In monatelanger Arbeit und Eigenleistung fing Klaus Lubischer an, das verfallene Mühlengebäude in Thörlingen zu renovieren. Der Dachstuhl musste komplett neu aufgebaut, Balken und Wände ersetzt werden, es gab kaum Elektro- oder Wasserinstallationen. Das Haus ist noch immer eine Baustelle - aber mit einer Besonderheit: Im Keller hat Lubischer sich eine kleine Hausbrauerei eingerichtet.
Aus fixer Jugendidee wurde konkretes Projekt
Die eigene Hausbrauerei sei noch eine verrückte Idee aus seiner Jugend, sagt Lubischer. Durch seinen Job und die Familie, aber auch aus Platzgründen sei er nie dazu gekommen.
"Alte Mühle - hier wurde früher Getreide gemahlen - es gibt Wasser, hier habe ich Platz: Das wäre eigentlich der ideale Ort zum Bierbrauen!"
Seit einigen Jahren braut Lubischer sein eigenes Bier. Vom Schroten des Getreides bis zum Etikettieren der Flaschen macht er alles in Handarbeit. Sein Bier ist also ein echtes "Craft-Bier".
Die Bierdosen sind mit regionalen Motiven aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis bedruckt. Sein "Hunsrück Pale Ale" ist das erste und bisher einzige offizielle sogenannte Hunsrück-Bier. Auch seine Brauerei ist die erste und bisher einzige im Kreis. Verkauft wird das Bier in ausgewählten Lebensmittelgeschäften und Hotels, auch Restaurants vor Ort haben es auf ihrer Getränkekarte.

Vom Elektrotechniker zum Bierbrauer
Der Elektrotechnikermeister hat sich das Bierbrauen selbst beigebracht. "Da ging bei den ersten Versuchen auch schon mal was schief", erzählt der 41-Jährige. Einmal habe er sein Bier zu früh abgefüllt. Es habe noch zu viel Kohlensäure gehabt und sei beim Öffnen aus den Flaschen geschossen. Ein anderes Mal sei zu viel Hopfen drin gewesen. "Wir haben es trotzdem getrunken, aber es war schon sehr herb", schmunzelt Lubischer.
Mit der Zeit wurde das Bier aber immer besser. Seine Frau unterstützte ihn von Anfang an, und irgendwann war sein Bier so gut, dass ihn auch andere immer wieder danach fragten.
Klaus Lubischer kaufte sich professionelle Sud- und Gärtanks und meldete seine Brautätigkeit offiziell als Nebengewerbe an. Seitdem braut er auf 20 Quadratmetern im Keller der Mühle etwa 2.000 bis 2.500 Liter Hunsrückbier im Monat.
Gemeinsames Bier mit einer Brauerei in Brasilien
Die größte Überraschung für Klaus Lubischer war eine Nachricht, die ihn vor einiger Zeit aus Brasilien erreichte. Nachfahren der Familie Strieder, der ehemaligen Mühlenbesitzerin, hatten mitbekommen, dass er die Mühle gekauft hatte. Die letzten Strieders waren Mitte des 19. Jahrhunderts nach Brasilien ausgewandert.

Eine Nachkommin ist eigentlich Apothekerin und beschäftigte sich im Rahmen ihrer Examensarbeit mit Hefepilzen. Dabei befasste sie sich auch mit Bierhefen. Und auch sie begann, sich ähnlich wie Klaus Lubischer für's Bierbrauen zu interessieren. Mit Erfolg. Denn inzwischen ist daraus eine eigene Brauerei entstanden, die in Brasilien und darüber hinaus sehr bekannt ist. Den Apotheker-Job hat sie inzwischen aufgegeben und managt nun ihre Brauerei.
Mit den Strieders in Brasilien tauscht Lubischer auch Braurezepte aus. Gemeinsam planen sie in der Strieders Mühle ein "Strieder-Hunsrück-Bier" zu entwickeln und dann gemeinsam zu brauen. Dieses soll dann im Hunsrück und in Brasilien erhältlich sein. Im Frühjahr wollen die Brasilianer dafür sogar zurück in ihre alte Heimat in den Hunsrück kommen.
Regionale Brauerei mit großen Plänen
Lubischer hat für seine regionale Brauerei noch große Pläne. Dabei profitiert er davon, dass direkt vor der Tür der Wanderweg "Traumschleife Oberes Baybachtal" vorbeiführt. Der Nebenerwerbs-Brauer plant deshalb, ein altes Nebengebäude der Mühle wieder aufzubauen und darin eine richtige Craft-Bier-Brauerei einzurichten. Dazu sollen ein Biergarten und eine kleine Gastwirtschaft kommen. Bis zu 10.000 Liter will er dann im Monat brauen.
Langfristig will der gebürtige Hunsrücker auch seinen eigenen Hopfen anbauen und auch sein Malz selbst aus regionaler Hunsrücker Braugerste herstellen.