An Rosenmontag sind viele Städte in Rheinland-Pfalz üblicherweise voll mit feiernden Narren. Innenminister Roger Lewentz (SPD) hatte daher angekündigt, dass die regionalen Polizeipräsidien in den Narrenhochburgen verstärkt Präsenz zeigen, um die Einhaltung der Corona-Beschränkungen zu kontrollieren.
Rosenmontag ohne Narren in Mainz und ohne Jecken in Koblenz
In Mainz blieben die Narren am Rosenmontag offensichtlich zu Hause. In der Boppstraße in der Mainzer Neustadt, wo sich normalerweise die Motivwagen und Gruppen für den Rosenmontagszug aufstellen, liefen am Montagvormittag vereinzelt verkleidete Menschen herum. Auch in der Mainzer Altstadt waren nur wenige Menschen in Kostümen und mit Fastnachtsschals oder -Mützen ausgestattet unterwegs. Insgesamt war es auf allen Plätzen, wo sonst Hunderttausende Fastnacht feiern, leer.
"Es ist tatsächlich ruhig", sagte ein Polizeisprecher aus der Landeshauptstadt. "Wir haben eine Handvoll Kollegen in der Innenstadt, die haben nichts gemeldet." In Mainz scheine in diesem Jahr niemand zu feiern.
Auch das Ordnungsamt in Mainz stellte im Laufe des Tages nur wenige Verstöße gegen das Alkoholverbot und die Kontaktbeschränkungen fest. Am Gutenbergplatz in der Innenstadt sei es kurzzeitig zu einer kleineren Ansammlung gekommen. Aber nach einer Aufforderung seien die Menschen weitergezogen. "Wir können insgesamt eine positive Bilanz ziehen", sagte ein Sprecher der Stadt.

Einige Narren laufen den üblichen Weg des Zuges ab
Einige Mainzer Narren ließen sich aber auch von eisigen Temperaturen, grauem Himmel und Schneeregen nicht aufhalten und liefen den Weg ab, den sonst der Rosenmontagszug nimmt. Die Kostümierten waren meist zu zweit oder dritt unterwegs, riefen Helau und hatten Fastnachtsmusik vom Band dabei.
Auch ein Polizeisprecher aus Koblenz teilte mit: "Normalerweise hätten wir jetzt viel zu tun, aber heute ist die Stadt so wie an jedem grauen Montagmorgen im Winter: leer." Kaum jemand sei auf den Straßen anzutreffen. Verstöße gegen das Abstandsgebot oder die Maskenpflicht seien bis zum Nachmittag nicht registriert worden.
Veranstaltungen abgesagt - närrische Alternativen in Rheinland-Pfalz
Wegen der Corona-Pandemie waren in Rheinland-Pfalz alle öffentlichen Fastnachtsveranstaltungen abgesagt worden. Viele Vereine haben sich jedoch Alternativen einfallen lassen.
In Bendorf (Kreis Mayen-Koblenz) haben die Karnevalisten beispielsweise ihren Umzug mit Playmobilfiguren nachgebaut. Am Rosenmontag ab 14:11 Uhr wurde er im Internet eine halbe Stunde lang gestreamt.
Rund 30 Miniatur-Wagen gebaut Bendorfer Rosenmontagszug im Mini-Format
Kein Rosenmontagszug? Kommt nicht in Frage! Das haben sich die Karnevalisten in Bendorf gedacht und ihren Zug kurzerhand mit Playmobilfiguren nachgebaut. mehr...
In Greimerath (Kreis Trier-Saarburg) haben Karnevalsfreunde einen närrischen Wanderweg kreiert. Die Route zieren beispielsweise Schaufenster-Puppen im Gardekostüm.
Der Karnevalverein Kaiserslautern hat sich in diesem Jahr auf "Fastnacht to Go" vorbereitet. 111 Tüten sind gepackt. Der Inhalt: Secco, Wein, Luftschlangen, Chips und natürlich ein Pin. Damit können die Lauterer Narren auch zuhause alleine feiern.
Und auch der Mainzer Carneval Verein (MCV) hat Corona getrotzt. Ohne Umzug keine Motivwagen - weit gefehlt. Drei satirische "Fastnachtsmonumente" haben die Wagenbauer gebastelt und zumindest virtuell ausgestellt.
Ausfall ist auch finanziell ein riesiger Schaden
Jedes Jahr kommen mehr als eine halbe Million Menschen an Fastnacht zum Feiern nach Mainz. Sie gehen in die Kneipen, feiern Rosenmontag oder schauen sich die Umzüge in den Stadtteilen an. Nach einer Berechnung der Hochschule Mainz nehmen normalerweise etwa 800.000 Gäste an der Straßenfastnacht teil. Im Schnitt geben sie rund 50 Euro für Essen und Trinken aus. Das mache unter dem Strich, so die Wissenschaftler, etwa 40 Millionen Euro.
"Home-Schunkeling" statt Rosenmontagsumzüge
Mit Blick auf die Coronavirus-Mutanten heißt es aus dem Innenministerium, Geselligkeit und Miteinander seien in diesem Jahr nicht angebracht. Es gehe darum, die Verbreitung der Viren zu verlangsamen. Man dürfe den mühevoll erarbeiteten, aber noch begrenzten Erfolg im Kampf gegen das Virus jetzt nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatte schon vergangene Woche an die Rheinland-Pfälzer appelliert, sich an den närrischen Tagen an die Corona-Regeln zu halten. "Home-Schunkeling" mit dem eigenen Hausstand und maximal einer weiteren Person sei das Fastnachtsmotto dieses Jahr, sagte sie.