Noch ist die kleine Anna etwas schüchtern. Dass ihr Kinderarzt Peter Follmann mit so einem komischen Gerät auch noch ins Ohr schauen will, gefällt der Zweijährigen nicht. Doch spätestens als Follmann ein Gummibärchen hervor zaubert, ist das Eis gebrochen. Anna erzählt von ihren Schmerzen am Knie, zählt Farben auf und tobt danach durchs Zimmer.

Das sind die Momente, die sich Peter Follmann gewünscht hatte, als er vor rund neun Monaten die Praxis eröffnete. "Der Patienten-Zulauf ist sehr gut, besser als wir erwartet haben. Aber natürlich hat man auch immer so ein bisschen das finanzielle Risiko im Hinterkopf", sagt der 44-Jährige.
Abenteuer eigene Praxis: Was die Kinderärztin bewegt
Solche Gedanken kennt auch Julia Windschügl. Sie hat zusammen mit Follmann die Kinderarzt-Praxis in Winnweiler gegründet. Weg von der Festanstellung im Westpfalz-Klinikum – hin ins Abenteuer eigene Praxis.
Bereut hat auch sie den Schritt nicht: "Wir haben jetzt viele Patienten, die quasi ab Geburt bei uns sind und ich hoffe, viele wirklich bis zum 18. Geburtstag weiterbegleiten zu können", erzählt die 38-Jährige.
Früher leitender Oberarzt in Kaiserslautern
Die beiden Ärzte können aber auch Kolleginnen und Kollegen verstehen, die einen solchen Schritt scheuen. Peter Follmann hatte lange überlegt. Er war leitender Oberarzt in der Kinderklinik in Kaiserslautern. Doch dann gab es die Chance, in seinem Heimatort zusammen mit seiner Kollegin in einem neuen Ärztehaus eine Praxis zu eröffnen. Die wollten sich beide nicht entgehen lassen.
Natürlich braucht man viel Zeit drumherum, aber wenn man gut organisiert ist, ist das durchaus machbar.
"Die Vorteile, die sich mir hierdurch eröffnet haben, heimatnah, eine etwas flexiblere Arbeitszeitgestaltung, weniger Wochenenddienste, keine Nachtdienste mehr - das waren die Gründe, weshalb ich gesagt habe: 'Ich gehe dieses Wagnis ein.'"
Wie die Ärzte am Donnersberg mit dem Thema Bürokratie umgehen
Natürlich kennen beide auch die Klagen von Kolleginnen und Kollegen über die viele Bürokratie. "Die Selbstständigkeit bringt eben nochmal andere Arbeiten mit sich. Wir hatten vor dem Thema Bürokratie großen Respekt, gerade weil wir in dem Bereich Neulinge waren. Natürlich braucht man viel Zeit drumherum, aber wenn man gut organisiert ist, ist das durchaus machbar", erzählt Windschügl.
20 Kinderärzte fehlen - mindestens Kinderarztmangel in RLP - eine Quote im Medizinstudium soll's richten
Arztpraxen klagen, Eltern sind verärgert: In Teilen von Rheinland-Pfalz fehlen Kinder- und Jugendärzte. Es muss etwas passieren, aber was könnte helfen? Das Land hat einen Vorschlag.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist Rheinland-Pfalz insgesamt gut mit Kinder- und Jugendärzten versorgt - allerdings gebe es regionale Unterschiede. In der Westpfalz sei derzeit nur im Kreis Kusel ein halber Kinderarzt-Sitz frei. Auch nach Angaben der Gesundheitsämter gibt es keine größeren Probleme in der Westpfalz.
Teilweise Aufnahmestopps bei Kinderärzten in Südwestpfalz
In der Südwestpfalz, in Pirmasens oder Zweibrücken könne es aber durchaus zu langen Wartezeiten für Termine bei Kinderärzten kommen, teilt eine Sprecherin der Kreisverwaltung Südwestpfalz mit. "Das zeigt sich auch daran, dass es trotz des großen Engagements der Kinder- und Jugendärzte in den Praxen teilweise bereits Aufnahmestopps für neue Patientinnen und Patienten gibt", so die Sprecherin.
Nachfolge ungeklärt Kinderarztmangel - Kirner Arzt verschenkt seine Praxis
Kinderarzt Bernd Zerfaß sucht verzweifelt nach einem Nachfolger. Um jemanden zu finden, will er seine Praxis sogar verschenken. Doch die Suche gestaltet sich schwierig.
Andernorts in Rheinland-Pfalz suchen Kinderärzte verzweifelt nach Nachfolgern. In Kaiserslautern würde ein Kinderarzt seine Praxis gerne zum 1. Oktober übergeben, wie auf der Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung zu sehen ist.
Land Rheinland-Pfalz will mehr Studienplätze für Kinderärzte
Die Landesregierung möchte jungen Menschen eine eigene Praxis mit einer so genannten Landkinderarzt-Quote schmackhaft machen. Damit sollen Studienplätze speziell für künftige Kinderärzte auf dem Land geschaffen werden.
Ein Ansatz, den Peter Follmann und Julia Windschügl grundsätzlich begrüßen. Windschügl sagt dazu aber auch: "Ich weiß nicht, inwiefern man sich zu Beginn des Studiums schon so extrem festlegen kann, dass man Kinderarzt werden will. Bei mir kam dieser Wunsch erst später, als ich echte Einblicke hatte."
Die beiden Kinderärzte in Winnweiler spüren, dass Eltern auch in der Region rund um Kaiserslautern nach Kinderärzten suchen. "Zu uns kommen Leute auch teilweise 30, 35 Minuten gefahren", so die Ärztin.
Eltern sind dankbar für neue Praxis am Donnersberg
Lina Jung und Johannes Weyrich sind an diesem Vormittag mit ihrer fünf Monate alten Tochter Frieda aus dem Kaiserslauterer Stadtteil Erfenbach in die Praxis nach Winnweiler gekommen. Für sie ist das kein Problem: "Eine Bekannte ist hier in der Praxis und super zufrieden. Wir wurden hier auch aufgenommen und es gefällt uns sehr gut."

Das unterstreicht auch Marie-Charlotte Gah. Sie ist selbst Kinderärztin am Westpfalz-Klinikum und hat sich mit ihrem kleinen Sohn für die Praxis am Donnersberg entschieden. "Die beiden sind supernett, kompetent, genauso wie das Team. Man fühlt sich direkt gut aufgehoben."
Bislang keine langen Wartezeiten in Winnweiler
Zufrieden ist auch die kleine Anna nach ihrer Behandlung - und das nicht nur wegen der Gummibärchen. Sie war auch die erste Patientin, die vor neun Monaten in der Kinderarztpraxis behandelt wurde. Deren Mama Christine Schneider sagt: "Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir einen Kinderarzt gefunden haben, wo man auch mal morgens um 8 Uhr anrufen kann, gleich jemand ans Telefon geht und man auch am gleichen Tag nochmal kommen kann."