Rückzug aus der Krankenhausversorgung

Insolvenz der DRK-Kliniken: Reaktionen aus dem Norden von RLP

Stand

Das Deutsche Rote Kreuz zieht sich aus der Krankenhausversorgung in Rheinland-Pfalz zurück. Trotzdem sehen die Landräte der betroffenen Kreis nicht schwarz.

Wie geht es jetzt weiter? Diese Frage kann momentan kein Landrat in den Kreisen Neuwied, Altenkirchen, Westerwald, Alzey-Worms und Ahrweiler konkret beantworten. In allen Landkreisen betreibt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als Trägergesellschaft Krankenhäuser und hat am Mittwoch überraschend angekündigt, für sie Insolvenz anzumelden.

Welche Kliniken sind betroffen?

Betroffen sind die Krankenhäuser in Kirchen, Altenkirchen, Hachenburg, Neuwied und Alzey. Für diese Häuser war bereits im Dezember 2024 die Insolvenz verkündet worden. Seit Mittwoch ist bekannt, dass auch die Tageskliniken Bad Kreuznach und Worms, die Fachklinik in Bad Neuenahr, das DRK-Schmerzzentrum Mainz, sowie die DRK Kamillus Klinik Asbach insolvent sind. Bei diesen fünf DRK-Standorten handelt es sich nicht um gewöhnliche Krankenhäuser, sondern um Fachkliniken.

Nach Angaben der DRK-Trägergesellschaft sind die Gehälter der Mitarbeitenden an allen Standorten durch das Insolvenzgeld gesichert. Man bemühe sich zusammen mit dem Insolvenzverwalter um eine Perspektive.

RLP

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Mitarbeiterversammlung in Bad Neuenahr am Montag

Die etwa 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DRK-Fachklinik Bad Neuenahr wurden am Montagmittag vom Insolvenzverwalter über die Situation informiert. In Bad Neuenahr habe die Insolvenz keine Auswirkungen auf Mitarbeiter und Patienten, die Versorgung der Erkrankten sei sichergestellt, so der Kaufmännische Direktor.

Die Landrätin des Kreises Ahrweiler, Cornelia Weigand (parteilos), bezeichnete das Insolvenzverfahren trotzdem als "besorgniserregend". Vor allem seit der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 sei eine spezialisierte psycho-soziale Versorgung für Kinder und Jugendliche von größter Bedeutung, so Weigand. Umso wichtiger sei eine verlässliche therapeutische Unterstützung, wie sie die DRK-Fachklinik bislang biete. Die betroffenen Familien und jungen Menschen dürften in belastenden, schwierigen Situationen nicht allein gelassen werden.

Neuwieder Landrat will Beschäftigte in Asbach halten

Der Landrat des Kreises Neuwied, Achim Hallerbach (CDU), hofft darauf, dass sich ein neuer Träger für die Kamillus Klinik in Asbach finden wird. Jetzt gelte es aber, die Beschäftigten dazu zu motivieren, am Standort zu bleiben - trotz der aktuell unsicheren Situation, sagt Hallerbach. Die Kamillus Klinik ist laut Hallerbach mit ihrem neurologischen Schwerpunkt wichtig für die Region, aber auch für ganz Rheinland-Pfalz. Deshalb sei er zuversichtlich, dass ein neuer Träger das Krankenhaus übernehmen werde.

Der Neuwieder Landrat Achim Hallerbach (CDU) hat in der Kamillus-Klinik in Asbach mit dem kaufmännischen Direktor und dem Betriebsrat über die Insolvenz der DRK-Krankenhäuser in RLP gesprochen.
Der Neuwieder CDU-Landrat Achim Hallerbach (Mitte) hat in der Kamillus Klinik in Asbach mit dem kaufmännischen Direktor Nicki Billig (li.) und Michael Schwering-Sohnrey (re.) vom Betriebsrat über die Insolvenz der DRK-Krankenhäuser in RLP gesprochen.

Hallerbach war am Donnerstagvormittag vor Ort in der Kamillus Klinik in Asbach, um mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über die Insolvenz und ihre Folgen zu sprechen. Michael Schwering-Sohnrey vom Betriebsrat sagte dabei, er sehe ganz hoffnungsfroh in die Zukunft. Die Kamillus Klinik schreibe schwarze Zahlen und vielleicht könne es sogar hilfreich sein, wenn das DRK das Krankenhaus abgebe. In einer gemeinsamen Mitteilung der Klinik und des Kreises heißt es, es gebe auch schon potentielle Interessenten. Allerdings ist nicht bekannt, wer das sein könnte.

Westerwälder Landrat Schwickert ist für Hachenburg optimistisch

Der Landrat des Westerwaldkreises, Achim Schwickert (CDU), ist vorsichtig optimistisch, dass sich für das DRK-Krankenhaus in Hachenburg ein neuer Träger finden wird. Die Mitarbeitenden dort würden eine hervorragende Arbeit leisten, sagte er dem SWR. Das Krankenhaus könne sich wirtschaftlich tragen. Das sollten gute Bedingungen für einen neuen Träger sein. Schwickert sagt außerdem, dass der Westerwaldkreis das Krankenhaus wenn nötig unterstützen werde.

Natürlich führen wir viele Gespräch, aber eben nicht auf dem Marktplatz.

Landrat aus Altenkirchen setzt auf Insolvenzverwalter

Der Landrat des Kreises Altenkirchen, Peter Enders (CDU), sieht jetzt zunächst den Ball im Spielfeld des Insolvenzverwalters. Und wenn sich kein neuer Träger für das Krankenhaus in Kirchen finde, sei der Kreis in der Pflicht. Das gelte auch für die Kinder- und Jugendpsychiarie in Altenkirchen, dabei sei auch der Westerwaldkreis mit im Boot. In einer Mitteilung schreibt Enders: "Natürlich führen wir viele Gespräch, aber eben nicht auf dem Marktplatz." Auch am Montag werde man im Kreisausschuss weiter darüber sprechen.

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Allerdings müsse man jetzt neu nachdenken, wie es mit dem geplanten Krankenhaus-Neubau in Müschenbach weitergehe, sagt Enders. Einen Träger für das geplante zentrale Klinikum könne er nicht erkennen. In seinen Augen mache es Sinn, über eine Neuaufteilung nachzudenken, auch für die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Altenkirchen und das neue Medizinische Versorgungszentrum, das dort gut angelaufen sei.

Landrat vom Kreis Alzey-Worms überrascht von Entscheidung

Der Landrat des Kreises Alzey-Worms, Heiko Sippel (SPD), teilte mit, die Entscheidung des DRK habe ihn überrascht und enttäuscht. Gleichzeitig formulierte er als klares Ziel, das Krankenhaus in Alzey erhalten zu wollen. Noch hätten mögliche Investoren die Möglichkeit, sich als Träger zu bewerben.

Sollten sich keine Interessenten finden, könnte der Landkreis möglicherweise in Zugzwang geraten und das Krankenhaus übernehmen müssen. Denn laut Sippel liege beim Landkreis "die Erfüllung des gesetzlichen Versorgungsauftrags." Entsprechend werde er unverzüglich die Beratungen in den Kreisgremien aufnehmen.

Damit würde der Landkreis Alzey-Worms dem Binger Modell folgen. Das Krankenhaus in Bingen war im vergangenen Jahr von der Stadt Bingen und dem Kreis Mainz-Bingen übernommen worden, um eine drohende Schließung abzuwenden.

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