Auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten

Gefährdet geplantes Seniorenheim in Mayen den Gartenschläfer?

Stand

Von Autor/in Sandra Thyssen

In Mayen-Hausen sorgt der Gartenschläfer für Diskussion: Er gehört zu den bedrohten Tierarten und hat sich am Mosellaplatz angesiedelt. Dort ist ein neues Seniorenheim geplant.

Vor mehr als zehn Jahren habe sich eine Gartenschläfer-Familie im Mayener Stadtteil Hausen rund um den Mosellaplatz niedergelassen, sagt Anwohner Wolfgang Jänisch. Die maus-ähnlichen Tiere leben auf dem Dachboden seines Hauses und auf der Grünfläche des Mosellaplatzes.

Doch möglicherweise könnten die kleinen Nager bald verschwinden, denn die Stadt Mayen plant dort ein Seniorenheim. Deshalb sorgen sich einige Bürger nun um die Gartenschläfer. "Dieses Tier ist in unserer Region nirgends zu finden, aber bei uns in Hausen haben wir die Ehre", sagt der Hausener Thomas Weber. "Es wäre schade, wenn sich das bald ändert."

Ein Gartenschläfer auf dem Dachboden eines Wohnhauses in Mayen-Hausen.
Der Gartenschläfer kann in Hausen seit 2014 mit Bildmaterial nachgewiesen werden.

Hausener haben Bürgerinitiative gegründet

Wolfgang Jänisch besitzt einige hundert Bilder und Videos seiner "Mitbewohner", weil er Wildkameras auf dem Dachboden aufgestellt hat. Er hatte den Gartenschläfer-Fund vor zwei Jahren an den BUND gemeldet. Die Umwelt- und Naturschutzorganisation hat die Meldung geprüft und als Gartenschläfer bestätigt.

Wir wollen den Lebensraum der Tiere und Pflanzen in unserem kleinen, idyllischen Ort erhalten.

Das Säugetier wird in der Roten Liste der bedrohten Tierarten in Kategorie zwei als "stark gefährdet" geführt. Insgesamt gibt es zehn Kategorien. Null bedeutet "ausgestorben", eins heißt "vom Aussterben bedroht". Die Männer hoffen, dass das nicht irgendwann auf den Gartenschläfer zutrifft. Deshalb wollen sie für den Erhalt der Tierfamilie in Hausen kämpfen. Sie haben eine Bürgerinitiative gegründet und werden nach eigener Aussage anwaltlich vertreten.

Fachbüro hat Artenschutz geprüft

Die Stadt Mayen plant, auf dem rund 4.000 Quadratmeter großen Mosellaplatz ein dreistöckiges Seniorenheim zubauen. Eine Stadtsprecherin teilte auf SWR-Anfrage mit, dass im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens ein Fachbüro den Artenschutz geprüft habe. Der Gartenschläfer solle beim Bau des Seniorenheims berücksichtigt werden. Beispielsweise sollen Gebäudeteile stehen bleiben, in denen sich die Tiere aufhielten. Außerdem will die Stadt nach eigenen Angaben zusätzliche Anpflanzungen vornehmen.

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Das Fachbüro habe zudem festgestellt, dass durch die Bebauung der Grünfläche kein "unmittelbarer artenschutzfachlicher Konflikt" abzuleiten sei, da die Art durch den Wegfall der Grünfläche keinen essentiellen Lebensraumverlust erleide. Die Baumaßnahmen würden den Gartenschläfer daher nicht erheblich und nachhaltig beeinträchtigen.

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Die Hausener Jänisch und Weber sehen das anders. Seit Jahren werde um die letzte größere Grünfläche im Mayener Stadtteil Hausen gerungen, sagen sie. "Wir wollen den Lebensraum der Tiere und Pflanzen in unserem kleinen, idyllischen Ort erhalten", so Weber.

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Bild von Multimediareporterin Sandra Thyssen aus dem SWR-Regionalstudio Koblenz