Regionale Anbieter haben Zulauf

Ökostrom von nebenan - so funktionieren Energiegenossenschaften

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Klimakrise und Ukraine-Krieg, hohe Preise für Öl, Gas und Strom. Die Richtung scheint klar: Deutschland muss raus aus den fossilen Brennstoffen und sich von Abhängigkeiten lösen. Wir stellen zwei Projekte im nördlichen Rheinland-Pfalz vor, die im Kleinen versuchen, ihren Teil zur Energiewende beizutragen.

Thomas Müller aus Mayen ist der Überzeugung, dass der Klimawandel eine ernste Bedrohung darstellt und dass die Umstellung auf erneuerbare Energien schneller vorangehen muss.

Deshalb hat er sich 2014 nicht nur eine Photovoltaikanlage auf dem Haus installiert, sondern sich auch der "Neuen Energie Bendorf eG" angeschlossen. Eine von mehreren Energiegenossenschaften im nördlichen Rheinland-Pfalz, die ihren Mitgliedern die Möglichkeit geben, alternative Energien privat zu nutzen - und aktiv zu fördern.

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Mitglieder erhalten Rabatt auf Grundpreis

Und das funktioniert so: Mitglieder kaufen Anteile an der Energiegenossenschaft. Von dem Geld werden Solar-, Wind- oder Biogasanlagen finanziert, die Ökostrom produzieren. Der Strom wird in ganz Deutschland angeboten. Mitglieder der Genossenschaft erhalten häufig einen Rabatt auf den Grundpreis von Strom und Gas. Außerdem kann aus möglichen Gewinnen eine jährliche Dividende ausbezahlt werden.

Bendorfer Genossenschaft ist Mitglied der Bürgerwerke

Die Energiegenossenschaft in Bendorf wurde 2012 gegründet, mittlerweile hat sie 400 Mitglieder - auch Kommunen und Unternehmen sind dabei. Ein Anteil an der Genossenschaft kostet 100 Euro. Aufsichtsrat und Vorstand arbeiten ehrenamtlich.

Die Bendorfer sind Mitglied der "Bürgerwerke eG" - dem Verbund aller Energiegenossenschaften in Deutschland, die regenerative Energien aus Sonne, Wind und Wasser anbieten. Das selbstgesteckte Ziel der Genossenschaft ist es, die Energiewende voranzutreiben, sich von großen Energiekonzernen unabhängig zu machen und die Wertschöpfung in der Region zu halten.

Neue Photovoltaikanlagen in Mayen und Vallendar

In den vergangenen Jahren konnte die "Neue Energie Bendorf eG" schon mehrere Projekte umsetzen - unter anderem zusammen mit den Städten Mayen und Vallendar. Dort wurden neue Photovoltaikanlagen installiert - in Mayen auf einer Schule, in Vallendar auf dem Dach einer Kongresshalle.

Die Bendorfer Energiegenossenschaft betreibt nach Angaben von Vorstandsmitglied Thomas Müller mittlerweile vier Photovoltaikanlagen selbst, vier weitere Anlagen sind vermietet und zwei verkauft.

Interesse der Kommunen an eigenen Energieprojekten steigt

Es sei auffällig, das sich in den vergangenen Monaten die Anfragen von Kommunen häuften, sagt Müller. Viele Städte und Gemeinden würden sich offenbar jetzt mehr Gedanken darüber machen, wie sie ihren eigenen Strom produzieren können. Zwar sei der Preis für Ökostrom und Ökogas noch immer teurer als für Energie aus nichtregenerativen Quellen, der Unterschied sei mittlerweile aber nicht mehr so groß, sagt Müller.

Rhein-Hunsrück-Kreis heizt mit Grünschnitt

Ein Beispiel aus dem Hunsrück zeigt, wie es Kommunen gelingen kann, regenerative Energien zu fördern. Der Rhein-Hunsrück-Kreis gilt mit mehr als 100 Prozent Ökostromproduktion deutschlandweit als beispielhaft.

Ein Vorzeigeprojekt im Kreis ist die Aufbereitung des Grünabfalls zu Brennmaterial. Der kommunale Entsorgungsbetrieb beheizt mit dem Grünschnitt der Menschen unter anderem Schulen, Seniorenheime und eine Stadthalle.

Der Abfallentsorger betreibt als "Rhein Hunsrück Energie" (RHE) außerdem ein Solarstromkraftwerk und eine Bioabfall-Vergärungsanlage. Nach Angaben des Vorstands beziehen mittlerweile 500 Kunden Ökostrom über die RHE. Der kommunale Versorger gehört ebenfalls zum Verbund der Energiegenossenschaften in Deutschland - "Bürgerwerke eG".

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