Feuerwerk-Hersteller Weco Eitorf Westerwald (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Luftbelastung mit Feinstaub nach Silvester

Böllerverbot? Warum Feuerwerk-Hersteller Weco in Eitorf gelassen bleibt

Stand

Die Deutsche Umwelthilfe fordert ein generelles Böllerverbot für die Silvesternacht. Der Feuerwerk-Hersteller Weco im Rhein-Sieg-Kreis rechnet dennoch mit einem guten Jahr.

Ein Unternehmenssprecher teilte mit, die Argumente für ein Feuerwerksverbot seien alle bekannt, könnten aber bei genauer Betrachtung entkräftet werden: "Auffällig ist, dass die Deutsche Umwelthilfe in ihrem Statement dieses Mal nicht auf die 5.000 Tonnen Feinstaub hinweist, die in der Silvesternacht angeblich durch Feuerwerke entstehen", sagt Oliver Gerstmeier im Gespräch mit dem SWR.

Das könne die Umweltorganisation auch nicht mehr, weil eine neue Studie des Umweltbundesamtes zeige, dass es tatsächlich deutschlandweit nur knapp 1.500 Tonnen seien. "Das sind gerade mal 0,0003 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland pro Jahr", so der Weco-Sprecher. Die Menge sei so gering, dass es sich nicht lohne, darüber zu diskutieren.

Umfrage: 53 Prozent der Deutschen für ein Böllerverbot an Silvester

Das Umweltbundesamt selbst verweist allerdings auf seiner Internetseite darauf, dass "am ersten Tag des neuen Jahres die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub vielerorts so hoch sei, wie sonst im ganzen Jahr nicht." Besonders in den Stunden nach Mitternacht seien die Messwerte teilweise deutlich erhöht.

Die Deutsche Umwelthilfe hatte am Dienstag zum wiederholten Male gefordert, an Silvester in diesem Jahr "die Böllerei ein für alle Mal" zu beenden. Die Umweltschützer verwiesen dabei auf eine Umfrage, wonach die Mehrheit der Deutschen für ein Böllerverbot an Silvester sei. In einer repräsentativen Befragung im Auftrag der Verbraucherzentrale Brandenburg stimmten 53 Prozent dafür, privates Feuerwerk zu verbieten - 39 Prozent waren dagegen.

"Gerade wenn es den Deutschen nicht so gut geht, sagen sie an Silvester: jetzt erst recht."

Supermärkte verkaufen wie gewohnt Feuerwerkskörper

Davon lässt sich Weco nicht beeindrucken: "Wir lesen die Umfrage eher so, dass sich fast die Hälfte der Deutschen wünscht, an Silvester ein Feuerwerk zu zünden." Es gehe ja nur um eine Nacht im Jahr, sagt Gerstmeier. Nach den letzten zwei Corona-Jahren rechnet das Unternehmen mit einer sehr guten Nachfrage. "Die Erfahrung hat gezeigt, gerade wenn es den Deutschen nicht so gut geht, sagen sie an Silvester: jetzt erst recht."

Die großen Supermarktketten hätten Ware in einem ähnlichem Umfang wie vor der Pandemie bestellt, sagt der Weco-Sprecher. Dennoch hat das Unternehmen nach eigenen Angaben in diesem Jahr fast nichts produziert: Die Lager seien aus den Vorjahren noch sehr gut gefüllt.

Lager Feuerwerk-Hersteller Weco in Eitorf. (Foto: Weco)
Die Lager bei Weco in Eitorf im Rhein-Sieg-Kreis sind seit zwei Jahren gut gefüllt.

Koblenz plant kein Böllerverbot

Beim Feuerwerk-Hersteller geht man davon aus, dass es anders als in den vergangenen beiden Jahren kein generelles Böllerverbot geben wird. "Die Coronaschutzverordnung gibt das bei der jetzigen Lage nicht her. Eine Überlastung der Intensivbetten bahnt sich gerade ja nicht an", sagt Gerstmeier.

Auch die Stadt Koblenz sieht aktuell keinen Grund, das Böllern generell zu verbieten. Auf SWR-Anfrage heißt es, ein stadtweites Verbot für das Zünden von Feuerwerken sei aus ordnungsrechtlicher Sicht nicht verhältnismäßig und folglich auch nicht zulässig. Zudem gebe das Immissionsschutzgesetz den Kommunen keine Möglichkeit, ein grundsätzliches Verbot auszusprechen.

Kein Lagerverkauf bei Weco wegen Personalmangels

Obwohl in Sachen Silvester-Feuerwerk alles wieder wie vor Corona zu laufen scheint, hat Weco weiter mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Nach eigenen Angaben musste das Unternehmen eines von drei Werken schließen und arbeitet jetzt mit etwa 60 Prozent der Mitarbeiter weiter.

Deshalb sei es auch nicht möglich, zwischen Weihnachten und Silvester wie gewohnt einen Werksverkauf anzubieten. Stattdessen würden die bei Feuerwerk-Fans so beliebten Überraschungspakete im Internet per Click-&-Collect verkauft und könnten dann zu bestimmten Terminen in Eitorf abgeholt werden.

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