Die Omikron-Welle fegt über das Land - das zeigt sich auch im Versorgungsgebiet Mittelrhein-Westerwald. Dem aktuellen Wochenbericht des Landesuntersuchungsamts (LUA) in Koblenz ist zu entnehmen, dass die Inzidenz mittlerweile auf mehr als 800 (RLP: 963) gestiegen ist. Derzeit sind im Versorgungsgebiet mehr als 10.000 aktive Corona-Fälle bekannt.
Aus dem Wochenbericht geht unter anderem auch hervor, dass die Zahl der Impfdurchbrüche im Land weiter steigt. Betrachtet man die letzten acht Kalenderwochen, so entfallen 56 Prozent der gemeldeten symptomatischen Corona-Infektionen auf ungeimpfte und nicht vollständig geimpfte, 28 Prozent auf vollständig geimpfte und 16 Prozent auf geboosterte Menschen.
Corona-Impfung schützt nicht sicher vor Infektion
Dass sich trotz Impfung viele Menschen mit dem Coronavirus infizieren, sieht Dr. Philipp Zanger, Epidemiologe und Referatsleiter des Landesuntersuchungsamts, relativ entspannt. Er verweist darauf, dass die Corona-Schutzimpfung in erster Linie schwere Verläufe verhindern soll - eine Infektion komplett verhindern, das sei Wunschdenken. Zanger spricht deshalb erst von einem Impfdurchbruch, wenn Menschen tatsächlich so schwer an Corona erkranken, dass sie ins Krankenhaus müssen.
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Und da sehen die Zahlen schon wesentlich besser aus. Rückblickend auf die vergangenen acht Wochen mussten im Land 594 Menschen im Krankenhaus wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt werden. Davon waren lediglich 18 Prozent vollständig geimpft und sechs Prozent geboostert. Intensivmedizinisch behandelt werden mussten in dieser Zeit laut Landesuntersuchungsamt landesweit 94 Personen - der Großteil davon (85 Prozent) war nicht oder nicht vollständig geimpft.
"Wir sehen, dass die Impfung hilft."
Die Zahlen spiegeln sich auch in den Erfahrungsberichten von Krankenhäusern aus dem Großraum Koblenz wider, wie eine kleine Umfrage ergeben hat. Dr. Ansgar Rieke vom Koblenzer Krankenhaus Kemperhof, das zum Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein gehört, sagt im Gespräch mit dem SWR: "Wir sehen, dass die Impfung hilft." Die Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden müssten, seien zum größten Teil ungeimpft oder immungeschwächt.
Verschiedene Risikofaktoren für schweren Corona-Verlauf
Mit Blick auf die letzten beiden Pandemiejahre haben Rieke und auch Kollegen aus anderen Krankenhäusern viele Gemeinsamkeiten bei den Corona-Patienten festgestellt - unabhängig vom Impfstatus. Hohes Alter, Diabetes, Übergewicht, Krebs, Dialysepflichtigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, all dies sind laut Rieke Risikofaktoren für einen schweren Corona-Verlauf.
Aber es habe auch immer wieder Einzelfälle von augenscheinlich gesunden - auch vergleichsweise jungen - Menschen gegeben, die auf der Intensivstation behandelt werden mussten oder sogar an Covid-19 verstarben. Vom Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur (KKM) heißt es, dass die Patienten, die zuletzt einer intensivmedizinischen Überwachung bedurften, ungeimpft und im Alter zwischen 22 und 54 Jahren waren.
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80 Prozent der Corona-Patienten, die momentan im KKM behandelt werden, hätten sich mit der Omikron-Variante infiziert. Auch hier seien schon schwere Verläufe beobachtet worden - vor allem bei Ungeimpften. Das bestätigt auch das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein. Auffällig sei aber auch, dass die stationären Patienten schneller wieder entlassen werden könnten als früher.
Der Verwaltungsdirektor des Verbundkrankenhauses Linz-Remagen, Thomas Werner, äußerte angesichts der hohen Infektionszahlen zuletzt die Sorge, dass Omikron zur Belastung für die Normalstationen werden könnte. In dieser Hinsicht appelliert er auch an Geboosterte, sich nicht auf ihren Impfschutz zu verlassen und weiterhin vorsichtig zu sein.
Auch Geimpfte können Virus weitergeben
Wie stark Geboosterte oder Geimpfte das Virus weitertragen können, dazu wird weltweit geforscht - mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) informiert auf seiner Webseite, dass Geimpfte vermutlich kürzere Zeit ansteckend sind, sagt aber auch: "In welchem Maß die Impfung die Übertragung des Virus reduziert, kann derzeit nicht genau quantifiziert werden."
Dr. Ansgar Rieke betont in diesem Zusammenhang, wie wichtig die Corona-Tests im Alltag seien. Durch die Tests in Schulen, Kitas oder am Arbeitsplatz könnten Infizierte entdeckt werden, die keine Anzeichen einer Erkrankung zeigen: "Ich glaube, die Rolle der asymptomatischen Träger wird unterschätzt." Dass Menschen, die keine Symptome zeigen, das Virus unbemerkt weitergeben könnten, sieht er vor allem bei der hochansteckenden Omikron-Variante als Gefahr.