Martin Hochdörffer und Bernd Kretschmann stehen in einem zerstörten Haus in Dernau (Foto: SWR)

Freiwilliges Engagement reißt nicht ab

Winzer aus der Südpfalz hilft immer noch beim Wiederaufbau in Dernau

Stand

Direkt nach der Flutkatastrophe eilten tausende Freiwillige aus ganz Deutschland ins Ahrtal, um beim Retten, Bergen und Aufräumen zu unterstützen. Einige von ihnen kommen seitdem regelmäßig.

In den ersten Wochen fuhr Winzer Martin Hochdörffer fast jeden Tag nach der Arbeit auf seinem Weingut in der Südpfalz an die Ahr. Abends 230 Kilometer hin, im Morgengrauen 230 Kilometer wieder zurück. "Wir haben Tanks voller Wasser nach Dernau gebracht. Außerdem Boxen zum Lagern von Weinflaschen, Stromaggregate, Bautrockner und noch vieles mehr", erinnert sich Hochdörffer.

Hilfe aus der Pfalz für Dernau auch ein Jahr nach der Flut

Am zweiten Tag nach der Katastrophe lernte Hochdörffer in Dernau Helga und Bernd Kretschmann kennen. Bernd arbeitete in seinem schwer beschädigten Haus, das bis zum Dachgeschoss unter Wasser gestanden hatte und fragte Martin nach einem Akkuschrauber. "Innerhalb von einer halben Stunde waren zehn Leute hier und haben aufgeräumt", erinnert sich Bernd Kretschmann. "Und die kommen seitdem immer wieder. Irgendwie sind die Pfälzer süchtig geworden, zu helfen."

"Ohne die Helfer hätten wir es nicht geschafft. Wir hätten den Mut verloren."

Die Helfer hätten viel Halt gegeben, sagt Bernds Ehefrau Helga: "Ohne die Helfer hätten wir es nicht geschafft. Wir hätten den Mut verloren." Eigentlich wollten die beiden Rentner ihr völlig zerstörtes Haus mit Unterstützung der Freiwilligen aus der Südpfalz sanieren. Doch ein zweiter Gutachter habe festgestellt, dass das Gebäude nicht zu retten sei, weil die Wände zu stark durch Heizöl verunreinigt seien. Jetzt muss das Haus abgerissen werden.

Aufbau-Aktion an der Ahr wird zur Abriss-Mission

Deshalb ist aus der Aufbau-Aktion der Südpfälzer Helfer eine Abriss-Mission geworden: Fliesen werden von Wänden geschlagen, Fachwerk-Balken von der Hausfassade gerissen und die Decken zwischen den Stockwerken abgebrochen. Dabei sind Helfer und Flutgeschädigte enge Freunde geworden, sagt Bernd Kretschmann: "Es sind Freundschaften entstanden, die auch dann, je nachdem wo wir bleiben werden, natürlich Bestand haben."

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Winzer Hochdörffer fährt aktuell noch einmal im Monat zum Helfen nach Dernau. Die übrigen Wochenenden werden abgedeckt von Mitgliedern der Wirtschaftsjunioren Südpfalz aus Landau. So haben Helga und Bernd Kretschmann regelmäßig Unterstützung. Auch in vielen anderen flutgeschädigten Haushalten in Dernau helfen die Südpfälzer.

Unterstützung aus der Süpfalz soll noch länger andauern

Ihre Unterstützung an der Ahr werde noch lange Zeit benötigt, sagt Martin Hochdörffer. "Es gibt hier in Dernau noch Ecken, da würde ich sagen, es hat sich nichts oder fast gar nichts getan." Es gebe dort noch Arbeit für mindestens fünf Jahre und so lange würden er und die anderen Mitglieder der Wirtschaftsjunioren aus Landau regelmäßig kommen. "Solange die Leute uns brauchen, kommen wir", sagt er.

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SWR