Wenn Sunday Effey spät abends von seiner Vollzeit-Arbeitsstelle zurückkommt, liegt schon jemand in seinem Bett. Denn er teilt sich mit einem Freund nicht nur ein 15 Quadratmeter großes Zimmer, sondern auch eine 1,40 Meter breite Doppelmatratze: "Ich habe sofort gesagt: Das geht nicht. Alles ist jetzt Stress, großer Stress. Ich habe gesagt, ich bezahle doch Miete. Aber sie sagen, das muss so."
300 Euro im Monat zahlt der Nigerianer für das kleine Zimmer im ehemaligen Hotel Burghof in Dieblich. Nach Angaben des Bistums Trier entspricht das dem vierfachen der ortsüblichen Vergleichsmiete. Die zuständige Verbandsgemeinde Rhein-Mosel wollte sich bislang auf SWR-Nachfrage nicht zu der Unterkunft in Dieblich äußern.

Katastrophale Ausstattung in der Küche
Werner Huffer-Kilian vom Bistum Trier kritisiert aber nicht nur die zu hohen Mietpreise, auch die Ausstattung sei teilweise katastrophal - zum Beispiel in der Küche: "Da sind mehrere Kochplatten. Manche hängen an Dreifachsteckern, die zwei oder drei Mal verlängert wurden. Wenn 20 bis 25 Leute dort immer wieder kochen, kann man sich vorstellen, was da abgeht."
Falls es die Menschen überhaupt schaffen, in die Küche zu kommen. Dem Syrer Resan Sahid fällt das schwer. Er hat Polio, also Kinderlähmung. Eines seiner Beine ist komplett gelähmt. "Ich kann nicht in die Küche gehen. Ich lebe im dritten Stock und mit meinem Bein ist es schwer, die Treppe zu gehen. Deswegen esse ich immer etwas, das ich nicht kochen muss."
"Das ist doch Deutschland, das Land der Freiheit und der Menschenrechte. Aber die Situation hier im Hotel gehört nicht zu Deutschland. Das ist wie in der Dritten Welt."
Menschen mit Behinderung werden zu wenig unterstützt
Das sei kein Einzelfall, sagt die ehrenamtliche Helferin Eva Pfitzner. Immer wieder kämen Geflüchtete mit Behinderungen in die Unterkunft. Eine richtige Unterstützung erhielten die Menschen nicht: "Hier sind Treppenhäuser. Wir haben neulich noch diskutiert: Kann einer mit Polio so eine Treppe, die mit Teppichboden belegt ist und sehr steil ist, überhaupt in sein Zimmer im dritten Stock kommen? So etwas geht einfach nicht."
An den Zuständen im ehemaligen Hotel Burghof habe sich seit der Inbetriebnahme 2016 nichts geändert, heißt es vom Bistum. Auch Beratungsangebote gebe es kaum. Und die Stimmung unter den Bewohnern sei aufgrund der schlechten Wohnsituation immer wieder gereizt, sagt Sahid: "Das ist doch Deutschland, das Land der Freiheit und der Menschenrechte. Aber die Situation hier im Hotel gehört nicht zu Deutschland. Das ist wie in der Dritten Welt."