Kinder balancieren während eines Pressetermins auf dem Spielplatz einer Kindertagesstätte auf einem Brett. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert)

Kita-Monitor veröffentlicht

Bertelsmann-Stiftung: In Rheinland-Pfalz fehlen mehr als 26.000 Kita-Plätze

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In Rheinland-Pfalz fehlen nach Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung im kommenden Jahr mehr als 26.000 Kita-Plätze. Das Bildungsministerium verweist dennoch auf Fortschritte. Der Kita-Fachkräfteverband warnt vor einem Kollaps des Systems.

Das geht aus dem Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme der Stiftung hervor. Danach gibt es in Rheinland-Pfalz vor allem für Kinder unter drei Jahren zu wenig Plätze und zwar fast 19.000. So hätten im Land 26 Prozent der unter Dreijährigen einen Kitaplatz, der Bedarf liege aber bei 46 Prozent.

Stiftung: Land kann Rechtsanspruch für jedes Kind nicht einlösen

Auch bei der Betreuung der Kinder ab drei Jahren gebe es eine Lücke. Hier fehlen laut Bertelsmann-Berechnung 7.600 Plätze. Die Zahlen zeigten, dass Rheinland-Pfalz auch im kommenden Jahr den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nicht für jedes Kind einlösen könne, dessen Eltern Bedarf haben.

Tausende weitere Fachkräfte wären gefragt

Die größte Hürde für eine kindgerechte Betreuung in den Kitas bleibe der Fachkräftemangel. Um die Nachfrage nach Kita-Plätzen zu decken, müssten zusätzlich zum vorhandenen Personal weitere 6.700 Fachkräfte eingestellt werden. Dadurch entstünden zusätzliche Personalkosten von knapp 291 Millionen Euro jährlich. Betriebs- und mögliche Baukosten für die neuen Kita-Plätze kämen hinzu.

Bildungsministerium sieht Fortschritte

Das Bildungsministerium in Mainz verwies darauf, dass die Auswirkungen des neuen Kita-Gesetzes aufgrund des Zeitpunktes der Erhebung noch nicht im Ländermonitor abgebildet seien. "Im Vergleich zu 2013 hat sich der Personalschlüssel in Kindergarten- und Krippengruppen in Rheinland-Pfalz verbessert", sagte Bildungsstaatssekretärin Bettina Brück (SPD). Der Fachkräftemangel stelle die Kitas vor große Herausforderungen, betonte sie. "Das Ländermonitoring der Bertelsmann Stiftung bestätigt, dass wir gute Lösungsansätze gewählt haben." So sei die Zahl der Auszubildenden - unter anderem wegen der berufsbegleitenden Ausbildung - deutlich erhöht worden.

Kita-Fachkräfteverband: Studie zeigt "schwerwiegende Mängel"

Der Kita-Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz spricht dagegen von einem "kollabierenden Kita-System". Der Ländermonitor zeige, wie auch in den vergangenen Jahren, dass es schwerwiegende Mängel gebe. Die aktuellen Rahmenbedingungen in den Kitas seien überwiegend nicht kindgerecht, heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes. Der Personalschlüssel und die Räumlichkeiten seien oft unzureichend. Es fehlten so viele Fachkräfte, dass die Not kurzfristig nicht mehr behoben, sondern nur gelindert werden könne. Seit vielen Jahren würden im Kita-System finanzielle Verantwortlichkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen hin- und hergeschoben. Das müsse ein Ende haben, so der Verband.

Damscheid

Eltern verfassen Resolution Scharfe Kritik an fehlenden Kita-Plätzen im Rhein-Hunsrück-Kreis

Im Rhein-Hunsrück-Kreis mangelt es nach Angaben des Kreiselternausschusses (KEA) deutlich an Kita-Plätzen. Die betroffenen Eltern haben daher eine Resolution verfasst.

Am Nachmittag SWR4 Rheinland-Pfalz

Monitor sieht bundesweiten Bedarf von hunderttausenden Plätzen

Auch bundesweit spricht die Bertelsmann-Stiftung davon, dass es noch immer zu wenig Kita-Plätze gebe, um die Nachfrage zu decken. Gemessen an den Betreuungswünschen fehlten im kommenden Jahr voraussichtlich bis zu 383.600 Plätze: 362.400 im Westen und 21.200 im Osten.

Für das Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme wurden laut Bertelsmann-Stiftung Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik, des zuständigen Bundesministeriums und weitere amtlichen Statistiken ausgewertet.

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SWR