Flüchtlinge aus der Ukraine werden nach ihrer Ankunft am Hauptbahnhof empfangen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sven Hoppe)

Land RLP erlässt Verteilstopp

Keine Ukraine-Flüchtlinge in den Kreis Ahrweiler

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Das Mitgefühl für die Flüchtlinge aus der Ukraine ist groß. Doch die Kommunen im Ahrtal sehen keine Möglichkeit, sie aufzunehmen - nach der Flut brauchen noch zu viele Bürger selbst Hilfe.

Immer mehr Menschen machen sich seit Kriegsausbruch in der Ukraine auf den Weg in die westlichen Nachbarländer. Auch in Rheinland-Pfalz kommen inzwischen immer mehr Flüchtlinge an. Auf eigene Initiative oder die Hilfe durch Privatpersonen und Helfergruppen erreichen immer mehr von ihnen auch den Kreis Ahrweiler.

Das stellt die dortigen Verbandsgemeinden und den Kreis Ahrweiler vor Probleme. Denn acht Monate nach der verheerenden Flutkatastrophe mit 134 Toten leiden auch im Kreis selbst noch tausende Menschen unter den Folgen des Hochwassers. Deshalb hat das Land Rheinland-Pfalz nach Angaben des Kreises Ahrweiler am Donnerstag einen Verteilstopp für Flüchtlinge im Kreis Ahrweiler erlassen.

Flutgeschädigte Kommunen im Kreis Ahrweiler brauchen selbst noch Hilfe

Zuvor hatte sich Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) mit den hauptamtlichen Bürgermeistern der Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler, Remagen und Sinzig sowie der Verbandsgemeinden Adenau, Altenahr, Bad Breisig und Brohltal und der Gemeinde Grafschaft abgestimmt. Alle Beteiligten sind sich demnach einig, dass die Versorgung einer großen Anzahl weiterer, unter Umständen zum Teil schwer traumatisierter Menschen, im Kreis Ahrweiler momentan schlichtweg nicht möglich sein wird.

"Das Ahrtal ist noch immer schwer gezeichnet durch die Flut."

Die ukrainischen Flüchtlinge müssten angemessen untergebracht, betreut und versorgt werden. Damit seien die Kommunen vor Ort aber überfordert, so Cornelia Weigand im Anschluss: "Das Ahrtal ist noch immer schwer gezeichnet durch die Flut. Tausende Menschen können selbst noch nicht in ihr Zuhause zurück, große Teile der Infrastruktur sind nach wie vor zerstört, Schulen und Kitas sind betroffen und viele Menschen benötigen eine enge psychosoziale Unterstützung, um das Erlebte zu verarbeiten."

Um in diesem Bereich der sozialen Infrastruktur den zusätzlichen Bedarf zu decken, sei nach wie vor eine große Kraftanstrengung nötig, so Weigand. Hinzu komme, dass beispielsweise einige Bildungseinrichtungen nur provisorisch genutzt werden können. Zudem hätten sich nach der Hochwasserkatastrophe die nicht unmittelbar von der Flut betroffenen Kommunen bereits solidarisch gezeigt und Betroffene aufgenommen.

Kreis Ahrweiler will auch nach Einzelfall-Lösungen suchen

Dem Kreis und den acht Kommunen ist es ein Anliegen, dass den Menschen aus der Ukraine nicht nur eine sichere Unterbringung und Perspektive geboten wird, sondern auch entsprechende therapeutische Angebote zur Verfügung gestellt werden können. "Natürlich verstehen wir den Wunsch, helfen zu wollen. Viele von uns haben nach der Flut selbst großzügige und selbstlose Unterstützung erfahren dürfen", so Weigand und die Bürgermeister. Im Kreis Ahrweiler sei diese Form der Hilfe aufgrund der schwierigen Situation aber leider nicht möglich.

Für geflüchtete Familien und Einzelpersonen, die bereits im Kreis Ahrweiler angekommen und privat untergebracht sind, werden in Absprache mit den Kommunen und der Kreisverwaltung Einzelfall-Lösungen erarbeitet.

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SWR