Ralf Hechler, Stadt- und Verbandsbürgermeister in Ramstein-Miesenbach, im Interview über den Ukraine-Krieg und die Nähe zur Air Base Ramstein. (Foto: SWR)

Bringt Air Base Sorgen oder Sicherheit?

Ramstein-Bürgermeister: "Die Menschen haben größte Bedenken, dass auch hier etwas passieren könnte."

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Ralf Hechler (CDU) spricht als Stadt- und Verbandsbürgermeister von Ramstein-Miesenbach derzeit viel mit den Bürgern. Die Nähe der Air Base macht einigen Angst, anderen gibt sie Sicherheit.

SWR Aktuell: Herr Hechler, der Krieg in der Ukraine beschäftigt die Menschen auch in Deutschland. Mit der Air Base vor der Haustür ist der Krieg für viele hier in Ramstein-Miesenbach aber deutlich präsenter. Wie erleben Sie im Moment Ihre Mitbürger?

Ralf Hechler: Die Stimmung ist gedrückt, man kann es auch Angst nennen. Die Menschen haben größte Bedenken, dass auch hier etwas passieren könnte. Es ist aber auch eine große Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine zu spüren, die im Krieg unter Beschuss sind. Das lässt hier niemanden kalt.

"Natürlich merken die Leute, dass etwas passiert."

SWR Aktuell: Der Flugverkehr hat in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Das rückt den Krieg in der Ukraine nochmals deutlich näher in die Region, oder?

Hechler: Ja, es starten und landen so seit zwei, drei Wochen wesentlich mehr Maschinen als sonst. Vor allen Dingen auch nachts. Das sind ganz andere Flugzeiten, als wir hier gewohnt sind, auch von der Anzahl der Flugzeuge her. Natürlich merken die Leute, dass etwas passiert. Auf der anderen Seite ist das auch ein Sicherheitsfaktor: Die Amerikaner sind da, die NATO ist da, wir sind dadurch eigentlich auch geschützt. Die Air Base Ramstein gibt es seit 70 Jahren, die Streitkräfte sind hier, aber wir sind eben auch NATO-Hauptquartier mit 26 Nationen. Natürlich wird diese Mission daher auch von Ramstein begleitet.

Am Revers seines Jacketts trägt der Bürgermeister von Ramstein-Meisenbach, Ralf Hechler, eine Anstecknadel mit dem Wappen von Ramstein-Miesenbach und den Flaggen von Deutschland und den USA. Ein Zeichen für die deutsch-amerikanische Freundschaft in der Region. Angesichts des Kriegs in der Ukraine rückt die Air Base in Ramstein in den Fokus der Öffentlichkeit. Das macht einigen Bürgern Angst, anderen gibt der Luftwaffenstützpunkt Sicherheit. (Foto: SWR)
Am Revers seines Jacketts trägt Ralf Hechler eine Anstecknadel mit dem Wappen von Ramstein-Miesenbach und den Flaggen von Deutschland und den USA. Ein Zeichen für die deutsch-amerikanische Freundschaft in der Region.

SWR Aktuell: Also ist die Nähe zur Air Base eher positiv oder macht das vielen Menschen jetzt im Kriegsfall eher Sorgen?

Hechler: Es ist ein bisschen was von beidem. Es gibt Leute, die schon immer gesagt haben: Wenn mal was passiert, sind wir Zielscheibe Nummer eins als großer Militärstützpunkt. Umgekehrt gibt es aber auch viele, die das Vertrauen in die NATO und die Streitkräfte haben, dass man Russland nicht tatenlos schalten und walten lässt, sondern dass die NATO zusammenrückt. Auch die Bundesregierung hat insgesamt sehr einheitlich Beschlüsse gefasst, um die Wehrhaftigkeit von Deutschland und die Unterstützung der NATO zu stärken. Ich glaube, das hat auch nochmals dazu beigetragen, dass es eher ein Sicherheitsgefühl ist.

SWR Aktuell: Das heißt, Sie nehmen die Air Base Ramstein nicht als Bedrohung wahr?

Hechler: Nein, denn umgekehrt ist die Air Base auch ein Grund dafür, dass wir hier seit 70 Jahren in Frieden und Freiheit in Europa leben. Weil es dieses transatlantische Bündnis gibt, in das Deutschland in den 50er-Jahren eingetreten ist und wir seit dieser Zeit Bündnispartner sind. Ich glaube schon, dass der Bestand der NATO dazu beigetragen hat, dass es über Jahrzehnte stabil geblieben ist.

SWR Aktuell: Sie stehen auch immer wieder in direkter Verbindung mit den Verantwortlichen auf der Air Base. Gibt es denn für einen Angriff auf den Flughafen Notfallpläne?

Hechler: Für einen solchen Fall sind mir keine Pläne bekannt. Es gibt jährliche Übungen auf der Air Base, ganz aktuell auch heute und morgen (Anm. d. Red.: 1. und 2. März). Das ist eine gemeinsame Übung der amerikanischen und der deutschen Seite. Da geht es ganz konkret um eine Notlage, die simuliert wird. Wir hatten 1988 das große Flugtagsunglück, was beide Seiten zusammengeschweißt hat. Da hat man dann auch Pläne für den Katastrophenschutz gemacht für genau solche Fälle: Wie geht man miteinander um, wenn etwas Schlimmes passiert? Aber ganz konkret, dass der Flugplatz sagt, da könnte was passieren wegen des Kriegs in der Ukraine: Das ist nicht der Fall.

"Mein Sohn beschimpft den russischen Präsidenten, dass der damit aufhören soll."

SWR Aktuell: Sie sind nicht nur Bürgermeister hier in Ramstein-Miesenbach, sondern auch Vater von zwei Kindern. Ihre beiden Kinder sind neun und 17 Jahre alt. Wie sprechen die zu Hause mit ihrem Vater über den Krieg? Wie erklären Sie denen die Situation?

Hechler: Das ist eine schwierige Frage. Meine beiden Kinder haben Angst vor dem Krieg. Sie sehen das im Fernsehen und bekommen das mit. Der Kleine beschimpft den russischen Präsidenten, dass der aufhören soll. Die Große hat Angst, dass tatsächlich etwas passieren kann. Sie ist einer der Menschen, die tatsächlich befürchtet, wenn es einen Angriff, einen Atomkrieg mit Nuklearwaffen geben würde, dass es dann einen Dritten Weltkrieg gibt. Das kann man Kindern auch nur ganz schwer vermitteln. Insofern würde ich mich freuen, wenn die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland tatsächlich fruchten und es ein Ende der Kampfhandlungen gibt.

Das Interview zur Stimmung in Ramstein angesichts des Kriegs in der Ukraine führte SWR-Reporterin Janina Schreiber.

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SWR