Trotz der zweiten coronabedingten Zwangspause sind die Zuschauer vielen Kinos in Rheinland-Pfalz treu geblieben. "Wir haben seit Juli sehr von starken Filmen wie James Bond und Spiderman profitiert, die den Menschen wirklich gut gefallen haben", sagt Ralf Holl, Chef des Kino-Centers Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis und Mitglied im Hauptausschuss des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater.
Dennoch musste die Branche im direkten Vergleich zum letzten regulären Kinojahr 2019 einen Umsatzrückgang von 63 Prozent verkraften, teilte die Interessenverbände HDF KINO und der VdF mit. Gegenüber 2020 wurden mit 40,4 Millionen Tickets immerhin 18 Prozent mehr verkauft.
Kinobesuchern fehlt Spontanität
Die Herausforderungen für Kinobetreiber seien enorm, erzählt Holl im Gespräch mit dem SWR. Angefangen bei den Produktionsfirmen, die die Verleihdauer während der Corona-Pandemie stark verkürzt hätten. "Früher waren es 120 Tage, jetzt sind es im Schnitt 60 Tage, dann gehen die Filme in den Stream." So hätten Kinos weniger Zeit von den einkommensstarken Filmen zu profitieren.
"Es ist bislang bundesweit kein Fall von den Gesundheitsämtern gemeldet worden, bei dem sich ein Gast in einem Kino angesteckt hat."
Nach den erfreulichen Wiedereröffnungszahlen habe die 2G-Plus-Regelung im Herbst den Betrieb enorm erschwert und die Besucher verunsichert. Mit Mühe habe man ein eigenes Corona-Testzentrum einrichten können, um die Barriere für den Kinobesuch wieder herabzusetzen. "Die Gewohnheiten der Menschen haben sich aber offenbar verändert, sie sind nicht mehr so spontan. Freizeitaktivitäten werden viel genauer geplant und eher auf Nummer sicher."
Holl: "Kino ein sehr sicherer Ort"
Dabei sei das "Kino ein sehr sicherer Ort: Es ist bislang bundesweit kein Fall von den Gesundheitsämtern gemeldet worden, bei dem sich ein Gast in einem Kino angesteckt hat“, so Holl. Die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen seien groß, und die Situation bei einem Kino-Besuch auch kaum zu vergleichen mit einem Restaurantbesuch.
Der Kinogast bleibe in der Regel während des Films auf seinem Platz und unterhalte sich auch nicht dabei. "Unsere Klimaanlagen tauschen zudem mehrfach in der Stunde die gesamte Luft im Saal aus. Die Aerosolbelastung ist daher um ein vielfaches geringer als in der Gastronomie", sagt Holl.
Dass in den bisherigen Corona-Verordnungen Kinos trotzdem nicht besser behandelt werden, ärgert ihn. "Wir wünschen uns da mehr Differenzierung, dass genauer hingeschaut wird, wie die Situation in den Kinos ist."
Kritik an Ungleichbehandlung
Unterstützung kommt vom zentralen Interessenverband der Kinobetreiber HDF KINO. "Die Ungleichbehandlung gegenüber den Kinos ist umso haltloser, da bereits in Studien nachgewiesen wurde, wie vergleichsweise gering das Infektionsrisiko in den Filmtheatern ist", sagt Vorstand Christine Berg auf SWR-Anfrage.
"Wir sehen uns den Herausforderungen der Pandemie weiterhin ungebremst gegenüber, doch spätestens jetzt sind die Rücklagen der Kinos endgültig aufgebraucht“, so Berg weiter. "Angesichts sämtlicher weiterer Beschränkungen werden die Kinos es in 2022 nicht ohne zusätzliche Förderungen schaffen."
Holl: "Nächste zwei Quartale enorm schwierig"
Auch für Kinobetreiber Holl sind die kommenden Monate mit vielen Fragezeichen versehen. "Wir können nur von Woche zu Woche denken. Für viele Kinos werden die nächsten zwei Quartale enorm schwierig. Die finanziellen Polster sind fast aufgebraucht". Für die zweite Jahreshälfte hoffe er auf eine Entspannung. Dann seien auch viele neue gute Filme angekündigt.