In seiner Fronleichnams-Predigt warf Bätzing dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Strategie des Aushungerns vor. "Putin setzt auf Hunger als politisches Druckmittel, um abhängige Staaten der südlichen Hemisphäre politisch gefügig zu machen und auf andere Druck auszuüben", sagte der 61-Jährige, der auch der Deutschen Bischofskonferenz vorsteht.
Der "ungerechte Überfall" Russlands auf die Ukraine - einen der größten Weizenproduzenten der Welt - bedrohe die weltweite Versorgung, fügte Bätzing an. Getreidefrachter lägen in ukrainischen Häfen fest, die diesjährige Ernte in dem Land werde den Bedarf wohl nicht decken können. Zugleich stehle Russland in großem Umfang Getreide aus den besetzten ukrainischen Gebieten. Dies alles stelle Staaten wie Äthiopien vor große Probleme, das bislang 45 Prozent seiner Weizenimporte aus der Ukraine bezogen habe, sagte Bätzing in seiner Predigt.
Bischof fühlt sich an Stalin erinnert
Auch in der Ukraine erinnere "die Brutalität der Menschenrechtsverletzungen" durch Russland viele an die unter dem Begriff "Holodomor" bekannte Hungersnot der Jahre 1932 und 1933. Damals hatte der sowjetische Diktator Josef Stalin durch eine erzwungene Kollektivierung der Landwirtschaft eine große Hungersnot ausgelöst, an der in der Ukraine mehrere Millionen Menschen starben. "Holodomor" lässt sich in etwa mit "Tötung durch Hunger" übersetzen. Es gibt Forderungen, das damalige Geschehen als Genozid - also einen Völkermord - einzustufen.
Bätzing verwies in seiner Predigt auch auf die dramatische Mangellage in Ländern wie Afghanistan, Somalia und Mali. Dort litten heute nahezu 90 Prozent der Bevölkerung unter akutem Hunger. Noch vor wenigen Jahren habe es so ausgesehen, als ob die Ernährungssituation von hunderten Millionen Menschen deutlich verbessert werden könnte. Inzwischen aber nehme Hunger durch Kriege, Korruption und terroristische Bedrohungen wieder zu.
Bätzing lobt Mut der Ukrainer
Der Limburger Bischof betonte mit Blick auf den Kreuzestod Jesu, Christsein bedeute auch, Opfer zu bringen. "Opfer, das ist eine Realität unseres Lebens", sagte er und verwies auf die "mutigen Ukrainer und Ukrainerinnen, denen die Freiheit ihres Landes offenbar mehr wert ist als ihr Leben, sodass sie sich den Angreifern entgegenstellen".