Nataliya Leshchuck gibt den Deutschkurs für Geflüchtete aus der Ukraine in der ehemaligen Hauptschule Nord in Zweibrücken. Rund zwölf Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind da. In kleinen Gruppen üben sie gerade, wie man sich selbst, aber auch jemand anderes vorstellt. Nataliya Leshchuck kommt zum Tisch an dem Vlada und Christina sitzen. Sie lernen gemeinsam.
Vlada kann schon sagen, wie alt Christina ist, woher sie kommt und was ihre Hobbys sind. Christina und der Rest der Gruppe loben sie und zeigen einen Daumen nach oben. Es scheint so, als motivieren sich alle gegenseitig.

Kursteilnehmer aus der Ukraine schon zusammengewachsen
Nataliya Leshchuck kommt selbst aus Lwiw in der Ukraine und ist schon seit zwölf Jahren hier und arbeitet als Sprachlehrerin. Sie hat den Kurs gemeinsam mit der Stadt Zweibrücken und der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft ins Leben gerufen. Für sie ist der Kurs sehr besonders, sie findet: "Wir sind hier wie eine Familie."
"Wir sind hier wie eine Familie. Wir haben uns schon über unsere Schicksale ausgetauscht und wissen, wie es jeweils dem anderen geht."
Sätze für den Alltag statt trockener Grammatik
Der Kurs beginnt nicht wie üblich mit Grammatik und den Grundlagen der deutschen Sprache. Hier sollen die Teilnehmenden direkt Dinge lernen, die sie in ihrem Alltag anwenden können. Zum Beispiel, wie man sich bei einem Arztbesuch oder einem Behördengang mitteilt. Nataliya Leschuck erzählt, dass eine Teilnehmerin ganz stolz war, dass sie bei einem Zahnarztbesuch direkt das Gelernte anwenden konnte.

Nicht nur ein Sprachkurs, sondern auch ein "Willkommenskurs"
Die Beigeordnete der Stadt Zweibrücken Christina Rauch, die gemeinsam mit der VHS Zweibrücken, der deutsch-ukrainischen Gesellschaft und Nataliya Leshchuck den Kurs umgesetzt hat, spricht von einem "Willkommenskurs". Jeder Geflüchtete solle sich durch den Kurs angesprochen und willkommen fühlen: "Besonders ist auch daran, dass der Teilnehmerkreis nicht geschlossen ist. Wenn man nach Zweibrücken kommt, kann man an dem Kurs teilnehmen und zwar so lange wie man will."
Die Stadt Zweibrücken sei direkt begeistert gewesen von Nataliya Leshchucks Vorschlag, einen derartigen Kurs anzubieten. Sie als Ukrainerin wisse, was die Menschen aus ihrer Heimat jetzt brauchen.
Sich gegenseitig stützen und das Erlebte in der Ukraine gemeinsam verarbeiten
Sich miteinander auszutauschen und füreinander da zu sein, darauf komme es jetzt an. Der Kurs sei ein wichtiger Raum, um sich gegenseitig zu stützen. Auch die Kursteilnehmerin Christina erzählt von ihrem Mann, der noch in der Ukraine ist. Und dann wird es plötzlich still. Sie kämpft mit den Tränen. Ihre Sitznachbarin Vlada legt ihre Hand auf Christinas Arm.
"Die Geflüchteten sind alle traumatisiert und sie brauchen jetzt Unterstützung von den Leuten aus dem eigenen Land."
Es herrscht eine betretene Stimmung im Raum. Jeder scheint in sich gekehrt zu sein und an Zuhause zu denken. Nataliya Leshchuck sagt später im Interview: "Als ich den Kurs angeboten habe, wusste ich, wie es den Leuten hier gehen wird. Die Geflüchteten sind alle traumatisiert und sie brauchen jetzt Unterstützung von den Leuten aus dem eigenen Land."

Alles könne der Kurs jedoch nicht abfangen, daher suche sie und die deutsch-ukrainische Gesellschaft nach einer psychologischen Fachkraft, die russisch und/oder ukrainisch spricht.
Der Sprachkurs der Volkshochschule sei schon mal der erste Schritt, um die Menschen in ihrem neuen Alltag zu unterstützen.