Amazon Versandkartons stapeln sich bei einem Probebetrieb in einer Logistikhalle. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bodo Schackow)

Petition fordert offenen Bürgerdialog

Zweibrücken: Grünen-Politiker kämpft gegen Amazon

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Mit Hilfe einer Online-Petition will ein Grünen-Politiker den Bau eines Amazon-Logistikzentrums in Contwig verhindern. Er fordert mehr Transparenz von der Stadtverwaltung.

"Ansiedlung des Amazon Logistikzentrum in Zweibrücken verhindern - Einen offenen Bürgerdialog fördern", so formuliert es Marc Sadowski, Vorstandsmitglied der Grünen Südwestpfalz, sehr deutlich im Titel seiner Petition. Er kritisiert in erster Linie den politischen Prozess, der der Entscheidung für das Logistikzentrum vorausgegangen ist. "Zwischen der Veröffentlichung und dem Beschluss im Stadtrat ist keine Woche vergangen", so Sadowski. Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) habe den Bürgern keine Möglichkeit gegeben, sich an einem Dialog zu beteiligen.

Sadowski will Amazon-Ansiedlung in Contwig verhindern

"Solch eine tiefgreifende Entscheidung für die Zukunft unserer Region darf nicht in Hinterzimmern beschlossen werden", schreibt Sadowski. Mit der Petition will er diesen Bürgerdialog anstoßen und mehr Transparenz in der Politik erreichen. Das Industriegebiet Steitzhof bei Contwig gehört auch zu den Gewerbeflächen des Zweckverbands Flugplatz Zweibrücken. Der Stadtrat Zweibrücken sowie der Kreistag Südwestpfalz hatten zuvor dem Bebauungsplan zugestimmt und damit auch den Plänen für ein großes Logistikzentrum. Nach SWR-Informationen soll es sich bei dem künftigen Betreiber um den Versandriesen Amazon handeln. Offiziell bestätigt ist das aber noch nicht.

Kritik an Unternehmenspolitik von Amazon

Der Heltersberger Sadowski macht darauf aufmerksam, dass es immer noch möglich sei, eine Ansiedlung von Amazon zu verhindern. Er kritisiert das Unternehmen als Arbeitgeber, der trotz Rekordeinnahmen in Europa keinen Cent Körperschaftsteuer zahle. Amazon weigere sich beharrlich, seine Mitarbeiter vernünftig zu behandeln, weswegen diese immer wieder streiken würden. Amazon verbiete seinen Angestellten sogar, "FFP2-Masken zum Schutz vor dem Coronavirus zu tragen, weil damit zu lange Pausen verbunden seien", so Sadowski.

Deutlich mehr Verkehr und Lärm befürchtet

Der Grünen-Politiker befürchtet außerdem, dass im Bereich Zweibrücken und Contwig durch ein solches Logistikzentrum "mit deutlich erhöhtem Verkehrs- und Lärmaufkommen durch Lkws und Lieferwagen zu rechnen" sei. Ein Gutachten gehe in Spitzenzeiten wie dem Vorweihnachtsgeschäft von mehr als 1.000 Fahrten pro Tag aus. "In Verbindung mit dem benachbarten Outlet führt dies zu massiven Verkehrsbelastungen", erklärt Sadowski.

Petition läuft bis Dezember weiter

Durch ein Logistikzentrum in der geplanten Größe ginge zusätzlich der Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen verloren, wie der Grünen-Sprecher kritisiert. Er verweist auf den Naturschutzbund NABU, der von einem gigantischen Eingriff in die Natur spricht. Für Sadowski sind das nur einige der Gründe, die gegen eine Ansiedlung von Amazon sprechen. "Viele Fragen sind unbeantwortet. Einen Bürgerdialog gab es bedauerlicherweise nicht", so Sadowski. Die Online-Petition soll noch bis Dezember laufen. Im Anschluss erhalte Oberbürgermeister Wosnitza die Unterschriften.

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