Bettina Kusserow, VBZ KL (Foto: SWR)

Gestiegene Kosten für Energie und Lebensmittel

Immer mehr Menschen auch im Westen der Pfalz von Armut bedroht

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Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: Annkatrin Gentges)

Viele Verbraucher müssen gerade tiefer in den Geldbeutel greifen. Die gestiegenen Lebenshaltungskosten treffen auch in der Westpfalz immer mehr aus der Mittelschicht.

Wenn Edith Müller* die Strom- und Gasrechnung noch einmal durchsieht, die ihr im vergangenen Januar ins Haus flatterte, dann kommen der 61-jährigen Hausbesitzerin aus Otterbach böse Erinnerungen hoch: "Mein Mann und ich waren geschockt. So eine hohe Nachzahlung hatten wir noch nie."

Alles teurer: Lebensmittel, Kraftstoff, Energie

Aus unerklärlichen Gründen war der Stromverbrauch von Edith Müller und ihrem Mann im vergangenen Jahr enorm hoch.

Die Hausfrau ist ratlos, denn die hohe Nachzahlung trifft sie und ihren Mann in einer Situation, in der die Preise in allen Bereichen gestiegen sind. Dabei hatte das Ehepaar versucht, mit dem eigenen Häuschen in Otterbach vorzusorgen.

"Wer kann noch drei Euro für Nudeln zahlen, wer kann noch mehr als zwei Euro für einen Liter Benzin zahlen? Da fragt man sich doch, ob man die Fahrt überhaupt macht."

Wie dem Ehepaar Müller geht es gerade vielen anderen Menschen auch, weiß Energiekostenberaterin Bettina Kusserow von der Verbaucherzentrale Kaiserslautern. Sie berät Menschen, die ihre Strom- und Gasrechnungen nicht bezahlen können. Früher seien vor allem Verbraucherinnen und Verbraucher gekommen, die sowieso schon in einer prekären Situation lebten, häufig seien das Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger gewesen.

Immer mehr Menschen auch aus der Mittelschicht nur bedingt zahlungsfähig

Doch die Situation habe sich verändert: "Inzwischen ist es so, dass eben auch Familien, Ehepaare, kommen, die aus der Mittelschicht sind und nicht gedacht haben, dass sie in die Situation kommen könnten, in der sie ihre Energiekosten nicht mehr bezahlen können." Sie macht dafür das Zusammenspiel der Corona-Pandemie, mit der hohen Inflation und dem Krieg in der Ukraine verantwortlich.

"Inzwischen ist es so, dass eben auch Familien, Ehepaare, kommen, die aus der Mittelschicht sind und nicht gedacht haben, dass sie in die Situation kommen könnten, in der sie ihre Energiekosten nicht mehr bezahlen können."

Das Problem: Auch die Versorger wie beispielsweise Pfalz- oder Stadtwerke können keine günstigeren Angebote machen. Auch sie stehen aufgrund der gestiegenen Energiekosten unter Druck. Edith Müller kennt das bereits aus einem Telefonat mit einer Mitarbeiterin der Stadtwerke: "Die Dame sagte mir, dass sie mir kein anderes Angebot machen könne. Die Preise würden explodieren."

Anfragen von Menschen mit Hartz-IV-Bezug hat sich bei Caritas verdoppelt

Von "explodierenden Preisen" kann auch Markus Schmidt, Schuldnerberater bei der Caritas in Kaiserslautern erzählen. Auch er bestätigt: Sein Klientel habe sich verändert. Doch auch bei denen, die sowieso schon mit wenig zurechtkommen mussten, ist die Situation nun noch schlechter: "Die Anfragen von Menschen, die Hartz IV beziehen, haben sich verdoppelt. Da ist der Monat noch nicht vorbei und deren Haushaltskasse ist schon leer." Seine Prognose: Die Situation wird sich eher verschlimmern.

Das Ehepaar Müller hat schnell, nachdem die hohe Nachzahlung bei Ihnen ankam, gehandelt und ist bei der Verbraucherzentrale vorstellig geworden. Gemeinsam mit Energiekostenberaterin Kusserow hat das Ehepaar Müller nun eine Ratenzahlung mit den Versorgern vereinbart. Kurzfristig hilft das. Doch langfristig erwartet Kusserow eine Welle von Verbraucherinnen und Verbrauchern, die sie bei hohen Energiekosten beraten muss. Bettina Kusserow wünscht sich wegen der zu erwartenden Welle eine Lösung von der Politik: "Wärme und Strom sind schließlich Grundbedürfnisse."

*Name von der Redaktion geändert

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