Am Nürburgring haben wir zum 40-jährigen Bestehen des Festivals Menschen getroffen, deren eigene Geschichte fest mit Rock am Ring verbunden ist. Ob Verlobung, Beruf oder Campingritual, ihre Geschichten machen das legendäre Festival aus.
- Marius Althof: Vom Festivalkind zum Filmemacher
- Petra und Rainer Kunz: Die große Liebe am Ring
- Judith Batta: Das selbstgehäkelte Rocker-Outfit
- Steffen Fischer: "Camping am Nürburgring" als Lebensprojekt
Marius Althof: Vom Festivalkind zum Filmemacher
Marius Althof aus Drees im Vulkaneifelkreis ist 1995 als 13-Jähriger zum ersten Mal bei Rock am Ring. Drei Jahre später unterstützt er seinen Vater am Bierstand, schmiert und verkauft Knoblauchbaguettes auf dem Festivalgelände. Bis heute arbeitet er jedes Jahr bei dem Musikfestival in der Eifel, mittlerweile aber in anderer Funktion: als Fotograf und Filmemacher. "Man gehört zum Inventar, kennt die Leute - die kennen dich. Dadurch werden auch die Dienstwege kürzer", sagt Althof.

In diesem Jahr hab ich mich schon gefragt, warum hab' ich mir zum Jubiläum nicht mal ein Ticket gekauft?
Von seinem ersten ersparten Geld hat sich der 43-Jährige damals eine Kamera gekauft, um bei Rock am Ring und anderen Veranstaltungen auf der Eifelrennstrecke die schönsten Momente einzufangen. Was als Hobby anfing, ist heute sein Beruf. Er produziert Content für Veranstalter und Medien, dreht auf dem Dach der Boxengasse, ist vor und hinter den großen Bühnen unterwegs und liefert Fotos und Clips für Social Media. "In diesem Jahr hab ich mich schon gefragt, warum hab' ich mir zum Jubiläum nicht mal ein Ticket gekauft? Aber ich bin wieder am schaffen", sagt Althof.

100.000 Geschichten könne er erzählen von Rock am Ring: von tanzenden Nackten im Unwetter, vom Chaos bei der Terrorwarnung 2017 oder von durchgefrorenen Nächten hinter der Bühne. Wenn man ihm zuhört, wird klar: Marius Althof lebt Rock am Ring.
Petra und Rainer Kunz: Die große Liebe am Ring
Freitag, 9. Juni 2000: Petra und Rainer fahren wie immer in die Eifel zu Rock am Ring. Neben Campingzelt und Dosenbier haben sie dieses Mal auch etwas Besonderes dabei: ihre Verlobungsringe. Fünf Jahre zuvor haben sie sich hier auf dem Campingplatz kennengelernt: "Auf dem Autodach haben wir unsere Festnetznummern ausgetauscht", erinnert sich Petra.
Damals ruft Rainer ein paar Tage später bei Petra an. Ihre Mutter nimmt ab: "Da hat ein Rainer angerufen." Petra ist irritiert. Wer ist nochmal Rainer? Beim zweiten Versuch klappt's und kurze Zeit später treffen und verlieben sie sich.

Rainer erzählt, "am Ring habe ich mir extra Mühe gegeben, Hochdeutsch zu sprechen". Erst später fiel ihnen auf, dass sie beide aus der Nähe von Kaiserslautern kommen. "Ach du bisch e Depp!", hat Petra damals zu Rainer in breitem pfälzisch gesagt, als sie sich näher kennenlernten.
Heute, 30 Jahre später, fahren sie immer noch gemeinsam zu Rock am Ring. In diesem Jahr feiern sie auf dem Festival wieder ihre Beziehung. "Andere machen eine Kreuzfahrt - wir machen Rent-a-Tent auf dem Campingplatz bei Rock am Ring", sagt Petra. Die Begeisterung für das Festival und die Liebe zueinander ist bis heute geblieben.

Judith Batta: Das selbstgehäkelte Rocker-Outfit
Judith Batta ist Camperin, Rockerin, Handarbeiterin. Seit Jahren campt sie mit ihren Freundinnen und Freunden bei Rock am Ring - immer auf dem gleichen Platz, und immer mit selbstgehäkeltem Festival-Merch. "Das gehört für mich einfach dazu. Ich sitze vorher wochenlang daheim und häkel mein Rock am Ring-Outfit - und dann wird auf dem Festival richtig gefeiert."

Die Freundschaften, die Gemeinschaft, das Lebensgefühl - all das macht das Festival für sie aus. Für Judith ist der Ring kein Event, sondern eine zweite Heimat. Und der selbstgemachte Merch? Der sorgt regelmäßig für begeisterte Blicke auf dem Zeltplatz.

Steffen Fischer: "Camping am Nürburgring" als Lebensprojekt
1985 ist Steffen Fischer 24 Jahre alt. Damals eröffnet er mit seiner Familie den Campingplatz "Camping am Nürburgring" an der Müllenbachschleife, pünktlich zur Premiere des Musikfestivals. 40 Jahre später ist der Platz immer noch Dreh- und Angelpunkt für tausende Fans bei Rock am Ring. Hier finden in den Tagen vor dem Festival zum Beispiel auch die legendären Ring-Rocker-Partys statt.

Fischer kennt sie alle - die Stammgäste, die Neuen, die Geschichten. Sein Campingplatz ist für viele traditionell das erste Kapitel jedes Festivalwochenendes. Und auch für ihn ist Rock am Ring mehr als nur ein Geschäft: Es ist ein Lebensgefühl, das seit 40 Jahren anhält.