Eigentlich sind die Nottankstellen nur für Hilfskräfte vorgesehen, damit sie dort ihre Fahrzeuge nach der Flutkatastrophe im Ahrtal kostenlos betanken können. Doch offenbar wurde wochenlang nicht ausreichend kontrolliert, wer genau dort seinen Tank füllt. Nach Recherchen des Südwestrundfunks (SWR) wurden an diesen provisorischen Tankstellen pro Tag offenbar Tausende Liter Diesel an Unberechtigte abgegeben.
Forum Nach der Jahrhundert-Flut – Wie gelingt der Wiederaufbau im Ahrtal?
Marie-Christine Werner diskutiert mit
Frank Harsch, Bürgermeister Braunsbach
Edda Kurz, Vizepräsidentin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Michael Lang, SWR-Landeskorrespondent Bad Neuenahr-Ahrweiler
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Ermittlungen wegen möglichen Missbrauchs
Der SWR konnte dokumentieren, dass dort unter anderem Kleinbusse mit Tausend-Liter-Fässern vorfuhren, die immer wieder betankt wurden. Nachdem an einer Tankstelle pro Tag zum Teil mehr als 100.000 Liter abgezapft wurden, begann das Ordnungsamt inzwischen mit Kontrollen. Daraufhin ging die tägliche Menge laut der Tankstellenmitarbeiter um bis zu 80 Prozent zurück. Demnach könnten über Wochen hinweg täglich mehrere 10.000 Liter an Unberechtigte abgegeben worden sein.
Helfer hielten Kontrollen seit längerem für nötig
Helfer an den Tankstellen berichteten dem SWR, dass sie seit längerem darauf hingewiesen hätten, dass Kontrollen dringend nötig seien. "Uns war klar, dass da etwas nicht stimmen kann", sagte ein Augenzeuge dem Sender. Dennoch sei bis Mittwoch vergangener Woche praktisch jedes Fahrzeug aufgetankt worden.
Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat nach eigenen Angaben Ermittlungen gegen einen Beschuldigten aufgenommen. Möglicherweise sei er aber auch zum Tanken berechtigt gewesen. Zur möglichen Schadenssumme oder weiteren Tätern könne man derzeit noch nichts sagen.
ADD: Ordnungsamt bekämpft Tanktourismus
Ein Sprecher der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier sagte der Deutschen Presseagentur, man habe das Problem inzwischen im Griff. Nach der Flutkatastrophe mit 133 Toten und extremen Zerstörungen habe die Bundeswehr die Nottankstellen eingerichtet, die später im Auftrag der ADD von einer Firma übernommen worden seien. "Man machte das erst ohne Nachweis, aber dann kam immer mehr Tanktourismus." Daher zeige das zuständige Ordnungsamt inzwischen erfolgreich Präsenz vor Ort.