2024 haben rund 1,8 Millionen Menschen den Nürburgring besucht. Das hat die Nürburgring GmbH am Mittwoch bei ihrer Jahrespressekonferenz mitgeteilt. Der Mythos der legendären Rennstrecke zieht die Menschen immer noch an - inzwischen seit 100 Jahren. Wir haben die wichtigsten Ereignisse der vergangenen 100 Jahre am Nürburgring in einer Chronologie zusammengefasst.
Höllenrausch – der große Traum vom Nürburgring
Der Nürburgring – Ort legendärer Rennen und großer Fan-Leidenschaft. Aber auch Schauplatz eines großen Politskandals. Dieser Podcast erzählt die Geschichte rund um den Mythos "Grüne Hölle".
“Höllenrausch” taucht tief ein in die Geschichte des Rings und spricht mit den Menschen, die diesen Ort prägten: mit der inzwischen 80-jährigen Hotelbesitzerin Uschi Schmitz, die als Kind in der Boxengasse spielte und später Niki Lauda sein Leibgericht servierte. Mit dem Sportreporter Hans-Reinhard Scheu, der Laudas tragischen Unfall live kommentieren musste. Mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck, der sich nach vielen Jahren erstmals wieder ausführlich zum Nürburgring-Skandal äußert. Und natürlich mit den Fans, die bis heute jedes Wochenende ihre Zelte am Ring aufschlagen.
Der sechsteilige Podcast “Höllenrausch - der große Traum vom Nürburgring” ist eine Produktion vom SWR. Host ist Max Dehling. Immer freitags gibt es eine neue Folge.
1925: Im Sommer 1925 beginnen mit dem ersten Spatenstich die Bauarbeiten für den Nürburgring. Ziel ist eine Rennstrecke, die auch als Teststrecke für die Automobilindustrie genutzt werden kann. Deshalb gibt es lange gerade Abschnitte für hohes Tempo, aber auch steile Anstiege mit vielen Kurven. Nach Angaben der Nürburgring GmbH wird damals mit Baukosten von rund 14 Millionen Reichsmark geplant. Zeitweise arbeiten rund 2.500 Menschen an der Rennstrecke.
1927: Der damals über 28 Kilometer lange Kurs wird im Juni mit einem Motorrad- und einem Autorennen eingeweiht: Rudolf Caracciola aus Remagen, einer der bekanntesten Rennfahrer seiner Zeit, gewinnt das Rennen in einem Mercedes.

1934: Die legendären Silberpfeile von Mercedes-Benz feiern ihre Premiere auf der Nordschleife des Nürburgrings. Und das kommt so: Bis einen Tag vorher ist der W25-Grand-Prix-Rennwagen noch in der deutschen Rennfarbe Weiß lackiert. Damit ist das Auto aber ein Kilo zu schwer. Deshalb schleifen die Mechaniker über Nacht den Lack ab. So schaffen sie es, das Limit von 750 Kilo einzuhalten. Am nächsten Tag siegt Manfred von Brauchitsch in dem jetzt silberfarbenen Rennwagen. Damit ist der Mythos der Silberpfeile geboren.

1951: Während des Zweiten Weltkriegs gibt es von 1940 bis 1946 keine Rennen auf dem Nürburgring. Beim Neuanfang gibt es im Juli erstmals wieder ein Formel-1-Rennen in der Eifel. Den "Großen Preis von Deutschland" gewinnt der italienische Rennfahrer Alberto Ascari in einem Ferrari. 1955 stirbt Ascari bei einer Testfahrt. Nach ihm ist die Ascari-Schikane im Autodromo Nazionale Monza benannt.

1968: Der Rennfahrer Jackie Stewart kommt im August mit dem Flugzeug zum Grand-Prix-Rennen und blickt dabei von oben auf den verregneten Nürburgring. Dabei soll er zu seinem Fahrerkollegen Graham Hill gesagt haben, die Rennstrecke in der Eifel sei eine "grüne Hölle". Dieser Spitzname bleibt. Jackie Stewart siegt später beim Formel-1-Rennen für das Team Matra-Ford, trotz der schwierigen Bedingungen mit starkem Regen und dichtem Nebel.

1976: Der Österreicher Niki Lauda verliert beim Großen Preis von Deutschland am 1. August auf der Nordschleife in einer schnellen Kurve die Kontrolle über seinen Ferrari. Er prallt gegen eine Leitplanke. Der Wagen fängt Feuer und wird auch noch von anderen Fahrzeugen getroffen. Lauda ist in dem brennenden Rennwagen gefangen, bis ihn andere Fahrer und Streckenposten retten.

Lauda erleidet schwere Verbrennungen im Gesicht und an den Händen sowie eine Rauchvergiftung, die seine Lunge schädigt. Trotzdem geht er nur sechs Wochen später beim Grand-Prix-Rennen im italienischen Monza wieder an den Start und kommt auf den vierten Platz.
Die Formel 1 kommt nach dem Unfall zunächst nicht mehr auf die Nordschleife in die Eifel zurück. Die Rennen werden ab 1977 auf dem Hockenheimring ausgetragen. Weltweit werden strengere Sicherheitsmaßnahmen im Rennsport eingeführt, auch auf dem Nürburgring.

1984: Nach drei Jahren Bauzeit wird im Mai die neue, moderne Grand-Prix-Strecke eröffnet. Sie ist etwa 4,5 Kilometer lang und wird den aktuellen Sicherheitsanforderungen gerecht mit langen Auslaufzonen, Sicherheitszäunen und einem umfassenden Netz von Rettungswegen. Am 7. Oktober gibt es dann nach sieben Jahren Pause wieder ein Formel-1-Rennen auf den Nürburgring, das der Franzose Alain Prost im McLaren gewinnt.
1985: Auf dem Gelände der legendären Rennstrecke wird das erste Mal "Rock am Ring" veranstaltet: Mit dabei sind damals unter anderem Musiker wie U2, Joe Cocker und Marius Müller-Westernhagen. Ende Mai spielen sie zwei Tage lang vor etwa 75.000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Das Festival bleibt bis 2014 am Nürburgring. Dann weicht es für zwei Jahre ins nahe Mendig aus.
Geschichte der Rennstrecke Der Nürburgring: 100 Jahre „Höllenrausch“ und neue Träume
100 Jahre Rennsport auf dem Nürburgring: Davon erzählt der SWR-Podcast „Höllenrausch“. Der Mythos beginnt zu verblassen. Doch als Veranstaltungsort hat sich der Ring neu erfunden.
1986: Am Nürburgring findet der erste Truck-Grand-Prix statt. Auch er gehört seitdem zum Jahresprogramm. Das beliebte Lkw-Rennen zieht jedes Jahr zehntausende Fans an.
1995: Deutschland ist wieder im Formel-1-Fieber: Am 1. Oktober erleben die Fans den ersten Sieg von Michael Schumacher auf der Grand-Prix-Strecke in der Eifel.
2007: Der Nürburgring verändert sich. Im November geht es los mit dem Projekt "Nürburgring 2009". Die Rennstrecke soll zum Ausflugsziel und Urlaubsort werden und die Wirtschaft in der Region stärken. In den nächsten beiden Jahren wird in der Nähe der Start-Ziel-Geraden eine neue Erlebnismeile gebaut, der sogenannte ring°boulevard. Außerdem ein Indoor-Themenpark und eine Veranstaltungshalle, zwei neue Hotels und ein Ferienpark. Und auch der ring°racer, eine riesige Achterbahn, die die schnellste der Welt sein soll.
2009: Im Juli sind viele Attraktionen des Projekts "Nürburgring 2009" zwar noch nicht fertig, zum Beispiel der ring°racer, trotzdem wird die Eröffnung gefeiert - unter anderem mit dem Formel-1-Rennen "Großer Preis von Deutschland 2009".
60 Veranstaltungen auf der Eifel-Rennstrecke Was erwartet die Besucher 2025 am Nürburgring?
Am Nürburgring in der Eifel sind auch 2025 wieder viele Events geplant. Rock am Ring feiert sein 40-jähriges Jubiläum, es ist 24h-Rennen, Truck-Grand-Prix und Rad am Ring.
Doch das Projekt "Nürburgring 2009", in das hunderte Millionen Euro an Steuergeldern geflossen sind, stürzt den Nürburging in eine große Krise. Weil die zunächst geplante Finanzierung durch private Investoren scheitert und das Land einspringen muss, muss in der Folge der damalige rheinland-pfälzische Finanzminister, Ingo Deubel (SPD), zurücktreten. Er wird später verurteilt, ebenso wie der damalige Geschäftsführer des Nürburgrings und ein Controller. 2012 meldet die traditionsreiche Rennstrecke Insolvenz an und wird schließlich verkauft. Heute gehört der Nürburgring dem russischen Milliardär Wiktor Charitonin.
2017: Nach zwei Jahren in Mendig kehrt "Rock am Ring" an den Nürburgring zurück.










2020: Sieben Jahre hat es gedauert, dann ist am 11. Oktober auch die Formel 1 zurück auf der Grand-Prix-Strecke am Ring. Beim "Großen Preis der Eifel" sind trotz Corona-Pandemie rund 13.500 Zuschauerinnen und Zuschauer dabei - unter strengen Auflagen.
2021: Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wird das Fahrerlager am Nürburgring im Sommer zeitweise zur Einsatzzentrale für die Rettungskräfte und Behörden.
Im September bekommt Sabine Schmitz, die sogenannte "Königin des Nürburgrings", nach ihrem Tod mit nur 51 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung, eine eigene Kurve auf der Rennstrecke: Die Rennfahrerin aus der Eifel hat 1996 als erste Frau das 24-Stunden-Rennen in der "Grünen Hölle" gewonnen. 1997 dann ein weiteres Mal. Viele Jahre hat sie außerdem Interessierte mit dem Renntaxi durch die "Grüne Hölle" chauffiert. Mehr als 33.000 Runden soll die "Botschafterin des Nürburgrings" auf der Nordschleife gefahren sein - und auch mal ihre Oma über die Strecke zum Friseur.

2024: Der Nürburgring wird digital und damit sicherer. In der Winterpause 2024/25 werden abgenutzte Streckenabschnitte auf der Nordschleife wieder fit für den Fahrbetrieb gemacht. Außerdem werden nach und nach etwa 100 Kameras installiert, um die Sicherheit auf dem Ring wesentlich zu verbessern. Künstliche Intelligenz soll in Zukunft die Strecke überwachen, Unfälle oder liegen gebliebene Wagen melden und bei Bedarf den Fahrbetrieb unterbrechen.
2025: Das Festival "Rock am Ring" feiert seinen 40. Geburtstag - und ist drei Monate vor Beginn bereits ausverkauft.