Marissa Stuntz sitzt vor einer violetten Wand (Foto: SWR)

Odyssée von Arzt zu Arzt

Sechzehnjährige aus Virneburg lebt mit Herzschrittmacher

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AUTOR/IN
Nada Fiebes
Bild von Autorin Nada Fiebes aus dem SWR Aktuell Studio Koblenz unterwegs als Reporterin in Bad Neuenahr-Ahrweiler. (Foto: SWR)

Marissa wird immer wieder ohnmächtig. Lange ist nicht klar, woran es liegt. Inzwischen lebt die Sechzehnjährige mit einem Herzschrittmacher.

Marissa tanzt leidenschaftlich gerne. Und auch Fußball hat mal zu ihren Hobbys gehört. Damit musste sie aber aufhören, weil sie immer wieder ohnmächtig wurde, erzählt die 16-Jährige aus Virneburg im Kreis Mayen-Koblenz. Mehr als zwei Jahre ist nicht klar, was ihr fehlt. An einen Herzfehler denkt bei ihrem Alter zunächst niemand. Die Familie vermutet erst einmal Kreislaufprobleme.

Als Marissa dann auch im Sportunterricht umfällt, fährt die Familie ins Krankenhaus. "Da haben die erst nichts raus gefunden und gesagt, dass es am Schulstress liegt", erinnert sich Marissa. Anfang August 2022 wird sie dann zuhause wieder ohnmächtig. Sie wird in ein Krankenhaus in Andernach eingeliefert. Die Ärzte können nichts feststellen.

Diagnose: Marissa braucht einen Herzschrittmacher

Als sie wieder umfällt und ins Marienhaus-Klinikum in Neuwied kommt, steht die Diagnose mithilfe eines Langzeit-EKG schnell fest: Es stellt sich heraus, dass Marissa zwei Herzstillstände hatte, einmal sechs Sekunden und einmal elf Sekunden lang. "Die Anamnese war typisch", so Dr. Burkhard Hügl, Chefarzt für Kardiologie.

"Ich habe erst gedacht: Was erzählt der Arzt da? Da ging mir schon ein Schauer über den Rücken. Meine Mutter und ich waren erst mal fassungslos", erzählt die 16-Jährige. Die Diagnose: Marissas Sinusknoten funktioniert nicht immer richtig. Der gibt eigentlich den Takt für den Herzrhythmus vor. Marissa entscheidet sich schnell für einen Eingriff und damit auch für einen Herzschrittmacher.

"Ich hab erst gedacht: Was erzählt der Arzt da? Da ging mir schon ein Schauer über den Rücken."

Marissa kann wieder ein normales Leben führen

Marissa bekommt einen so genannten Micra Herzschrittmacher. "Der ist nicht vergleichbar mit normalen Schrittmachern", erklärt Dr. Hügl. Diese Art Schrittmacher sei kleiner, etwa drei Zentimeter groß und habe keine Elektroden, so der Chefarzt. Dadurch sei auch der Eingriff wesentlich einfacher und nach der Operation sei von außen nichts mehr zu sehen. "Damit konnten wir zielgerichtet helfen und Marissa kann ein ganz normales, jugendliches Leben führen. Der Schrittmacher ist wie eine Reserve, die im Notfall greift."

Herzschrittmacher bei Jugendlichen eher selten

Der Schrittmacher bleibe jetzt dauerhaft in Marissas Herz. Wenn in 10 bis 14 Jahren ein neuer nötig sei, dann könne einfach ein weiterer Schrittmacher daneben gesetzt werden. "Vielleicht ist der dann auch nur noch so groß wie ein Fingernagel, je nach dem, wie weit die Technik bis dahin ist", spekuliert die Jugendliche. Ein Fall wie der von Marissa sei eine Rarität, sagt der Chefarzt. Es sei sehr selten, dass junge Menschen einen solchen Eingriff benötigten.

Marissa fühlt sich mit dem Herzschrittmacher besser. Sie nimmt wieder ganz normal am Training ihrer Tanzgruppe teil. Und auch mit Fußball möchte sie irgendwann wieder anfangen.

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