Schülerinnen und Schüler aus dem Ahrtal haben es in diesen Tagen nicht leicht. Zusätzlich zu den Corona-Regeln müssen sie sich an eine neue Schule gewöhnen. Viele Schulen im Ahrtal wurden durch die Flut zerstört. Statt in Bad Neuenahr gehen sie jetzt nach Remagen, Bonn oder gar Mayen zur Schule.
Die Anfahrtszeiten und täglichen Kosten sind dadurch oft unzumutbar. So kostet ein einzelnes Ticket zwischen Ahrweiler und Mayen beispielsweise über 20 Euro hin und zurück. Bei drei Schultagen in der Woche kommen da schnell mal über 240 Euro im Monat zusammen.
Kreis übernimmt Kosten für jüngere Schüler
Der Kreis Ahrweiler will die betroffenen Schüler nun zumindest finanziell entlasten. Die Kreisverwaltung teilte mit, dass Schülerinnen und Schüler die Fahrkarten zur Ersatzschule bezahlt bekommen, allerdings nur Schüler bis zum Ende der Sekundarstufe I, also der 11. Klasse. Anträge dafür bekomme man, so der Kreis Ahrweiler, im Schulsekretariat oder auf der Webseite des Kreises.
Für die älteren Schüler und Schülerinnen gibt es ausschließlich Anspruch auf Kostenübernahme, wenn die Familie unter einer bestimmten Einkommensgrenze liegt. Das trifft für die meisten nicht zu. Der Kreis ist deswegen mit dem Landesbildungsministerium in Kontakt, um Sonderregelungen zu finden und die Mehrkosten zu erstatten. Man solle deswegen die Fahrkarten aufheben.
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Lange Fahrtzeiten für Schülerinnen und Schüler
Schülerinnen wie Julia und Sophie aus Ahrweiler, beide 17 Jahre alt, trifft die Situation besonders hart. Für sie ist aus einem Schulweg von 15 Minuten mit dem Fahrrad eine Odyssee von 2,5 Stunden geworden. Die beiden gehen eigentlich in die 12. Klasse des BBS Bad Neuenahr. Jetzt ist ihre Ersatzschule in Mayen.
Um 5:30 Uhr geht Julia aus dem Haus. Da ist es noch stockduster draußen. Dann holt sie ihre Freundin Sophie ab. Um 6 Uhr kommt der Bus nach Remagen. Von dort geht es über Andernach mit zwei Regionalbahnen weiter. Um kurz nach 8 Uhr sind die beiden an ihrer Schule. "Ich finde das richtig anstrengend, so früh aufzustehen", sagt Julia und Sophie meint: "Wenn wir acht Stunden haben, sind wir gegen 18 Uhr zuhause und dann müssen wir noch Hausaufgaben machen. Da bleibt keine Zeit für Freunde, weil wir auch früh ins Bett müssen." Um kurz nach 4 Uhr klingle der Wecker wieder.

Dass die zerstörten Schulen im Ahrtal nicht mehr genutzt werden können, sei klar, sagt eine Mutter aus Ahrweiler dem SWR. "Es sollte aber nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden". Schließlich könne niemand etwas für das Hochwasser. Sie wünscht sich deswegen neben der Kostenübernahme auch einen Shuttlebus.
Neue Buslinien zu Ersatzschulen geplant
Laut dem Kreis Ahrweiler sind neue Schulbuslinien zu den Ersatzschulen am Montag bereits in Planung. Für Julia und Sophie würde sich der Schulweg dadurch auf 45 Minuten verkürzen. Das bis zum Ferienende zu organisieren, sei aber schwer gewesen, heißt es vom Kreis. "Die vielen Um- und Wegzüge im oder aus dem Kreis" hätten es schwer gemacht. Die Schülerdaten und die Schulzeiten in den Ersatzschulen hätten erst kurz vor Schulbeginn vorgelegen. Aber jetzt soll es klappen.
Nach Mayen soll es aus Bad Neuenahr-Ahrweiler zum Beispiel einen Schnellbus geben. Ab 13.09.2021 soll der ExpressBus 904 fahren. Dieser soll auf die angepassten Unterrichtszeiten abgestimmt werden. Zwischen Adenau und Mayen soll ebenso ein zusätzlicher Schulbus (Linie 916) eingerichtet werden.