Die Zerstörung nach dem schweren Erdbeben in der Türkei. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Boris Roessler)

Bundeswehr half mit Feldlazarett

Bundeswehrärztin aus Koblenz: So lief der Einsatz im Erdbebengebiet in der Türkei

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Sie haben im Erdbebengebiet in der Türkei geholfen, jetzt kehren die Bundeswehrsoldaten zurück. Eine Ärztin aus Koblenz berichtet von ihrem Einsatz.

Die Soldaten des Sanitätsdienstes haben nach Auskunft der Bundeswehr vor allem in Altinözü in der Südtürkei direkt an der Grenze zu Syrien ein provisorisches Krankenhaus betrieben. 56 Soldatinnen und Soldaten waren den Angaben zufolge zuletzt im Einsatz in der Erdbebenregion - sieben davon aus Koblenz.

Unter ihnen auch Nicole - Oberfeldärztin am Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz. SWR Aktuell konnte vor dem Heimflug nach Deutschland mit ihr sprechen. Aus Sicherheitsgründen darf nur ihr Vorname genannt werden. Nicole war in dem Feldkrankenhaus vor allem für die Narkosen zuständig und kam so immer wieder in Kontakt mit den Menschen.

SWR Aktuell: Was hat sich Ihnen für ein Bild geboten, als Sie in der Türkei angekommen sind?

Nicole: Als wir angekommen sind - auf dem Weg vom Flughafen zum Feldlazarett - hat man schon sehr viele zerstörte Häuser gesehen. Bei manchen waren einfach Wände weggebrochen, die Möbel standen noch in den Räumen. Wir kamen dann auch an einer Stelle vorbei, wo sehr viel Schutt abgeladen wurde, wo tagtäglich tausende von Lkw den Schutt von den Häusern hingefahren haben. Das war schon sehr bedrückend.

SWR Aktuell: Was hat Sie am meisten erschüttert?

Nicole: Es ist schon eine sehr beeindruckende Sache, wenn man sieht, dass die Leute einfach in den Zelten wohnen. Wir hatten sehr viele Verbrennungsopfer, vor allen Dingen Kinder mit Verbrennungen. Durch das Wohnen in den Zelten hatten sie deutlich mehr Zugang zu offenem Feuer oder auch heißen Flüssigkeiten. Man hat auch mitbekommen, dass die Leute da auf sehr beengtem Raum wohnen.

Die Bundeswehrsoldaten, die nach dem Erdbeben in der Türkei geholfen haben, kehren Donnerstagabend aus ihrem Einsatz zurück. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Boris Roessler)
Die Bundeswehr hat in einem mobilen Krankenhaus im türkischen Erdbebengebiet Verletzte behandelt. Oberfeldärztin Nicole darf aus Sicherheitsgründen nicht gezeigt werden.

SWR Aktuell: Was ist Ihnen noch besonders nahe gegangen im Kontakt mit den Menschen vor Ort?

Nicole: Dass man einfach mitbekommt, dass manche Menschen ihre komplette Existenz verloren haben. Ein Patient erzählte, dass er lange Zeit ein Geschäft hatte. Er hat sich 30 Jahre lang seine Existenz aufgebaut, um dann jetzt im Ruhestand mit seiner Frau seine Rente zu genießen - und dann haben zwei Minuten Erdbeben alles kaputt gemacht.

SWR Aktuell: Sie waren jetzt zwei Monate vor Ort - mit welchem Gefühl verlassen Sie die Region?

Nicole: Auf der einen Seite weiß man, dass man den Menschen ein bisschen helfen konnte und einige Dinge überbrücken konnte. Dass wir einfach die medizinische Versorgung etwas sicherstellen konnten, weil die Krankenhäuser doch sehr weit weg sind. Wir haben mit türkischen Ärzten zusammengearbeitet, die uns erzählt haben, dass jetzt einige Krankenhäuser wieder den Betrieb aufnehmen und dass sich die Versorgung auch bessert.

"Die Patienten müssen sich jetzt anderweitig Hilfe suchen und dafür teilweise weit fahren."

Auf der anderen Seite hinterlässt man natürlich Patienten, die man versorgt hat, wo man weiß, da ist jetzt vielleicht auch die weitere Versorgung erstmal nicht mehr so gewährleistet, wie wir das jetzt machen konnten. Die müssen sich jetzt eben anderweitig Hilfe suchen und müssen dafür teilweise auch sehr weit fahren.

Das Gespräch führte SWR-Moderator Frank Mühlenbrock.

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