Für einen Laien bietet sich ein undurchsichtiges Bild der Verwüstung. Mehrere Gebäude wurden bei dem Brand zerstört. Im Erdgeschoss eines der Gebäude ist eine Doppelgarage komplett ausgebrannt, undefinierbare Trümmer türmen sich bis auf Kniehöhe auf. Brandermittler Jochen Kasper von der Polizei Mayen zeigt trotzdem zielsicher auf eine ganz bestimmte Stelle. Genau dort sei der Brand höchstwahrscheinlich ausgebrochen.

Schritt 1: Beobachtung und Erfahrung
An vielen verschiedenen Materialen können die Profis sehen, wie lange sie der Hitze ausgesetzt waren. Holz, Eisen und selbst Plastik zeigen dann ganz bestimmte, spezifische Verformungen und Verfärbungen. Mit der entsprechenden Erfahrung können die Brandermittler dann relativ sicher sagen, welche Bereiche am längsten gebrannt haben. Und dort, wo der Brand ausgebrochen ist, hat das Feuer in aller Regel am längsten gewütet.
Wenn es Zeugen gibt, werden die Aussagen damit abgeglichen. Gerade Zeugen, die den Brand am Anfang gesehen haben, bevor das Feuer sich großflächig ausgebreitet hat, seien besonders wichtig, so Kasper. "Gerade bei Brandstiftung kommt es auch immer wieder vor, dass das Feuer an mehreren Stellen gleichzeitig gelegt wird."
Schritt 2: Brandstiftung oder andere Ursache?
Im Fokus der Brandermittler steht immer die Frage, ob es Brandstiftung war, oder es eine andere Ursache gibt. Die Suche der Brandermittler besteht deswegen auch in aller Regel darin, mögliche Beweise für eine Brandstiftung zu finden. Dabei finden die Ermittler aber auch immer wieder entlastende Hinweise, wie elektrische Geräte, die einen Kurzschluss hatten oder defekte Groß-Akkus, zum Beispiel von E-Bikes. Alle technischen Geräte in der unmittelbaren Nähe des Brandherds werden zur Untersuchung in Spezial-Labore gegeben. Im vorliegenden Fall sei die Ursache immer noch unklar.
Schritt 3: Einsatz eines Spürhundes
Umgekehrt ist das sicherste Indiz für eine Brandstiftung eine Art von Brandbeschleuniger. "Am besten und schnellsten gehe das mit einem extra ausgebildeten Spürhund," sagt Kasper. In Rheinland-Pfalz gebe es davon drei. Der dreijährige Schäferhund-Rüde Ernst, der in Lütz zum Einsatz kommt, wurde von der Hundestaffel aus Trier angefordert.
Tatsächlich markiert Ernst an genau der Stelle, die vorher die Ermittler als wahrscheinlichsten Brandherd identifiziert haben. Das bedeutet: Hier gab es tatsächlich mindestens einen der insgesamt 13 Brandbeschleuniger, auf die Ernst trainiert ist.
Schritt 4: Proben fürs Labor sammeln
Das heißt allerdings nicht zwangsläufig, dass es sich wirklich um Brandstiftung gehandelt hat. Jochen Kasper ordnet ein: "Das ist ein Indiz, aber kein Beweis. Denn die Garage wurde auch als Werkstatt genutzt. Ein Benzinkanister, Lack oder Lösungsmittel könnten auch einfach hier gelagert worden sein."
Das ist ein Indiz, aber kein Beweis.
Um für Klarheit zu sorgen, welchen Brandbeschleuniger Spürhund Ernst gefunden hat, wird Asche von der Stelle in spezielle Plastikbeutel verpackt und verschweißt. "Die meisten Brandbeschleuniger verflüchtigen sich sehr schnell. Unsere Beutel sind so beschichtet, dass kein Gas ausweichen kann." So werde sichergestellt, dass später im Labor noch genug von dem jeweiligen Stoff vorhanden ist. Die Untersuchung im Labor könne einige Tage dauern.
Schritt 5: Weitersuchen
Ein Indiz allein reiche aber praktisch nie aus, so Kasper weiter. "Jeder Brand ist anders und wie ein Puzzle." Und oft zeige sich erst am Ende, was wirklich passiert sei. Die Aufgabe der Brandermittler bestehe auch nicht darin, die Beweise zu bewerten, sagt Jochen Kasper. Seine Aufgabe bestehe darin, so viele Spuren wie möglich zu sichern. Deswegen sei es immer wichtig, so lange weiter zu suchen, bis alle noch verwertbaren Beweise gefunden seien.