Drei Monate nach dem Hochwasser im Ahrtal

Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler kämpft mit Folgen der Flut

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Das Hochwasser im Ahrtal hat auch im Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler gewütet. Unzählige Akten sind verschmutzt und die Arrestzellen zerstört. Trotzdem geht die Arbeit weiter.

Eine provisorische Telefonanlage, Stifte und Papier – mehr hatten die Mitarbeiter im Amtsgericht in Bad Neuenahr-Ahrweiler in den ersten Tagen nach dem Hochwasser nicht. Im Altbau stand das Wasser 60 Zentimeter hoch, im Neubau einen Meter. Der gesamte Keller mit den dort archivierten Akten wurde geflutet; Heizung, Telefonanlage und Arrestzellen wurden komplett zerstört.

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Verschmutzte Akten müssen restauriert werden

Die Akten, die in den unteren Regalen gelagert wurden, sind nach der Flut von Wasser und Fäkalschlamm überzogen. Sie müssen jetzt restauriert werden, denn das Amtsgericht ist verpflichtet, Grundbücher, Adoptionsdokumente oder Akten zu Insolvenzverfahren mehrere Jahrzehnte aufzubewahren. Die Dokumente werden jetzt eingefroren und anschließend gesäubert.

Susanne Dreyer-Mälzer, die Direktorin des Amtsgerichts in Bad Neuenahr-Ahrweiler, geht davon aus, dass alle Akten wiederhergestellt werden können. Vor allem jetzt seien gewisse Dokumente sehr gefragt: "Die Menschen brauchen dringend einen Grundbuchauszug, um mit ihren Versicherungen zu verhandeln und eine Erstattung zu bekommen", sagt Dreyer-Mälzer.

Die Grundbuchauszüge konnte das Gericht in Bad Neuenahr-Ahrweiler über das Amtsgericht in Sinzig bekommen. Dort wurden die Auszüge aus der elektronischen Datenbank gezogen und nach Bad Neuenahr-Ahrweiler gebracht. "Es ist uns wichtig, den wirklich hart getroffenen Bürgern im Ahrtal so gut zu helfen, wie wir nur können", sagt die Direktorin.

Das Amtsgericht in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde ebenfalls von der Flut getroffen. Im Altbau stand das Wasser 60 Zentimeter hoch. (Foto: SWR)
Das Amtsgericht in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde ebenfalls von der Flut getroffen. Im Altbau stand das Wasser 60 Zentimeter hoch.

Büroräume statt Arrestzellen

Auch bei den Arrestzellen muss das Amtsgericht jetzt improvisieren. Personen, die in Haft sitzen und zu Verhandlungen ins Gericht kommen müssen, warten jetzt in Büroräumen statt in einer Zelle auf ihr Verfahren. Dort werden sie von zwei Wachtmeistern beaufsichtigt: "Das ist nicht unsicherer als in einer Zelle", sagt Dreyer-Mälzer, "aber eben sehr personalintensiv".

"Ich gehe davon aus, dass wir alle Verhandlungen innerhalb der Frist durchführen können."

Mittlerweile finden auch wieder Verhandlungen statt - aber mit Einschränkungen, denn viele Verfahrensbeteiligte können wegen der Flut nicht teilnehmen. Einige von ihnen wohnen nicht mehr in der Region, außerdem hätten viele Anwaltskanzleien noch geschlossen, sagt die Direktorin. Häufig müssten deshalb Termine verlegt werden. Trotzdem werde man die Fristen einhalten können, betont Dreyer-Mälzer.

OLG-Präsident kündigt Gefahrenanalyse an

Von Auswirkungen der Flut waren nach Angaben des Präsidents des Oberlandesgerichts Koblenz, Thomas Henrichs, auch die Amtsgerichte Sinzig sowie Prüm und Daun in der Eifel betroffen. Die Funktionsfähigkeit dieser Gericht sei aber nur kurzzeitig eingeschränkt gewesen.

Henrichs kündigte eine Aufarbeitung der Geschehnisse an. Abläufe müssten rückblickend betrachtet werden, um gegebenenfalls Dinge zu optimieren. Zudem solle eine Gefahrenanalyse für die Standorte erarbeitet werden.

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