Drohnen fliegen im Ahrtal - für besseren Katastrophenschutz nach der Flut. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Entwicklung neuer Verfahren

Bessere Vorbereitung auf Katastrophen: Deshalb fliegen Drohnen über die Ahr

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Johannes Baumert
Bild von Johannes Baumert im Regionalbüro Bad Neuenahr (Foto: SWR)

Mehrere Drohnen flogen am Samstag entlang der Ahr und machten Fotos von der Gegend. Ihre Bilder sollen dabei helfen, in Zukunft besser auf Katastrophen vorbereitet zu sein.

Ihr Flug geht über Altenahr, Dernau und Rech - die Orte, die bei der Flutkatastrophe im Sommer vergangenen Jahres besonders stark betroffen waren. Die Drohnen schießen hochauflösende Bilder von der Region. So, wie sie es unmittelbar nach der Katastrophe schon einmal getan haben.

Retter vom DRK kommen nach Altenahr zurück

Den ganzen Samstag ist Uwe Kippnich mit seinem Team im Ahrtal unterwegs. Kippnich ist Koordinator für Sicherheitsforschung beim Bayerischen Roten Kreuz. Ein halbes Jahr hat er an der Aktion im Ahrtal mitgeplant. "Das Ziel ist es, neue Verfahren zu entwickeln, um in Zukunft besser auf Katastrophen vorbereitet zu sein", sagt er. Kippnich hat 40 Jahre Erfahrung in der Katastrophenhilfe. Direkt nach der Flut war er mit dem Deutschen Roten Kreuz im Ahrtal unterwegs.

"Wir sind ja am Anfang fremd in dem Gebiet", erklärt Kippnich die Herausforderungen der Helfer, die aus verschiedenen Regionen Deutschlands kamen. Wenn die Helfer mit Autos oder Lastwagen in den zerstörten Gegenden zum Beispiel über eine Brücke fahren wollen, dann müsse der Fahrer wissen, ob er das könne oder ob die Brücke zerstört sei.

Drohnen sollen bei Katastropheneinsätzen helfen

Und hier kommen die Drohnen ins Spiel. Denn deren Bilder können mit Satellitenfotos vor der Katastrophe verglichen werden. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz sollen die Daten miteinander abgeglichen und die Bilder zusammengefügt werden. Beim Vergleich mit Satellitenbildern oder älteren Drohnenaufnahmen könne so automatisch ausgewertet werden, wo zuvor ein Gebäude gestanden hat, wie hoch das Wasser kam oder welche Wege noch befahrbar sind.

"Die Künstliche Intelligenz musst du ja trainieren."

Alles wichtige Informationen, um Menschenleben zu retten oder einschätzen zu können, wo die Hilfe am dringendsten gebraucht wird. So könne im Katastrophenfall ein Lagebild entstehen, das den Rettern von Feuerwehr, THW und Rotem Kreuz bei der Koordination des Einsatzes helfen kann. "Die Künstliche Intelligenz musst du ja trainieren", sagt Kippnich. Das ist das Ziel der Drohnenflüge über die Ahr.

Forscherteams aus ganz Deutschland arbeiten am Projekt

Das Projekt heißt AIFER und wird unter anderem vom Bundesforschungsministerium und dem Verkehrsministerium unterstützt. Neben den Helfern vom Roten Kreuz sind auch Experten vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem THW, dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und vom Kreis und den Feuerwehren dabei. "Allein, dass sich die Forscher austauschen ist super", sagt Kippnich.

In der Katastrophe entstandene Fotos und Videos sollen helfen

Denn jede Forschungseinrichtung bringt unterschiedliche Geräte und Materialien mit. Im Einsatz sind verschiedene Drohnen, unter anderem eine Flächendrohne, die beispielsweise auch bei Seenotrettungs-Einsätzen gebraucht wird. Wie ein ferngesteuertes Flugzeug kann die Drohne weite Entfernungen zurücklegen. "Sie kann auch noch bei hohen Windstärken fliegen", so Kippnich. Andere Modelle können dafür sehr punktgenau auf- und absteigen.

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Auf den Fotos und Videos aus dem Polizeihubschrauber in der Flutnacht sind nach Angaben eines Hydrologen hohe Strömungsgeschwindigkeiten der Ahr zu erkennen. Holger Schüttrumpf war vom Untersuchungsausschuss des
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Doch auch in der Katastrophe entstandene Fotos und Videos sollen bei dem Projekt helfen. So hat das Team von Kippnich zum Beispiel Bilder ausgewertet, die auf dem Kurznachrichtendienst Twitter verbreitet wurden. Sie zeigen die Zerstörungen der ersten Stunden. Anhand deren Geodaten können sich die Helfer einen besseren Überblick verschaffen und so auch im Krisenstab ihre Einsätze koordinieren.

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