Insolvenzwelle im Westen der Pfalz befürchtet  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, picture alliance / SULUPRESS.DE | Torsten Sukrow / SULUPRESS.DE)

Kaum Auswege aus der Energiekrise

Insolvenz bei Heger Guss: Weitere Schicksale im Westen der Pfalz?

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Susanne Kimmel
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Sarah Korz
SWR-Reporterin Sarah Korz (Foto: SWR)

Immer mehr Unternehmen in der Pfalz haben Angst um ihre Zukunft. Die Handwerkskammer in Kaiserslautern befürchtet, dass auf die Insolvenz der Gießerei Heger weitere folgen.

Die Insolvenz der Heger-Firmengruppe mit Sitz in Enkenbach-Alsenborn hat Kollegen weit über die eigene Branche hinaus aufhorchen lassen. Auch andere Betriebe seien zunehmend verunsichert und hätten Angst um ihre Zukunft, berichtet die Handwerkskammer der Pfalz in Kaiserslautern. Viele hätten mit der Energiekrise schwer zu kämpfen, das spürten die Betriebsberater der Handwerkskammer in Gesprächen immer deutlicher.

Handwerkskammer Kaiserslautern: Die Auftragsbücher leeren sich

Dass auf die jetzt bekannt gewordene Heger-Insolvenz weitere Insolvenzen folgen, hält die Handwerkskammer durchaus für wahrscheinlich: "Die Auftragsbücher dürften sich im kommenden Jahr leeren, darauf deutet die schon jetzt spürbar gesunkene Nachfrage der Kunden hin", erklärt Kammerpräsident Dirk Fischer. Neben den extremen Energiepreisen komme für viele Betriebe erschwerend der noch immer große Fachkräftemangel und Lieferengpässe hinzu.

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Gas sparen und eigenen Strom erzeugen

Was aber tun, dass es in ein paar Monaten nicht zum bösen Erwachen wie bei Heger Guss kommt? "Unsere Betriebsberater bieten Mitgliedern kostenlos Hilfestellung an", heißt es von der Handwerskammer. Viele Betriebe nutzten beispielsweise die Solar- und Photovoltaikenergie, um damit Strom zu erzeugen. Außerdem könne durch thermische Verwertungen der Gasverbrauch reduziert werden.

Pfälzer Friseur führt Vier-Tage-Woche ein

Eine weitere, innovative Idee laut Handwerkskammer: Ein Friseurbetrieb in der Pfalz habe seit September die Vier-Tage-Woche eingeführt. Der Salon habe nur noch von Dienstag bis Freitag geöffnet, die Kundentermine an diesen Tagen aber enger getaktet. Auf diese Weise sei der Umsatz und damit auch die Arbeitslöhne bislang gleich geblieben. Weil von Samstag bis einschließlich Montag die Raumtemperatur im Salon abgesenkt werden könne, spare der Friseurbetrieb gleichzeitig ein Drittel an Energie ein.

"Es ist davon auszugehen, dass gerade energieintensive Unternehmen Kurzarbeit anmelden oder sogar die Produktion stoppen."

Unterdessen befürchtet die Industrie- und Handelskammer der Pfalz, dass wieder mehr Betriebe demnächst Kurzarbeit anmelden. Gerade Unternehmen, die viel Energie verbrauchten, könnten ihre Produktion sogar zeitweise einstellen oder nur noch das herstellen, was dringend gebraucht werde.

Wie schon die Heger-Gruppe sieht die IHK Pfalz die Politik in der Pflicht. Die Energiepreise in Deutschland seien deutlich höher als in den benachbarten EU-Staaten, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Jürgen Vogel. Die Betriebe hier seien deswegen nicht wettbewerbsfähig und das könne doch niemand wollen.

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