Das Wasser stand in der Laurentius-Kirche in Ahrweiler schulterhoch. Die Wassermassen verwüsteten den Innenraum des Hauses. Acht Wochen nach der Flutkatastrophe hängt nur noch ein Zettel an der Tür: "Die Kirche ist bis auf weiteres geschlossen!". Doch Pfarrer Heiko Marquardsen hat dennoch derzeit viel zu tun. Denn noch immer sind nicht alle der 133 Flut-Toten aus dem Ahrtal beerdigt.
"Wir haben durchaus mehrere Beerdigungen die Woche, teilweise auch am Tag", erzählt Marquardsen. Vier Pfarrer kümmern sich in der Pfarrgemeinschaft um sieben Pfarreien - die meisten davon im Katastrophengebiet.

Beerdigungen von Flutopfern berührt auch Helfer
Für Marquardsen sind Beerdigungen von Flutopfern besonders schwierig. Denn die Angehörigen sind selbst meist vom Hochwasser betroffen, haben ihr Haus verloren und Angehörige sterben sehen. Wenn auf einer Beerdigung den Verwandten die Worte fehlten, sie ins Weinen geraten, sei das auch für den Pfarrer immer eine schwierige Situation. "Das zieht an uns ja auch nicht spurlos vorbei."
Seelsorger brauchen Sensibilität
So kommt es vor, dass auch die Helfer Hilfe brauchen. Marquadsen selbst hilft es mit Freunden über den Alltag zu reden, über das, was er täglich in Ahrweiler erlebt. Über die Flut, die vielen Toten, das Leid, das viele Menschen in der Region erleben mussten. Aber er muss auch zuhören. Ihm geht es darum, dass die Trauernden Raum bekommen für ihren Schmerz und ihnen auch Pausen gelassen werden. Marquardsen erinnert sich an ein Gespräch, bei dem ein Witwer nicht mehr weiter sprechen konnte. "Ich glaube da brauchen auch wir als Seelsorger ein Stück Sensibilität."
Beisetzung war auf vielen Friedhöfen nicht möglich
Der Trauerprozess sei bei jedem Menschen anders, sagt der Geistliche. "Die Menschen brauchen ihre individuelle Trauer und ihre Art damit umzugehen". Für die Angehörigen ist es belastend, dass noch nicht alle Toten beigesetzt sind. Auf vielen Friedhöfen war das nicht möglich, weil die Flut auch sie verwüstet hat. So wurde der Ahrtor-Friedhof in den vergangenen Wochen beispielsweise von der Bundeswehr aufwändig aufgeräumt. Die Beerdigungen mussten auf anderen Friedhöfen stattfinden. Zum Teil dauerte es auch, bis die Toten identifiziert waren, denn die Flut trieb sie oft kilometerweit das Tal hinab.
Pfarrer Marquardsen rechnet damit, dass es noch bis Ende des Jahres dauern wird, bis alle Verstorbenen der Flut beerdigt sind. Und trotzdem muss der Alltag an der Ahr weitergehen. "Ich hatte letzte Woche Schulgottesdienste mit Einschulungen von Schülern. Also diesen normalen Alltag, den gibt es auch noch."