Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier hatte bereits angekündigt, dass sie Jürgen Pföhler (CDU) voraussichtlich Ende Oktober in den vorzeitigen Ruhestand versetzen will. Pföhler selbst hatte aus gesundheitlichen Gründen darum gebeten.

Horst Gies bleibt bis zu Neuwahlen Vertreter
Der Erste Beigeordnete des Kreises, Horst Gies, übernimmt bis auf Weiteres die Geschäfte des Landrats - wie schon in den vergangenen Wochen, seit sich Pföhler kurz nach der Flutkatastrophe Mitte Juli krank gemeldet hatte. Beide - Gies und Pföhler - sind Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion.
Die Landkreisordnung regelt in Paragraph 46, dass die Neuwahl spätestens drei Monate nach Freiwerden der Stelle des Landrats erfolgen muss. Der genaue Termin dazu wird von der ADD bestimmt, wurde bislang aber noch nicht genannt. Eine Neuwahl noch vor Weihnachten gilt wegen der Kürze der Zeit und den immer noch widrigen Umständen im Ahrtal als unwahrscheinlich. Die Neuwahl wird deswegen wahrscheinlich im Januar 2022 stattfinden.
Geteilte Meinung bei den Menschen im Ahrtal
In der Bevölkerung gilt Landrat Pföhler als umstritten; spätestens seitdem bekannt wurde, dass die Staatsanwaltschaft Koblenz gegen ihn und einen weiteren Mitarbeiter des Krisenstabs wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen ermittelt. Auch, dass er sich nach der Flut schnell aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, kritisieren viele Bürgerinnen und Bürger im Ahrtal in einer SWR-Umfrage. Manche sagen aber auch, dass Pföhlers lange Amtszeit nicht auf die letzten gut drei Monate reduziert werden sollte. Immerhin sei er über 21 Jahre Landrat gewesen und habe viel für den Kreis erreicht.
Kritik am Krisenmanagement
Kurz nach der Flut war Kritik am Krisenmanagement von Jürgen Pföhler in der Flutnacht laut geworden: Er habe viel zu spät den Katastrophenfall ausgelöst, so der Vorwurf. In einem gemeinsamen Antrag im Kreistag forderten danach alle Fraktionen den Christdemokraten zum Rücktritt auf, um den Weg für einen Neuanfang frei zu machen. Das lehnte der langjährige Ahr-Landrat zunächst ab, stellte darauf aber bei der zuständigen Aufsicht- und Dienstleistungsdirektion ADD in Trier einen Antrag auf Versetzung in den Ruhestand. Die Behörde stimmte zu.
Katastrophenalarm kam ihnen zu spät Ahr-Bürgermeister kritisieren Landrat Pföhler
Mehrere Bürgermeister des Ahrtals erheben schwere Vorwürfe gegen den Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU). Denn ein Katastrophenalarm sei bereits früh gefordert worden.
Parteifreund: "Man konnte mit ihm Kompromisse finden"
Ein langjähriger Weggefährte von Jürgen Pföhler ist der CDU-Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Sundheimer. Dieser lobt vor allem dessen Verdienste in den Bereichen Schule, Bildung und Soziales. "Wenn er sich aber etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war es sehr schwer, ihn davon abzubringen," so Sundheimer im SWR-Interview. Das habe auch nicht nur für die politischen Gegner gegolten, sondern auch innerhalb der CDU-Kreistagsfraktion. "Ich habe auch die eine oder andere Auseinandersetzung mit ihm gehabt. Am Ende konnte man mit ihm aber immer auch einen Kompromiss finden."