Sana Olabi und Walid Alsem sind schon von Weitem gut zu erkennen. Sie tragen schwarze Westen und Taschen, auf denen in neongelber Schrift Impflotsen steht. Sie laufen durch die Neuwieder Innenstadt. Ihr Ziel: ein Kinderspielplatz. Dort hoffen sie darauf, mit Eltern ins Gespräch zu kommen: "Vielleicht ist jemand dabei, der Informationen über die Impfung braucht", sagt Alsem.
Neun Impflotsen in Neuwied unterwegs
Der 31-Jährige wurde zusammen mit acht anderen Männern und Frauen aus Neuwied zum Impflotsen ausgebildet. Dabei handelt es sich um ein landesweites Projekt zur Steigerung der Impfquote. Die Stadt Neuwied arbeitet hierfür mit dem Friedensdienst Eirene zusammen. Die Impflosten sollen insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund über die Vorteile einer Impfung aufklären.
Wie hoch die Impfquote in Neuwied genau ist und wie sich die Impfungen in der Bevölkerung verteilen, dazu liegen laut Stadt keine Informationen vor. Die Integrationsbeauftragte von Neuwied, Dilorom Jacka, sieht jedoch großen Handlungsbedarf: "Zum einen liegen Infos nicht vor, zum anderen gibt es Sprachbarrieren, aber auch Vorbehalte und Ablehnungen."
Infos zur Corona-Impfung in 23 Sprachen
Die Stadt hat bereits in Zusammenarbeit mit dem Kreis Neuwied ein mehrsprachiges Video veröffentlicht, indem fürs Impfen geworben wird, und es gab auch schon spezielle Impfaktionen - beispielsweise in einer Moschee. Die Impflotsen sollen jetzt noch den Rest der Menschen erreichen. Sie sprechen Arabisch, Persisch, Türkisch und haben Flyer mit Infos in mehr als 20 Sprachen dabei.
"Meine Tante ist gestorben, weil sie nicht geimpft war."
Die Impflotsen und -lotsinnen gehen dorthin, wo die Menschen sich im Alltag aufhalten. Zum Supermarkt, in Kindergärten oder aber auch zu Corona-Teststellen. Sana Olabi wirbt aus Überzeugung für die Impfung. Sie hat selbst erlebt, wie gefährlich das Virus sein kann: "Meine Tante ist gestorben, weil sie nicht geimpft war. Sie wollte das nicht, weil sie dachte das wäre schlecht. Aber dann ist sie schwer erkrankt und an Corona gestorben."

Impflotsen gehen auf die Menschen zu
Mit ihrer Arbeit will die 23-Jährige dazu beitragen, Ängste rund um die Impfung abzubauen. Und die gibt es nicht nur bei Menschen mit Migrationshintergrund. Die Impflotsen sprechen deshalb alle möglichen Leute an, die sie treffen. Allerdings stoßen sie dabei auch auf viel Ablehnung. Manche reagieren genervt oder auch verärgert. Oft werden Sana Olabi und Walid Alsem abgewimmelt.
Corona-Krisenstab der Bundesregierung lobt Impflotsen in RLP
Trotzdem machen die beiden ihren Job gern. "Es ist eine gute Sache - es geht schließlich um die Gesundheit", meint Alsem. Mehrmals die Woche sind die Impflosten ab sofort unterwegs in Neuwied. Mit jedem Einsatz kommen sie ihrem Ziel ein bisschen näher: Misstrauen abzubauen und bei einer mündigen Impfentscheidung zu unterstützen.