Der Schrecken der Flutnacht steht ihr ins Gesicht geschrieben: Auf einem Transportwagen im Depot- und Sammlungsraum des Hauses der Geschichte in Bonn liegt eine Puppe. Sie ist völlig verschlammt, ohne Haare, die Arme beinahe krampfhaft von sich gestreckt, ihre Augen nur noch leere Höhlen. Für Sammlungsdirektor Dietmar Preißler ist sie eines der beeindruckendsten Flutobjekte.
"Wenn man davor steht, läuft es einem eiskalt den Rücken runter, weil man sich vorstellen kann, wie mächtig die Wirkung dieser Schlammmassen war und wie traurig ein Kind sein muss, weil es sein Spielzeug verloren hat." Keiner wisse, woher die Puppe komme, sagt er.

Von den Wassermassen geraubte Erinnerungen
Etwa 100 dieser stummen Zeugen der Flutkatastrophe vom vergangenen Juli hat das Haus der Geschichte bereits gesammelt. Darunter ist auch ein Fotoalbum. Die Seiten müssen von den Mitarbeitern des Museums noch vorsichtig mit einem Pinsel von Schlamm und Schimmel befreit werden. Nicht ein Foto ist in dem Album übrig geblieben, nur die handschriftlichen Notizen dazu sind noch zu sehen.

Auch wirtschaftliches Ausmaß der Katatastrophe soll abgebildet werden
Dem Sammlungsdirektor geht es nach eigenen Angaben zum einen darum, dass die Menschen anhand dieser Objekte auch in ein paar Jahren oder Jahrzehnten noch verstehen, wie schrecklich die Flutkatstrophe war und was sie im Leben der Menschen ausgelöst hat.
Zum anderen solle die Ausstellung aber auch zeigen, wie viele Branchen von der Flut betroffen waren und sind: Industrie, Handwerk, Kultur. Dafür steht der matschüberzogene Bildschirm eines Computers, der einem Fotografen gehörte. 800.000 Bilder waren darauf.
"Auf diesem Computer waren 800.000 Bilder. Die sind schlicht und ergreifend weg."
Der Fotograf habe ihn einer Firma gegeben, die die Bilder wieder herstellen sollte, aber die Spezialisten seien in die Knie gegangen, sagt Preißler. "Die Zerstörung war zu groß."
Sammlung bleibt vorerst im Depot
Präsentieren wolle er die Objekte jedoch vorerst noch nicht. "Ich glaube, es verbietet sich, jetzt eine große Ausstellung zur Flut zu machen", sagt der Sammlungsdirektor. Ein Historiker sei manchmal gut beraten, eine gewisse zeitliche Distanz zu wahren, bevor er Gegenstände zeige.
Denn auch unter den Mitarbeitenden im Haus der Geschichte gebe es Verbindungen zu Angehörigen von Flutopfern und -schicksalen, so Preißler. Die müssten jetzt den schmalen Grat zwischen Professionalität und Empathie aushalten. Einen Termin für die Ausstellung zur Flutkatastrophe gebe es daher noch nicht.