"Was ich anhatte..." - gegen das sogenannte Victim Blaming

Ausstellung in Koblenz über sexualisierte Gewalt an Frauen

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In Koblenz startet am Freitagabend eine Ausstellung zum Thema sexualisierte Gewalt an Frauen. Sie trägt den Titel "Was ich anhatte..." und ist zwei Wochen lang zu sehen.

Der Titel "Was ich anhatte..." bezieht sich auf die Kleidung von Frauen und Mädchen, die sie in dem Moment trugen, als sie sexualisierte Gewalt erlebten: sexueller Missbrauch, Vergewaltigung oder sexuelle Übergriffe. Die Installation zeigt die Original-Kleidung von zwölf Betroffenen.

Gegen das "Victim Blaming" - Die Schuld liegt beim Täter

Die Ausstellung will mit dem gängigen Vorurteil aufräumen, dass Frauen oder Mädchen eine Mitschuld an der Gewalt hätten, weil sie sich vermeintlich aufreizend gekleidet hätten, so die Kuratorin der Ausstellung, Beatrix Wilmes. Dabei liege die Schuld bei den Tätern.

"Was ich anhatte..." - eine bewegende Ausstellung in Koblenz

Die betroffenen Frauen schildern anonym in eigenen Texten ihre Gewalterfahrungen, die sie mit der getragenen Kleidung erlebt haben. Diese Texte sind Teil der Ausstellung und zusätzlich mit einem QR-Code abrufbar. Es gehe aber dabei nicht um einen voyeuristischen Blick auf die Tat, so Wilmes. Vielmehr gehe es darum, sexualisierte Gewalt und Sexismus aus der Tabu-Ecke zu holen und darüber zu reden.

Anhand der Original-Schilderungen und -Kleidungen in der Ausstellung werde klar, dass sexualisierte Gewalt keine Frage des Alters oder des Ortes sei, betont die Kuratorin. Es sei eben nicht nur der dunkle Park in der Nacht, wo es zu Übergriffen kommt, sondern auch der Arbeitsplatz oder das eigene Zuhause.

Regina Bies (links im Bild) von der Interventiosstelle Koblenz hat die Ausstellung "Was ich anhatte..." hierhin geholt. Die Kleidung von Alice Westphal (rechts im Bild) und ihre Geschichte sind auch mitausgestellt. Alice Westphal ist aus der Anonymität herausgetreten und ist inzwischen Aktivisten für die Rechte der Frauen.
Regina Bies (links im Bild) ist von der Interventiosstelle Koblenz, die Frauen berät, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Sie hat die Ausstellung "Was ich anhatte..." nach Koblenz geholt. Die Kleidung von Alice Westphal (rechts im Bild) und ihre Geschichte sind Teil der Ausstellung. Alice Westphal ist aus der Anonymität herausgetreten und inzwischen Aktivistin für die Rechte der Frauen.

Gleichzeitig berichten die Frauen in ihren Texten, wo sie sich später Hilfe holten, wem sie sich anvertrauen konnten und wie sie es schafften, das Trauma zu bewältigen beziehungsweise auf welchem Weg sie derzeit sind.

Die Ausstellung in Koblenz haben der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF Koblenz) und der Frauennotruf Koblenz möglich gemacht. Es sind begleitete Führungen durch die Ausstellung möglich. Für den Fall, dass Besucher oder Besucherinnen getriggert werden, ist Fachpersonal vor Ort.

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Bundesweites Interesse an "Was ich anhatte..."

Die Ausstellung tourt seit November 2020 durch ganz Deutschland. Wie Beatrix Wilmes berichtet, fragen so viele Städte an, dass schon bis 2026 Termine vergeben sind. "Was ich anhatte..." entstand durch einen Aufruf, den sie in den sozialen Medien startete. Betroffene schickten daraufhin ihre Kleidung und ihre Geschichte an Wilmes.

Bis heute passiere es aber, erzählt sie im Gespräch mit dem SWR, dass sich Frauen nach einem Besuch in der Ausstellung meldeten und ein Paket mit Kleidung und einem Text dabei hätten. Andere Frauen wiederum wollen ihre Exponate auch irgendwann zurück haben, um sie zu vernichten (z.B. verbrennen), um mit dem Thema abzuschließen. So wechselt die Ausstellung immer wieder ihre Kleidung und die Geschichten - die Aussage der Installation aber bleibt.

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