschoben werden. Außerdem mussten vorher die Behörden zustimmen: Deshalb machte das Team um Thomas Kipp im Mai 2021 eine 20 Kilometer lange Probefahrt auf dem Rhein zwischen Steinmauern und Maxau.
Alles ging glatt, damit war die Grundlage für die große Floßfahrt geschaffen. Eine Auflage aber gibt es: Anders als in früheren Zeiten brauchen die Flößer auch zwei Außenbordmotoren, sonst wäre die Fahrt nicht genehmigt worden.