Die Jugendherberge Altenahr liegt mitten in der Natur, direkt an einer Biegung der Ahr. Bei der Flutkatastrophe vor knapp vier Jahren war das Haus sehr glimpflich davongekommen. Doch genutzt werden kann die Herberge seitdem trotzdem nicht. "Es brennt mir das Herz, weil sie zu hat", sagt ein Wanderer, der gerade vorbeikommt. Häufig habe er sich schon gedacht, dass er mit seiner Familie dort gerne ein paar Tage verbringen würde.
Ehemalige Zufahrt wurde bei Flutkatastrophe zerstört
Das Problem: Die Zufahrt zur Herberge war früher über eine Brücke am ehemaligen Tennisplatz möglich - die wurde aber von der Flut zerstört und soll so nicht wieder aufgebaut werden. "Auch um der Ahr mehr Platz zu geben", betont der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, Dominik Gieler (CDU).
Alternativ wurden drei verschiedene Möglichkeiten für neue Brückenstandorte erarbeitet. Doch jede Variante bringt Konflikte mit sich: entweder mit dem Naturschutz, dem Hochwasserschutz oder mit den Anwohnern.

Keine Brücken-Alternative ist bislang optimal
Die eine Variante gilt aus wasserwirtschaftlicher Sicht als die beste Option, eine andere Variante ist ein Kompromiss und stößt weder beim Naturschutz, noch beim Hochwasserschutz auf volle Zustimmung. Die dritte Variante trifft wiederum bei Anliegern auf Widerstand. Denn sie müssten bauliche Hochwasserschutzmaßnahmen auf ihren Grundstücken dulden.
Nochmal vier Jahre zu warten, ist nicht möglich.
Dass die Jugendherberge schon vier Jahre nicht mehr genutzt werden kann, ist auch für Jacob Geditz ein Trauerspiel. Der Leerstand und die Wartung kosteten etwa 50.000 Euro im Jahr, sagt der Vorstandsvorsitzende vom Landesverband der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz. "Nochmal vier Jahre zu warten ist, nicht möglich", sagt er. Das Haus würde das nicht überstehen.
Jugendherberge fehlt für den Tourismus in Altenahr
Die Herberge mit 24 Zimmern und 91 Betten würde Altenahr bei voller Auslastung 18.000 Übernachtungen im Jahr bringen, sagt Geditz. Deshalb wünschen sich auch die Wirte aus dem Ort, dass die Jugendherberge zurückkommt.
Christa Storch vom Gasthaus Assenmacher sagt beispielsweise, dass viele ältere Gäste nur deswegen kommen, weil sie vor 30 oder 40 Jahren schon einmal in der Jugendherberge waren. Dass sie schon so lange zu hat, sei ein großer Verlust für Altenahr. Doch verstehe sie natürlich auch die Probleme mit dem Hochwasser- und dem Naturschutz.

3.000 fehlende Betten in der Verbandsgemeinde Altenahr
Stefanie Nelles vom Gasthaus Caspari sieht es genauso. "Früher kamen die Menschen aus der Herberge ja auch in die Stadt", sagt sie. Sie hätten hier ein Eis gegessen, dort einen Wein getrunken und was gegessen. Dass die Jugendherberge schon vier Jahre geschlossen sei, sei nicht gut für den Tourismus des Ortes. Insgesamt fehlen seit der Flut in der Verbandsgemeinde 3.000 Betten, sagt Verbandsgemeindebürgermeister Dominik Gieler.

Verbandsgemeinde: Brücke hat hohe Priorität
Um möglichst schnell zu einer Lösung für die neue Brücke zur Jugendherberge zu kommen, arbeitet die Verbandsgemeinde demnach mit einem Brückenplaner zusammen. Zudem sei sie im Austausch mit der SGD Nord, den zuständigen Behörden und auch mit den Anwohnern.
Dominik Gieler hofft darauf, dass der Bau einer neuen Brücke im kommenden Jahr starten kann. In diesem Fall könnte die Jugendherberge im Jahr 2027 wieder eröffnen, sagt er vorsichtig optimistisch. Immerhin habe die Brücke zur Jugendherberge eine Top-Priorität in der Verbandsgemeinde. Von den 69 Brücken, die geplant und gebaut werden müssten, gehört die Brücke zur Herberge laut Gieler "zu den Top fünf."