"Ich habe die Diskussion um die geplante Erweiterung des Outlets in Zweibrücken in den letzten Wochen mit Sorge verfolgt", so Martina Stepper, die an der Technischen Universität Kaiserslautern am Lehrstuhl für Stadtplanung arbeitet, auf Anfrage des SWR. Egal ob Kaiserslautern, Pirmasens oder Zweibrücken: Die Innenstädte stehen nach Angaben der Fachfrau extrem unter Druck. Der Leerstand wird immer größer, wodurch immer weniger Menschen in die Fußgängerzone gehen. Außerdem leidet das Erscheinungsbild der Städte und damit auch die Aufenthaltsqualität.
Expertin hofft, dass Erweiterung abgelehnt wird
Stepper hofft vor diesem Hintergrund darauf, dass die Erweiterung des Zweibrücken Fashion Outlets abgelehnt wird. Sie würde die Innenstädte in der Pfalz noch weiter schwächen. Schon jetzt liege eine Ungleichbehandlung vor: Die Einzelhändler in den Fußgängerzonen dürfen vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr anbieten. Das Outlet hingegen kann an zwölf Sonntagen öffnen. Dieses Sonderrecht gehört aufgrund des eingestellten Flugverkehrs in Zweibrücken zurückgenommen, findet Martina Stepper.
Argumente, die den Bürgermeistern und Oberbürgermeistern aus der Region bekannt vorkommen werden. Die meisten von ihnen lehnen die Erweiterung ebenfalls ab. Ralf Hersina (SPD) berichtet, dass sich auch die Stadt Landstuhl gegen den Ausbau ausgesprochen habe. Der Stadtbürgermeister befürchtet, dass dadurch noch mehr Kunden abwandern würden. Doch optimistisch blickt er nicht in die Zukunft: "Ich glaube nicht, dass die Erweiterung nicht kommt", so Hersina.
Homburg lässt Anwälte die Erfolgsaussichten einer Klage prüfen
In Homburg wird Bürgermeister Michael Forster (CDU) noch deutlicher: "Wir, die Stadt Homburg, werden alles Notwendige und Machbare tun, um unsere Innenstadt und die Einzelhändler zu schützen", so Forster gegenüber dem Saarländischen Rundfunk. Die Nachbarstadt von Zweibrücken lässt derzeit durch einen Anwalt prüfen, ob eine Klage gegen die Erweiterung des Outlets Erfolg haben könnte.
Erweiterung ein "Horrorszenario" für die Einzelhändler
Auch Pirmasens, Kaiserslautern, Ramstein-Miesenbach und weitere Kommunen lehnen die Erweiterung des Shoppingcenters ab. Einige Verwaltungen haben ebenfalls angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Pläne prüfen zu wollen. Die Einzelhändler in Pirmasens und Kaiserslautern hatten die Erweiterung als "Horroszenario" bezeichnet. Sie behaupten, dass der Umsatz in den Innenstädten nach der Eröffnung des Outlets um 40 Prozent zurückgegangen sei.
Verein aus Zweibrücken sieht Erweiterung weniger kritisch
Der Verein "Gemeinsamhandel" aus Zweibrücken ist hingegen der Ansicht, dass man das Fashion Outlet differenzierter betrachten müsse. Die Zielgruppe in der Innenstadt sei eine andere, da das Outlet sich trotz günstiger Preise auf exklusive Marken spezialisiert habe. Die Geschäfte in Zweibrücken hätten stattdessen eine Vielfalt unterschiedlicher Angebote und ein anderes Preissegment.
Südwestpfalz freut sich über mehrere hundert neue Arbeitsplätze
Der Landkreis Südwestpfalz würde eine Erweiterung des Outlets sogar begrüßen. Dadurch würden hunderte Arbeitsplätze für die Region entstehen, so ein Sprecher der Verwaltung. Der Ausbau in Zweibrücken könne den Arbeitsmarkt in der Südwestpfalz stabilisieren. Außerdem trage das Fashion Outlet auch zur Wertschöpfung der gesamten Region bei.
SGD Süd: Entscheidung soll noch 2022 fallen
Ein weiterer wichtiger Schritt in der Debatte um die Erweiterung: die Beteiligung der Öffentlichkeit. In dieser Woche endet die Frist, um Fragen und Einwände bezüglich der Pläne bei der Planungsbehörde SGD Süd einreichen zu können. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion geht davon aus, dass die Entscheidung irgendwann in der zweiten Jahreshälfte getroffen wird.