Jäger Christian Meyer ruft Elvis und die anderen Wildschweine. Sie sind irgendwo in dem elf Fußballfelder großen, umzäunten Waldstück unterwegs. Der Gattermeister ist seit Wochen dabei, Vertrauen zu den Tieren aufzubauen, damit sie sich an Menschen und Hunde gewöhnen: "Wir probieren es Schritt für Schritt aus. Zuerst waren sie 50 Meter weg, dann noch 40 und auf einmal sind sie 1,50 Meter neben einem. Das krasseste Erlebnis war dann, als Elvis kam und ich ihn anfassen konnte. Und irgendwann habe ich Futter um mich gestreut und alle kamen und haben gefressen."
Jagdhunde sollen ihre Aufgaben lernen
Die sieben Wildschweine, die in dem Projekt eingesetzt werden, sind zwischen ein und zwei Jahren alt und kamen aus dem Tierpark Kaiserslautern in den Hunsrück. Ab nächstem Frühjahr sollen Jagdhunde mit ihrer Hilfe üben, wie sie sich bei einer Jagd richtig verhalten, sagt der andere Gattermeister Thomas Ricklin-Thiry: "Ein Hund auf der Drückjagd hat den Sinn, dass er Wild selbstständig aufspürt, dann durch Bellen auf die Läufe und in Bewegung bringt und den Schützen dann möglichst vor die Büchse bringt, um einen Schuss abgeben zu können."

Ausbildung in mehreren Schritten
Bei der Ausbildung im Gatter sollen die Hunde ihre Aufgaben für die Jagd lernen. Die Wildschweine seien so gesehen die Profis und arbeiteten mit den Hunden, sagen die Jäger. Das Training erfolge in mehreren Schritten.
"Wichtig ist ein kontrollierter Kontakt an der Leine."
Erstmal sollen sich die Tiere mit Abstand begegnen: die Hunde an der Leine, dazwischen ein Zaun, sagt Christian Meyer: "Es ist natürlich nicht sinnvoll, mit dem Jagdhund direkt reinzugehen und ihn frei arbeiten zu lassen und er stürzt sich auf die Sau und beißt sich fest. Das ist ja genau das, was wir nicht wollen. Wichtig ist deshalb ein kontrollierter Kontakt an der Leine. So können wir gucken, wie reagiert der Hund, hört er auf den Jäger und ist er für die Jagd geeignet." Später sollen die Hunde das Schwarzwild dann selbstständig suchen.
Es gebe maximal fünf Ausbildungstage, erklären die Jäger. "Es ist keine unendliche Geschichte. Wenn der Hund dann nicht brauchbar ist, ist er für die Schwarzwildjagd eben raus."
"Es ist eine unglaubliche Tierquälerei."
Peta kritisiert Ausbildungsmethode
Kritik an der Methode kommt von Peta: Die Tierschutzorganisation ist grundsätzlich gegen die Jagd. In den Wildschweingattern würden die Tiere jedoch zusätzlich gequält, sagt Peta-Sprecherin Nadja Michler: "Jagdreviere sind sowieso viel zu klein. In Wildschweingattern werden die Tiere dann in noch kleineren Gebieten eingezäunt. Die Tiere sind halb handzahm und können noch nicht mal flüchten. Das hat wirklich mit Naturregulation gar nichts mehr zu tun, weil das ein komplett unnatürlicher Zustand ist. Es ist eine unglaubliche Tierquälerei."
Training soll tierschutzgerechte Jagd ermöglichen
Für die Jäger ist das Gegenteil richtig. Der Jagdverband Rheinland-Pfalz investiere in das Projekt viel Geld und Zeit, damit in Zukunft bei Drückjagden am besten nur noch geschulte Hunde eingesetzt werden könnten, sagt Thomas Ricklin-Thiry: "Wir wollen erreichen, dass nicht jeder Hund einfach zur Jagd mitgenommen wird, sondern nur gut ausgebildete Hunde. Nicht nur um den Hund zu schützen, sondern auch um das Wild vor zu starken Angriffen von Hunden zu schützen. Denn wir wollen das Wild ja sauber tierschutzgerecht ohne großes Leid durch einen Schuss erlegen und nicht durch einen Hund reißen lassen."
Trainingsbetrieb soll im Frühjahr starten
Studien der Hochschule Hannover hätten außerdem gezeigt, dass Wildschweine bei der Arbeit mit Hunden im Gatter keinen Stress erlebten, sagt der Gattermeister: "Wir sehen es aber auch bei der täglichen Arbeit mit den Tieren. Die Wildschweine wissen genau, was passiert und gehen mit der Situation total relaxed um."
Im Frühjahr soll der Ausbildungsbetrieb im Hunsrücker Wildschweingatter losgehen. Der Bedarf dafür sei so groß, sagt der Jagdverband, dass sich dafür schon jetzt die ersten Jäger angemeldet hätten.