Kaum war am Freitagvormittag die Praxis von Afshin Sanati offiziell eröffnet, klingelte auch schon ununterbrochen das Telefon. Das zeigt, wie wichtig es für die Gemeinde Nauort ist, wieder einen weiteren Hausarzt zu haben. Zwar gebe es im Ort zwei weitere Ärzte - dass ein Arzt jetzt ein Jahr lang gefehlt habe, sei aber deutlich spürbar gewesen, sagt Ortsbürgermeister Dietmar Quernes (CDU).
"Für uns als Ortsgemeinde hat eine gute ärztliche Versorgung oberste Priorität", so Quernes. Die Gemeinde hatte daher das Gebäude mit der Praxis gekauft, als klar wurde, dass der vorherige Hausarzt aufhört. Der Gemeinderat sei der Meinung gewesen, dass es so leichter sein würde, einen neuen Arzt zu finden - und so war es letztlich auch.
Neuer Arzt freut sich auf Arbeit in eigener Praxis
Afshin Sanati wohnt mit seiner Familie in der Nähe von Nauort. Wie der Arzt berichtet, war das auch einer der Gründe, warum er die Praxis dort übernommen hat. "Ich bin selbst verantwortlich, bin flexibel, kann die medizinische Versorgung nach meinem eigenen Ermessen ausgestalten und so die Praxis zum Wohle meiner Patienten führen", sagt Sanati.
KV bemängelt, dass zu wenige Ärzte ausgebildet werden
Für viele Arztpraxen findet sich heute aber kein Nachfolger mehr. Wie Andreas Bartels vom Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Nauort sagt, müssten in Rheinland-Pfalz viel mehr Medizinstudienplätze geschaffen werden. "Wir sprechen das in der Politik immer wieder an. Wir bilden an der Uniklinik in Mainz weniger Ärzte aus, als wir im Land Bedarf haben." Die KV schlägt etwa vor, dass auch an den Universitäten in Trier und Kaiserslautern Medizinstudienplätze geschaffen werden.
Wege zum Arzt werden künftig länger
Im Westerwaldkreis leben etwa 201.500 Menschen. Dort gibt es laut Kassenärztlicher Vereinigung derzeit 123 Hausärzte. 77 Prozent der Hausärzte seien bereits 50 Jahre oder älter. In den kommenden Jahren werden also viele Ärzte in den Ruhestand gehen und Lücken hinterlassen.
"Man muss das offen sagen, es wird sich in den kommenden Jahren einiges ändern. Es wird nicht mehr so sein wie früher. Die Wege zum nächsten Arzt werden für die Bürger weiter werden", sagt Andreas Bartels. Man müsse dann dafür sorgen, dass der Patient zum Arzt kommt oder umgekehrt, die KV arbeite da gerade an verschiedenen Modellen. Eines davon könne etwa eine mobile Arztpraxis sein. Die könnte gerade im ländlichen Raum die Lücken schließen.