Für Renate Wulff ist es ein bisschen wie Geschenkepacken für Weihnachten. Vor jeder Versteigerung packt die für Fundsachen zuständige Stadtmitarbeiterin, Plastiktüten voll mit Spielzeug, Schuhen, Büchern oder was sonst noch so alles an Haltestellen, in Diskotheken oder in Kaufhäusern liegen gelassen wird oder verloren geht. Die Päckchen kommen dann für wenige Euro bei der jährlichen Versteigerung unter den Hammer.
In diesem Jahr gibt es besonders viele Fundsachen
Genau wie Dutzende von Fahrrädern, Musikboxen, vollgepackte Koffer, Sportsachen, Musikinstrumente oder ganze Anglersets und niegelnagelneue Werkzeugkoffer. Auch Kinderwagen seien immer dabei, schmunzelt Renate Wulff. Da wundere sie sich schon, dass die jemand stehen lasse und nicht vermisse. Überhaupt hätten die Koblenzer in diesem Jahr besonders viel verloren. 820 Fundsachen mehr als im letzten Jahr seien in ihrem Büro abgegeben worden.

Versteigert wird alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Bis auf eine Ausnahme: Handys, Tablets, Computer und Co. dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht weitergegeben werden. "Die werden vernichtet, da kommt die Sim-Karte und der Akku raus und dann werden die verschrottet."
Versteigerung hat ihre Fans in Koblenz
Die jährlichen Versteigerungen haben ihre leidenschaftlichen Fans in Koblenz und Umgebung, erzählt Renate Wulff. Das sei schon fast eine familiäre Atmosphäre, oft kämen jedes Jahr die selben Leute zum Schnäppchenjagen.
"Und dann wird gerempelt, die wollen in der ersten Reihe sitzen."
Bevor sich die Tore der Lagerhalle öffnen, stünden die Stammkunden am Morgen schon Schlange. "Und dann wird gerempelt, die wollen in der ersten Reihe sitzen. Das sind Leute, die eigentlich nur wegen des Schmucks kommen."

Schmuck im Wert von etwa 2.500 Euro stand in diesem Jahr zur Versteigerung. Alles sei vorher auf Echtheit geprüft worden. Genau wie die Uhren, die auf den ersten Blick teuer aussehen. "Und dann googel ich die und denke, wow, die kostet ja 1.200 Euro", so Wulff. Bis eine Prüfung zeige, dass sie ein Plagiat ist, oft ein Mitbringsel aus dem Urlaub, das jemand in der Stadt verloren hat. Plagiate dürfen allerdings nicht versteigert werden.
Wer sich nicht rechtzeitig meldet, hat Pech gehabt
Alles was im Fundbüro der Stadt Koblenz abgegeben wird, wird erstmal sechs Monate aufbewahrt, um zu sehen, ob sich ein Besitzer meldet. Zusätzlich erfolgt sechs Wochen vor der eigentlichen Versteigerung nochmal eine öffentliche Bekanntmachung. Sie habe einmal erlebt, dass ein Mann während einer Versteigerung sein Fahrrad wieder erkannt hat, erzählt Renate Wulff. Pech für ihn, sagt sie, er habe lange genug Zeit gehabt sich zu melden. Das Rad gehörte dann dem, der es ersteigert hatte.