Seit der Eröffnung im Februar 2014 hat die Polio-Station im Koblenzer Brüderkrankenhaus rund 3.500 Patienten stationär behandelt. Sie kommen aus ganz Deutschland in die Koblenzer Klinik und müssen nach deren Angaben etwa ein halbes Jahr auf einen der 23 Plätze warten.
Im Fokus stehen vor allem Betroffene, bei denen bereits vor Jahren die Krankheit festgestellt wurde und die heute an den Spätfolgen leiden, dem sogenannten Post-Polio-Syndrom. Dazu gehören beispielsweise Muskelschmerzen, Lähmungen oder Atemprobleme.

Einer der Betroffenen ist Peter Neuhaus. Er hat sich 1959 mit dem Polio-Virus infiziert. Mit gerade mal vier Jahren steckte er sich im Urlaub bei einem Mädchen auf dem Campingplatz an. Zu dieser Zeit hatte er schon zwei von drei Impfungen erhalten. Doch wegen einer Erkältung fehlte ihm die letzte, entscheidende Spritze.
"Ich musste mein ganzes Leben lang kämpfen."
Heute ist Peter Neuhaus 63 Jahre alt. Bis kurz vor seinem Ruhestand hat er ein aktives und erfolgreiches Leben geführt. Sogenannte Orthesen unterstützten ihn beim Gehen. Doch genau diese Lebensweise rächt sich jetzt, erklärt Randolf Comtesse, Oberarzt auf der Polio-Station im Koblenzer Brüderkrankenhaus. "Durch Überanstrengung können sich Lähmungen ausweiten."

So auch bei Peter Neuhaus. Langsam breiten sich auch in seinen Armen Lähmungen aus, die er bis jetzt nicht hatte. Deshalb sitzt er heute in einem elektrischen Rollstuhl. Durch die Behandlungen auf der Polio-Station sollen die Patienten lernen, wo ihre Grenzen liegen und wie sie diese im Alltag nicht mehr überschreiten. Für Peter Neuhaus ist es jetzt bereits der dritte Aufenthalt auf der Station. Und egal wie seine Ergebnisse dieses Mal ausfallen - er hat gelernt, sein Leben an seine Krankheit anzupassen.
Fünf Jahre Polio-Station am Koblenzer Brüderkrankenhaus Kampf gegen Kinderlähmung und die Folgen

Seit 1962 gibt es in Deutschland eine Impfung
Nach Schätzungen des Bundesverbands Polio e.V. leiden in Deutschland 50.000 bis 70.000 Menschen unter Folgeerkrankungen der Kinderlähmung. Die Krankheit gilt in Deutschland mittlerweile als ausgerottet, seit Anfang der 1960er Jahre gibt es eine Impfung, die damals mit dem Slogan "Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam" beworben wurde. Die offizielle Impfempfehlung lautet, Kinder mehfach impfen zu lassen und den Schutz dann als junger Erwachsener noch ein Mal aufzufrischen.