Norbert Münch aus Ehlingen kann es kaum erwarten: Nach mehr als zwei Monaten kann er wieder heiß duschen. Wie viele andere Menschen im Ahrtal hat er seit der Flutkatastrophe Mitte Juli keine Heizung und kein warmes Wasser in seinem Haus. Nun ist es endlich soweit: Die ersten Häuser im Ahrtal werden wieder an das Gasnetz angeschlossen.
Ortsteile südlich der Ahr als erstes wieder am Netz
Damit die Menschen im Ahrtal ihre Heizungen auch nutzen können, sind seit Dienstag Monteure des Energieversorgers Mittelrhein evm in den Ortschaften unterwegs. Sie entlüften die Leitungen, überprüfen den Gasdruck und schauen nach, ob die Leitungen dicht sind. "Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir mit als Erstes wieder Gas bekommen", sagt Münch. "Kalt duschen ist einfach nicht schön."

Häuser in Green, Ehlingen und Teile von Heimersheim sind als erstes dran. Häuser in Heppingen, Gimmigen, Kirchdaun und Bengen sollen in den kommenden Tagen ans Netz gehen. "Nach dem aktuellen Stand werden wir bis Ende November alle Orte wieder anschließen können", sagt evm-Pressesprecher Marcelo Peerenboom. Der Energieversorger hat auf seiner Internetseite eine Übersicht über die aktuellen Arbeiten veröffentlicht.
Flut hat Erdgasnetz im Ahrtal zerstört
Der Energieversorger evm hat das Erdgasnetz, das durch die Flut zerstört wurde, wiederhergestellt und das nach eigenen Angaben sogar schneller als gedacht. Die Hochdruckleitung zwischen Lohrsdorf und Heppingen steht wieder. Sie sei die Hauptschlagader im Ahrtal, durch sie strömt das Gas von Remagen-Kripp bis nach Walporzheim.
"Nach dem aktuellen Stand werden wir bis Ende November alle Orte wieder anschließen können."
Bei der Flut wurden die ursprünglich 16 Ahr-Kreuzungen des Gasnetzes komplett zerstört. Rund 133 Kilometer Gasleitungen und mehr als 7000 Netzanschlüsse sind betroffen. Mit einem speziellen Spülbohrverfahren konnte die evm neue Leitungen unterhalb des Flussbettes erstellen.

Flaschengas und Elektro-Ofen sind keine Alternative
Norbert Münch ist erleichtert, dass er früher als gedacht ans Netz angeschlossen wird. Seit 30 Jahren führt er sein Unternehmen Fliesen Münch. Durch die Flut wurde nicht nur sein Wohnhaus in Ehlingen zerstört. Auch seine Ausstellung in Bad Neuenahr, seine Lagerhalle in Lohrsdorf und mehrere Mietshäuser im Ahrtal wurden beschädigt - und sind ohne Heizung und warmes Wasser.
"Ein Wohnhaus mit rund 150 Quadratmetern oder eine Lagerhalle mit einem Elektro-Ofen zu heizen, das ist unbezahlbar."
Pilotprojekt zur Wärmeversorgung Mayschoss bekommt zweiten Heiz-Container
Am Wochenende soll in Mayschoss ein zweiter Heiz-Container aufgestellt werden. Damit könnte ein weiteres Haus im Ahrtal wieder beheizt werden.
"Wir waren davon ausgegangen, dass wir Gastanks besorgen müssen", sagt Münch. Ob die Tanks aber rechtzeitig zur kalten Jahreszeit gekommen wäre, bezweifelt der Unternehmer. Auch andere Alternativen seien schwierig: "Flaschengas ist ruckzuck leer. Und ein Wohnhaus mit rund 150 Quadratmetern oder eine Lagerhalle mit einem Elektro-Ofen zu heizen, das ist unbezahlbar", sagt Münch.
Wie sieht die Energieversorgung im Ahrtal zukünftig aus?
Laut Marcelo Peerenboom von der evm liegt der Fokus aktuell auf der Wiederherstellung und der Reparatur des Netzes. "Die Menschen erwarten zu Recht, dass sie keinen kalten Winter erleben müssen", sagt Peerenboom. Parallel würden aber auch Überlegungen mit dem Land, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und anderer Behören, wie ein zukunftssicheres Energieversorgungssystem aufgebaut werden könnte.