Im September 2022 ging die Jüdische Gemeinde noch davon aus, dass die Arbeiten schon Anfang diesen Jahres beginnen. Nach Angaben von Architekt Wolfgang Lorch haben die Planungen jedoch etwas länger gedauert. Dies hänge mit der Größe des Projekts und der Vielzahl an Beteiligten zusammen.
Baubeginn für Synagoge soll nun 2024 sein
Der genaue Termin für den Baustart hänge noch davon ab, wann die Baugenehmigung vorliege. Der Bauantrag dazu soll im kommenden März gestellt werden. Der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde in Koblenz, Avadislav Avadiev, sagte dem SWR, dass er zufrieden damit sei, wenn die Synagoge 2026 fertig werden würde.

Auf dem Baugrundstück soll Anfang Dezember ein neunarmiger Leuchter und ein Bauplakat mit einer Skizze für die Synagoge aufgestellt werden.
Seit fast 70 Jahren finden die Gottesdienste seiner Gemeinde in einem dauerhaften Provisorium auf dem jüdischen Friedhof statt, der ehemaligen Aufbahrungshalle, erzählt der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde in Koblenz. Nun soll ein neues Gebetshaus und Gemeindezentrum auf einem Grundstück in der Weißer Gasse in der Altstadt entstehen. "Wir sind endlich am Ende eines langen Weges", freut sich Avadiev.
Renommierte Architekten planen Synagoge in Koblenz
Das Architektenbüro aus Frankfurt hat auch in München oder Dresden die Synagogen geplant. Nach dem Entwurf für Koblenz sollen in dem Neubau 150 Gläubige bei Gottesdiensten Platz finden. Der schlichte Gebetsraum mit Lesepult und Toraschrein wird durch Oberlichter mit Licht durchflutet. Wie im orthodoxen Judentum üblich, gibt es eine Balustrade, von der aus Frauen getrennt von den Männern am Gottesdienst teilnehmen.

Über das Kellergeschoss ist die Synagoge den Plänen nach mit dem neuen Gemeindezentrum verbunden, das neben dem Gebetshaus entstehen soll. Dort will die Gemeinde auch Interessierte zu Kultur- oder Diskussionsveranstaltungen einladen. Im Außenbereich des gut 1.000 Quadratmeter großen Geländes ist zudem eine abgesicherte Außenanlage sowie ein öffentlich zugänglicher Bereich geplant.
Moderne Architektur knüpft an die Wurzeln des Judentums an
Dem Architekten Wolfgang Lorch aus Frankfurt war wichtig, Metaphern des Judentums in seinem Entwurf anzudeuten. So lehne sich die Architektur des Neubaus an das Bild des jüdischen Tempels und des Zeltes an, erläutert Lorch. Beides seien Symbole jüdischen Lebens und stünden für Beständigkeit und für den alttestamentarischen Auszug aus Ägypten.
Damit knüpfe der Neubau der Synagoge an die Wurzeln des Judentums an und hebe sich deutlich von der Architektur ehemaliger Synagogen in Deutschland ab. Vor ihrer Zerstörung während des Holocausts seien diese meist christlichen Gotteshäusern nachempfunden worden, so Lorch.
"Der Neubau ist ein Symbol für den Neuanfang jüdischen Lebens in Koblenz"
Der Vorsitzende der Gemeinde, Avadislev Avadiev. sieht in der neuen Synagoge daher auch ein Symbol für den Neubeginn des jüdischen Lebens in Koblenz. Seine Gemeinde in Koblenz und der Umgebung sei während der vergangenen Jahre gewachsen. Sie zähle fast 900 Mitglieder (Stand 2022). Viele von ihnen kommen demnach aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Zudem kommen auch Gläubige zum Gebet, die aus der Ukraine geflüchtet seien.

Seit fast zehn Jahren hat sich die Gemeinde nach eigenen Angaben für den Neubau der Synagoge eingesetzt. Insgesamt soll das Bauvorhaben rund sechs Millionen Euro kosten. Das Projekt wird nach Angaben der Gemeinde vom Bund, dem Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Koblenz bezuschusst.