Die Schweppenburgmühle steht schon seit 650 Jahren im Brohltal, umgeben von dichtem Wald und Hügeln. Der jetzige Müller, Rainer Mosen, führt sie in vierter Generation. Und das mit Leidenschaft: "Ich hab meinem Vater als Kind in der Mühle schon an der Schürze gehangen." Immer sei klar gewesen, dass er die Mühle einmal führen wird. "Aber gezwungen wurde ich nicht", sagt er. Das sei ihm wichtig.
Heute nennen wir das erneuerbare Energien.
Heute steht er inmitten von Walzenstühlen, Sieben und Sackware, redet mit Kunden, füllt Mehl ab, und im Hintergrund hört man das Klappern der Mechanik und des Wasserrades. Es ist mehr als einhundert Jahre alt und hat einen Durchmesser von knapp sieben Metern. "Müssen sie sich mal vorstellen", sagt Mosen, "mit Wasserkraft arbeitet die Mühle schon seit 650 Jahren. Heute nennen wir das erneuerbare Energien."

Brohlbach treibt die Schweppenburgmühle an
Die Mühle hat fünf Etagen: Unten bringt der Brohlbach bis zu 40 PS auf die Mahlwerke, weiter oben wird gesiebt, abgepackt und verkauft. Alles noch von Hand. Und doch geht es Mosen nicht nur ums Mahlen. "Du hast den Kontakt mit den Landwirten aus der Region, mit den Bäckern und den Privatkunden. Da gibt es immer Austausch, dann wird mal ein Witz erzählt und das alles macht es eben auch aus", sagt er.
Die Kunden stehen vor der Mühle. Da ist ein Bauer aus Sinzig, der für seine Tiere sieben Säcke Weizenkleie abholt. Ein Hobbybäcker kommt extra aus Köln angereist. "Ich habe hier die Erfahrung gemacht, dass das Mehl eine ganz andere Qualität hat, als im Supermarkt", sagt er. Das merke man beim Brotbacken, beim Kuchenbacken, genauso wie wenn man sich eine Pizza macht.

Die Zukunft der Minimühle ist bedroht
Mühlen, wie die von Mosen, gibt es kaum noch. Sie kann 900 Tonnen Mehl im Jahr produzieren und gilt damit als Minimühle. Im Kreis Ahrweiler ist sie die letzte, die noch Mehl herstellt. Auf der anderen Seite des Baches, beginnt schon der Kreis Mayen-Koblenz. Und auch dort gibt es keine einzige mehr. "Das liegt auch daran, dass die ganzen Handwerksbäcker wegsterben", sagt Mosen. Er habe mal gezählt: Früher habe es noch mehr als dreißig Handwerksbäcker in der Region gegeben, heute seien es nur noch fünf.

Nur noch 500 Mühlen in Deutschland
In den 1950er Jahren zählte der Verband der Getreide- und Mühlenwirtschaft noch etwa 14.500 Mühlen in Deutschland. Heute sind es gerade mal 500. Industrielle Großmühlen und der Billig-Bäcker-Markt macht ihnen das Überleben schwer.
Eigentlich müsste man uns unter Artenschutz stellen.
Das Berufsbild des Müllers stirbt - obwohl es als eines der ältesten Handwerke der Welt gilt. "Eigentlich müsste man uns unter Artenschutz stellen", sagt Mosen. Einen Nachfolger hat er noch nicht.