Die Menschen, die in Kroppach aus dem Bus aussteigen, sehen übernächtigt aus. Sie sind blass im Gesicht. Dreizehn Frauen und Kinder sind es am Sonntag, die ihre Heimat wegen des Ukrainekriegs verlassen haben. Ein paar Taschen, wenige Koffer - mehr haben sie nicht dabei. Unter ihnen ist auch Valeria Krokovna mit ihrer Tochter Sofija, ihrem Sohn Danilo und der Großmutter.
Sie kommen aus Dnipro in der Nähe von Kiew. Bevor sie im Westerwald ankamen, ging die Sonne auf. Erst dann habe sie gesehen, wo der Bus sie hingebracht hatte, erzählt die 35 Jahre alte Frau. "Das ist eine sehr schöne Gegend hier, besonders für meine Kinder".
Mutter aus Dnipro brachte ihre Kinder in Sicherheit
In ihrer Heimatstadt sei noch nicht gekämpft worden, sagt Valeria Krokovna, die als gelernte Handelsvertreterin Englisch spricht. Aber sie habe mitbekommen, was nur wenige Kilometer entfernt geschah. "Die Leute, die aus Russland in unser Land gekommen sind, haben nicht nur Soldaten getötet. Sie haben Zivilisten getötet -auch Kinder. Sie haben auf die Grundschule geschossen, auf Krankenhäuser, auf alles".
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Valeria Krokovna ist erleichtert, jetzt mit den beiden Kindern und der Großmutter in Sicherheit zu sein. Ihr Ehemann sei zu Hause geblieben, um sein Land zu verteidigen. Sie wisse nicht, wie es ihm gehe, sagt sie.
Busunternehmer hatte eigentlich mehr Geflüchtete mitnehmen wollen
In Kroppach sind die geflüchteten Menschen am Morgen herzlich von Mitarbeitern der Verbandsgemeinde Hachenburg empfangen worden. Bei der Ankunft bekamen sie gespendete Lebensmittel. Danach wurden sie im Rathaus der Verbandsgemeinde registriert.
Es sind weniger als sich der Busunternehmer Ulrich Meutsch erhofft hatte. Er hat die Hilfsaktion organisiert. Mit zwei Bussen war er mit seinem Team an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren, beladen mit knapp acht Tonnen Hilfsgütern. Eigentlich wollten sie 80 Menschen aus Polen in den Westerwald bringen. Viele der an der polnisch-ukrainischen Grenze gestrandeten Menschen hätten aber Angst gehabt, sich auf die Reise in ein fremdes Land zu machen.
"Das geht enorm an die Nieren, wenn du dieses Elend siehst. Alle diese Frauen mit ihren Kindern, das ist ganz schlimm", sagt Meutsch bei seiner Rückkehr. In einer Sammelstelle in Polen sei es besonders schlimm gewesen. Feldbetten standen dort eng aneinander. "Das kann man nicht beschreiben", sagt Meutsch, "das ist keinem zu gönnen". Doch auch hier wollte niemand in den Westerwald fahren. Oftmals würden die Menschen hier auch von Verwandten abgeholt.

Geflüchtete in Wohnungen untergebracht
Valeria Krokovna und die anderen Flüchtlinge haben die Fahrt in den Westerwald gewagt. Sie werden jetzt von der Verbandsgemeinde Hachenburg versorgt, die ihnen Wohnungen zur Verfügung stellt. Später sollen sie auf Familien im Westerwald verteilt werden. Krokovna und ihre Kinder wollen im Westerwald bleiben, sagt sie.
"Ich will nicht mehr zurück und wenn mein Mann noch lebt, will ich ihn hierher holen. Wir sind eine Familie und wir müssen zusammen sein". Die Ukrainerin will versuchen, in Deutschland eine Arbeit zu bekommen, ihre Kinder sollen hier zur Schule gehen. Nach Angaben der Verbandsgemeinde Hachenburg haben sie zunächst einen Aufenthaltsstatus von einem Jahr.

Busunternehmer will wieder nach Polen fahren
Busunternehmer Ulrich Meutsch will den Menschen in der Ukraine nach eigenen Angaben auch weiter helfen, erneut mit Hilfsgütern nach Polen fahren und möglichst viele Menschen aus der Ukraine in den Westerwald bringen. Bereits am Montag war ein weiterer Bus mit Geflüchteten in der Verbandsgemeinde Hachenburg angekommen. Er hatte am Sonntag in Krakau 50 Menschen aus der Ukraine an Bord genommen. Drei wollten in Limburg aussteigen, 30 von ihnen in Koblenz, die weiter zu Verwandten wollten. Die anderen wurden in den Westerwald gebracht. Nach Angaben der Gemeinde werden sie dort zunächst in einer Unterkunft in Roßbach untergebracht. In den kommenden Tagen sollen die Frauen und Kinder dann bei Familien unterkommen.