Der Titel "Was ich anhatte..." bezieht sich auf die Kleidung von Frauen und Mädchen, die sie in dem Moment trugen, als sie sexualisierte Gewalt erlebten: sexueller Missbrauch, Vergewaltigung oder sexuelle Übergriffe. Die Installation zeigt die Original-Kleidung von zwölf Betroffenen.
Gegen das "Victim Blaming" - Die Schuld liegt beim Täter
Die Ausstellung will mit dem gängigen Vorurteil aufräumen, dass Frauen oder Mädchen eine Mitschuld an der Gewalt hätten, weil sie sich vermeintlich aufreizend gekleidet hätten, so die Kuratorin der Ausstellung, Beatrix Wilmes. Dabei liege die Schuld bei den Tätern.
"Was ich anhatte..." - eine bewegende Ausstellung in Koblenz
Die betroffenen Frauen schildern anonym in eigenen Texten ihre Gewalterfahrungen, die sie mit der getragenen Kleidung erlebt haben. Diese Texte sind Teil der Ausstellung und zusätzlich mit einem QR-Code abrufbar. Es gehe aber dabei nicht um einen voyeuristischen Blick auf die Tat, so Wilmes. Vielmehr gehe es darum, sexualisierte Gewalt und Sexismus aus der Tabu-Ecke zu holen und darüber zu reden.
Anhand der Original-Schilderungen und -Kleidungen in der Ausstellung werde klar, dass sexualisierte Gewalt keine Frage des Alters oder des Ortes sei, betont die Kuratorin. Es sei eben nicht nur der dunkle Park in der Nacht, wo es zu Übergriffen kommt, sondern auch der Arbeitsplatz oder das eigene Zuhause.

Gleichzeitig berichten die Frauen in ihren Texten, wo sie sich später Hilfe holten, wem sie sich anvertrauen konnten und wie sie es schafften, das Trauma zu bewältigen beziehungsweise auf welchem Weg sie derzeit sind.
Die Ausstellung in Koblenz haben der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF Koblenz) und der Frauennotruf Koblenz möglich gemacht. Es sind begleitete Führungen durch die Ausstellung möglich. Für den Fall, dass Besucher oder Besucherinnen getriggert werden, ist Fachpersonal vor Ort.
Vom Frauenhaus in eine eigene Wohnung "Second Stage" Koblenz hilft gewaltbetroffenen Frauen zurück ins Leben
Frauenhausplätze sind rar. Auch, weil viele Betroffene für die Zeit danach keine Wohnung finden und deshalb länger bleiben. In Koblenz schafft das Projekt "Second Stage" Abhilfe.
Bundesweites Interesse an "Was ich anhatte..."
Die Ausstellung tourt seit November 2020 durch ganz Deutschland. Wie Beatrix Wilmes berichtet, fragen so viele Städte an, dass schon bis 2026 Termine vergeben sind. "Was ich anhatte..." entstand durch einen Aufruf, den sie in den sozialen Medien startete. Betroffene schickten daraufhin ihre Kleidung und ihre Geschichte an Wilmes.
Bis heute passiere es aber, erzählt sie im Gespräch mit dem SWR, dass sich Frauen nach einem Besuch in der Ausstellung meldeten und ein Paket mit Kleidung und einem Text dabei hätten. Andere Frauen wiederum wollen ihre Exponate auch irgendwann zurück haben, um sie zu vernichten (z.B. verbrennen), um mit dem Thema abzuschließen. So wechselt die Ausstellung immer wieder ihre Kleidung und die Geschichten - die Aussage der Installation aber bleibt.