Ein Auto wird an einer Tankstelle mit Diesel getankt.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Felix König)

Clean Diesel stößt weniger CO2 aus

So umweltfreundlich ist der neue Diesel wirklich

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AUTOR/IN
Sabine Schütze

Umweltfreundlichen Diesel gibt es jetzt an den Tankstellen eines Kaiserslauterer Unternehmens. Aber wie sauber ist der wirklich? Sabine Schütze aus der SWR-Umweltredaktion berichtet.

Der Heion-Diesel ist einfach in bestehende Systeme integrierbar und hat bessere Abgaswerte als Standarddiesel. Trotzdem bleibt er ein Diesel.

So entsteht der Clean Diesel

Wasser im Tank eines Dieselautos legt das Gefährt lahm und ist eine teure Angelegenheit. Das haben einige Autofahrer schon mal erfahren müssen.

Der neue Clean Diesel unterscheidet sich da insofern, als dass Kraftstoff nicht einfach mit Wasser gestreckt wird. Beide Flüssigkeiten werden durch eine Reaktorzelle aufbereitet. Dadurch verbrennt der Kraftstoff effizienter und damit umweltfreundlicher.

Vorteile: Die Produktionsanlage kann unkompliziert in bestehende Systeme integriert werden. Der neue Diesel kann ganz normal getankt werden, eine Umrüstung am Auto oder Lkw ist nicht erforderlich.

Das Umweltpotenzial des neuen Dieselkraftstoffs

Der neue Clean Diesel wirbt damit, deutlich weniger gesundheitsgefährdende Stoffe zu emittieren und sogar leistungsstärker zu sein als normaler Diesel. So soll er im Vergleich:

  • 9% weniger Sprit im Stadtverkehr verbrauchen
  • 10% weniger Kohlendioxid im Stadtverkehr ausstoßen
  • 16% weniger Stickoxide im Stadtverkehr ausstoßen
  • 75% weniger Rußpartikel bei der Abgasuntersuchung ausstoßen (Fahrzeug ohne Rußpartikelfilter)
  • 44% weniger Kohlenmonoxid außerhalb der Stadt ausstoßen

(Quelle: https://www.heion-diesel.com)

Potenzial beim Klimagas Kohlendioxid

Das klingt vielversprechend. Trotzdem wird hier weiter kohlenstoffhaltiger Kraftstoff verbrannt. Und wann immer das passiert, entsteht CO2. Herkömmlicher Diesel erzeugt pro Liter mehr CO2 als Benzin. Daran ändert auch der saubere Diesel nur wenig. Von 10 Prozent Einsparung im Stadtverkehr spricht das Unternehmen. Allerdings muss man da die Anlagen und den Herstellungs-Prozess einrechnet. Untern Strich ist dann von Co2-Neutralität die Rede. Das bedeutet: klimatechnisch bringt das nichts. Für den CO2-Ausstoß ist am Ende der Fuß des Fahrers – also die Fahrweise – die wichtigste praktische Stellschraube.

Potenzial beim Luftschadstoff Stickoxid

Dieselkraftstoffe stehen aus Umweltsicht trotzdem schlechter da, weil sie beim Verbrennen deutlich mehr Stickoxide als Benzin emittieren. Denn Dieselmotoren verbrennen ihren Kraftstoff mit einem Luftüberschuss und mit höheren Temperaturen. Beides fördert die Bildung von gesundheitsschädlichen Stickoxiden, die besonders in Ballungsgebieten die Luftqualität beeinträchtigen.

Neue Dieselfahrzeuge mit der Euro 6d-TEMP-Norm stoßen nur knapp ein Viertel der Stickoxide aus wie ältere, gängige Modelle, im Schnitt 50 Milligramm pro Kilometer.  Reduziert man deren Ausstoß mithilfe des Clean Diesel nochmal um 16 Prozent, bleiben 42 mg/km Stickoxide, die moderne Diesel-PKW ausstoßen. Gut das doppelte dessen, was ein gleichalter Benziner emittiert.

Wieviel Stickstoff stoßen Autos aus?

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat mithilfe der ADAC-Ecotest-Ergebnisse die Stickoxid-Emissionen unterschiedlicher Pkw-Antriebe analysiert. Danach stoßen Dieselfahrzeuge im Durchschnitt immer noch 190 mg/km aus und liegen damit deutlich über dem NOX-Grenzwert für Euro 6 Diesel-Pkw von 80 mg/km. Lediglich neue Dieselfahrzeuge mit der Euro 6d-TEMP-Norm stoßen deutlich weniger NOX aus, nämlich durchschnittlich nur noch 50 mg/km. Die getesteten Benziner kommen auf 19 mg/km, auch wenn es hier immer noch vereinzelt Modelle gibt, die den NOX-Grenzwert für Euro 6 Benziner von 60 mg/km überschreiten.

Feinstaub macht dreckige Luft

Da nicht nur Stickoxide die Luftqualität in Städten maßgeblich beeinflussen, sondern auch Feinstaub, sollte auch der eine Rolle bei der Einschätzung spielen, was der Clean Diesel bringt. Denn offenbar ist gerade das Risiko von Feinstaub für die Gesundheit lange unterschätzt worden. Dazu kommt, dass ausgerechnet der unsichtbare Ultra-Feinstaub problematisch ist, weil er nicht von Lungen rausgefiltert werden kann, sondern direkt in die Blutbahn geht.

75 Prozent weniger Rußpartikel bei Dieselfahrzeugen ohne Partikelfilter, verspricht der Hersteller. Die gibt es in Deutschland kaum noch. Der Dieselfilter ist viel wirkungsvoller und schafft 99 Prozent weg. Allerdings könnte der Effekt interessant sein für Agrar- und Baumaschinen und für andere Staaten in denen viele ältere Dieselautos fahren.  

Das bringt der neue Dieselkraftstoff

Heion Clean Diesel preist sich als schnell einsetzbare Zwischenlösung, als mögliche Brückenlösung an, bis zukünftige emissionsfreie Antriebe und neue Mobilitätskonzepte flächendeckend marktreif sind.

Dabei sind die tatsächlichen verringerten Umweltauswirkungen extrem gering. Ob es sich also lohnt, diesen Aufwand für einen sehr beschränkten Effekt zu betreiben, ist in Deutschland eher fraglich. Längst sind hier die Weichen Richtung E-Mobilität gestellt. In Nischen allerdings und im Ausland könnte das mit der Brückentechnologie durchaus besser funktionieren.

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Sabine Schütze