Fehlender Nachwuchs

Kinderarzt-Versorgung in Rheinland-Pfalz prekär

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Die Praxis von Kinderarzt Reinhold Jansen in Daun ist eine der letzten Anlaufstellen für Familien mit ihren kranken Kindern in der Region. "Wir haben Eltern, die kommen von weit, weit her - die haben 30, 40 Kilometer Anfahrtsweg", so Jansen. "Sie haben telefoniert ohne Ende und nirgendwo einen Platz gefunden. Die sind verweifelt, die sind letztendlich froh, dass sie überhaupt angenommen werden." Ende des Jahres will der 73-Jährige seine Praxis allerdings schließen, weil er keinen Nachfolger findet.

Die Kommunalpolitiker der Region kennen den Ärztemangel auf dem Land seit Jahren und haben auch schon einiges unternommen. "Ein Hausarzt oder auch ein Facharzt bekommt 100.000 Euro, wenn er sich bei uns ansiedelt", sagt Benedikt Oster (SPD), Beigeordneter der Verbandsgemeinde Kaisersesch. Auch einen Bauplatz wolle man nach Möglichkeit anbieten. "Wir als Verbandsgemeinde betrachten wirklich denjenigen, der zu uns kommen will, ganzheitlich, betreuen ihn und nehmen ihn auch an die Hand." Einen Kinderarzt hat die Verbandsgemeinde aber noch immer nicht gefunden.

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KV: Prekäre Kinderarzt-Versorgung in ganz Rheinland-Pfalz

Aber nicht nur auf dem Land, auch in manchen Städten sind Kinderärzte teilweise knapp - wie etwa in Ludwigshafen. Keiner wolle dorthin, sagt die Kinderärztin Andrea Loechelt-Göksu, die eine Praxis im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof hat. Sie könne keine neuen Patienten mehr aufnehmen, weil ihre Praxis völlig überlastet sei. Das Problem werde sich verschärfen, denn mindestens fünf Ärzte in Ludwigshafen seien Mitte 60 und gingen auf die Rente zu. 2.500 Kinder seien ärztlich nicht versorgt.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) teilte mit, die Kinderarzt-Versorgung in ganz Rheinland-Pfalz sei prekär. Sie fordert unter anderem von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und den Krankenkassen eine bessere Vergütung für Ärzte, um höhere Personal- und Energiekosten auszugleichen. Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium sieht dagegen die KV in der Pflicht, eine ausreichende ärztliche Versorgung sicherzustellen.

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Jeder fünfte Kinderarzt bald im Ruhestand

Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sieht dringenden Handlungsbedarf. In den nächsten fünf Jahren werde jeder fünfte Kinderarzt altersbedingt aufhören. Doch der Nachwuchs fehlt: zu hoch die bürokratischen Hürden, das unternehmerische Risiko, die Arbeitsbelastung. Das schreckt viele ab. Es müssten Anreize geschaffen werden wie etwa die Möglichkeit, sich als Kinderarzt anstellen zu lassen - ohne die ganze Verantwortung einer eigenen Praxis.

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